Review Siebenbürgen – Revelation VI

Offenbarung (Kapitel) 6 – eine feine Symbolik haben sich die schwedischen Hobbyvampire von SIEBENBÜRGEN für ihr neues Album ausgesucht. Nicht nur handelt es sich um die Passage der Bibel, in der die apokalyptischen Reiter auftreten und damit der Auftakt des gleichnamigen Weltuntergangs statt findet. Die Zahl 6 steht aber auch für das sechste Langeisen Siebenbürgens. Und darüber hinaus passt der Titel „Revelation VI“, weil es sich eben um einen Umbruch handelt, schließlich ist dies das neue Lebenszeichen einer erst jüngst wiedervereinten Band.Aber haben wir es hier auch mit einer musikalischen Offenbarung zu tun?

Viel getan hat sich seit dem eher mäßigen „Darker Designs & Images“, denn mit der Trennung Anfang 2006 und der Wiedervereinigung zu Beginn dieses Jahres gehen auch ein Labelwechsel von Napalm zu Massacre sowie einige Besetzungswechsel einher. Am Mikrofon ist eine junge Dame namens Lisa Bohwalli, die laut der anderen Bandmitglieder der einzige Grund war, doch wieder weiblichen Gesang einzubauen. Bandchef Marcus Ehlin hat neben dem Gekrächze diesmal den Bass übernommen – hey, da muss ja einiges anders klingen!

Tatsächlich sind einige Dinge untypisch an „Revelation IV“. So steht zu Beginn nach einem zugegebenermaßen klassischen Düster-Bombast-Intro ein eher langsamerer Track, der nur gelegentlich in höhrere Geschwindigkeiten ausbricht. Dann fehlt diesmal der obligatorische Song in der Landessprache der Schweden, auch wenn ein Titel wie „Grimheim“ – die schnellste Nummer der Platte – dies vermuten ließe.

Kernstück des Siebenbürgen-Sounds war seit Anfangstagen der Frauengesang. Hier wird aber schon beim Opener „Rebirth Of The Nameless“ eines ganz deutlich: Nicht nur hat Frau Bohwalli ein Organ, das deutlich besser zum allgemeinen Klang passt, sondern es wird auch häufig wie zu glorreichen „Delictum“-Zeiten als Instrument eingesetzt. Gelegentlich – wie beim Titelsong – trägt Lisa auch mal eine komplette Bridge zum Lied bei, zeigt dort aber gewisse Schwächen, weil ihre Stimme bei diesen Passagen fast zu jugendlich wirkt, so auch bei „The Soulless“.

Zwei Songs sind es, die besonders positiv auf „Revelation VI“ herausstechen. Bei „Infernaliia“ kommt das Duett der beiden Sänger am besten zur Geltung und wird von einem absolut Gänsehaut-erzwingenden Riff untermauert. „After The Wolf (Do Dead Men Follow)“ ist eine Nummer, die mehr Zeit zum Zünden braucht, da ihr ein gewisser progressiver Anstrich verpasst wurde. Langsamer, länger und vertrackter, tänzelnde orchestrale Einsprengsel lassen fast an Fjoergyn denken, bis dann später das Anfangsriff wie aus dem Nichts wiederkehrt. Interessant!

Ja, aber was wäre der Musikkritiker ohne Kritik… Insbesondere auf der zweiten Albumhälfte finden sich ein paar Stücke, die eher unspektakulär aus den Boxen plätschern. Das war schon auf jedem Siebenbürgen-Album so, und da insbesondere „In Sanctum“ wieder überzeugen kann, fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Eine härtere Nuss ist, dass man nach wie vor nicht zur erstklassigen Produktion des Six-String Studios (in denen „Loreia“, „Delictum“ und „Plagued…“ aufgenommen wurden) zurückgekehrt ist. So wirkt der Sound dieser Scheibe wie schon beim Vorgänger zu glatt und doch druckarm, einer 1a-Grabesstimme wie der Ehlins fehlt es einfach an Bösartigkeit. Bleibt zu Wünschen, dass bei Album Nr. 7 der Klang wieder aufgeraut wird.

Mit „Revelation VI“ haben Siebenbürgen ein durchaus gelungenes Comeback geleistet. Zu ganz alter Stärke sind die Schweden noch nicht zurückgekehrt, und ob das jemals passieren wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber den Tiefpunkt „Darker Designs…“ haben Ehlin & Co. überwunden und sich eine gute Ausgangsposition für neue Schandtaten geschaffen. Für den Fan abwechslungsreichen, düsteren Metalls mit einer herrlich morbiden Atmosphäre ist „Revelation VI“ durchaus geeignet, sich die hellen, warmen Sommertage zu verfinstern.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert