Review Siebenbürgen – Darker Designs & Images

Irgendwann kommt für eine Band der Zeitpunkt, wo sie Fans der ersten Stunde und Anhänger des jüngsten Materials mit einem neuen Werk gleichermaßen unter einen Hut bekommen müssen. Dieser Moment kam dieses Jahr bereits für Subway to Sally und wird nächstes Jahr für Blind Guardian folgen. Für Siebenbürgen, die nach vier Jahren nun wieder eine LP auf den Markt werfen, ist die Zeit jetzt ebenfalls reif. Nach rotierendem Besetzungskarussell steht nun mit „Darker Designs & Images“ der vierte Longplayer der Bandgeschichte in den Regalen.
Allein von der Aufmachung her hat sich im Vergleich zum Vorgänger „Plagued Be Thy Angel“ nicht viel geändert. Und auch die ersten Klänge stehen in alter Tradition. Ein infernalisches Intro leitet die CD ein, die dann mit „Rebellion“ so richtig startet. Dieser Song steht High-Speed-Brechern wie „Majesties Infernal“ in nichts nach, wird allerdings durch viele Heavy-Einsprengsel erwas ausgebremst. Außerdem muss man sagen, dass der Gesang etwas energiearm daherkommt. Mit „As Legion Rise“ steht nun ein Song auf der Platte, der so gar nicht zünden mag. Die Gitarrenarbeit besteht zu sehr aus unspektakulären Riffs, die man schon von zig Bands gehört zu haben glaubt. Der sonst so eigene Krächzgesang des Bandkopfes Ehlin erinnert zudem frappierend an Dani Filth, wenn dieser in die Tiefen abdriftet. Fräulein Roos, die auf diesem Album ihren CD-Einstand hat, zeigt sich erst beim melodischen „A Crimson Coronation“. Nunja, eine schlechte Sängerin ist sie keinesfalls, aber an ihre Vorgängerinnen kann sie definitiv nicht anknüpfen. Im Vergleich zu Kicki Höijertz klingt ihre Stimme zu austauschbar. Dazu kommt, dass die hier präsentierten Songs viel gradliniger verlaufen als noch z.B. auf der hochklassigen „Delictum“. Somit ist für ausgefallene Kompositionen kein Platz und Roos ist meist auf Bridge und Refrain beschränkt. Der obligatorische schwedische Track „Skuggor“ tritt am ehesten noch in „Delictum“-Fußstapfen. In dieser verträumten Nummer darf sich Frau Roos ein bisschen austoben, dazu gibt es ein schönes Duett im Refrain. „Born Under A Black Sky“ haut in eine ähnliche Kerbe und ist auch eher ruhig gehalten, kann aber durch einen sehr simplen Aufbau nicht überraschen. Mit „Of Blood And Magic“ gibt’s dann – o Wunder – mal wieder voll auf die Zwölf! Hatte man sich doch darauf eingestellt, dass sich die Aggressionen seit der „Grimjaur“ nur noch auf den Opener beschränken, so gibt es hier mit einem astreinen Stück Schwarzmetall eine gelungene Überraschung. Hier darf die Rhyhtmussektion Anders & Niklas mal richtig aufs Pedal drücken und Kollegen Bryngelsson und Ehlin schießen leckere Riffs raus. Daumen hoch, das hat erfrischt!
„Remnants Of Ruin“ ist hingegen wieder ruhiger und klingt leider viel zu sehr nach einigen bereits gehörten Liedern der CD. Ein wenig nach alten „Loreia“-Zeiten klingt „Harvest For The Devil“ und hinterlässt einen guten Eindruck. Der Vorerst letzte echte Song namens „Forged In Flames“ enthält mit viel Tremolo-Gewichse ebenfalls einige Elemtente aus älteren Zeiten, bleibt aber irgendwie nicht richtig hängen. Den Ausklang bildet mit „Summoner Of The Unseen“ ein Klavier- und Streicher-Instrumental, was durch einen Wettbewerb auf der Bandwebsite von einem Fan benannt wurde. Für alle, die die Limited Edition ergattern konnten, sind mit „A Nights Eternity“ und „Ut Ur Graven ‚2005‘“ zwei Boni parat, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Erstgenannter ist eine herzzerreißende Kuschel-Gothic-Nummer, die vom weiblichen Gesang lebt und nur von sanfter Instrumentalisierung unterstützt wird, letzterer ist ein Relikt aus Demo-Zeiten, das für dieses Album neu augenommen wurde, also ein lupenreiner Blackie. Zugegebenermaßen eine tolle Dreingabe für Fans!Nun soll ich also diese CD abschließend bewerten. Damit tue ich mich ausgesprochen schwer, denn obgleich sich viele Songs sehr ähneln, so ist die Platte doch nicht arm an Abwechslung. Aber andererseits klingt sie auch nicht so sehr aus einem Guss wie zum Beispiel das eher ruhige „Delictum“. Auch atmosphärisch haben die Bürger nachgelassen, was zum einen an der Produktion liegt, die längst nicht mehr so finster gehalten ist wie auf den Vorgängern. Und doch macht es Spaß, diese Scheibe zu hören, was an einigen wirklich gelungenen Songs liegt wie auch an der Tatsache, dass man tatsächlich einen Spagat zwischen dem Charme der Erstlinge und der jüngeren Outputs geschafft hat. Hier liegt aber auch andererseits das Hauptproblem: Gerade dadurch weiß man diese CD nicht einzuordnen, da sie sich zwischen die Stühle des bisherigen Schaffens setzt. Was macht man nun damit? Als durchschnittlich will ich „Darker Designs & Images“ nicht abtun. Aber man hätte einiges besser machen können.
Nun noch eine inhaltliche Anmerkung: Da in jedem englischsprachigen Song mehrfach das Wort „Shadow“ vorkommt (das schwedischsprachige Lied heißt übersetzt übrigens auch „Schatten“), besteht akute Trinkspielgefahr!

Wertung: 6.5 / 10

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