Review Skindred – Kill The Power

(Ragga / Punk / Metal) Als Benji Webbe 1993 Dub War aus der Taufe hob, schlug ihm heftige Kritik entgegen. Die Verknüpfung von Metal, Punk und Ragga war vielen Metalheads dann doch zu viel des Guten. Zudem stach die Truppe bei ihrem Label Erache aus dem Roster heraus wie ein bunter Hund. So wunderte es kaum jemanden, als die Truppe 1999 nach nur zwei Alben die Segel strich. Knapp 15 Jahre sind seitdem vergangen und Mr. Webbe ist immer noch aktiv, macht immer noch seine ganz eigene Version von Metal. Nur heißt die Band mittlerweile SKINDRED und ist mit ihrem aktuellen, fünften Album „Kill The Power“ gerade dabei, im Vereinten Königreich in den Rang der richtig großen Bands aufzusteigen, und auch auf dem europäischen Festland laufen die Headlinertouren an.

Der Titeltrack eröffnet das Album in einer Art und mit einem Sound, der auch zu Cypress Hill gepasst hätte, ehe die Gitarren einsteigen und ein locker groovendes Riff servieren. In der Strophe geht es zurück zum Cypress-Hill-Sound à la „Insane In The Brain“, über welchen Benji seine Raps legt. Im Refrain regieren dann wieder die Gitarren und druckvoller Klargesang. Schwups, schon ist die erste von 50 unterhaltsamen Minuten Geschichte und SKINDRED haben mal eben eine gewaltige Hausnummer abgegeben.
Nun klingt das nach sehr viel Verschiedenem für nur einen Song, geschweige denn für lediglich eine Minute. Aber „Kill The Power“ wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen, oder abwechslungsreich zum Selbstzweck. Selbst die poppig angehauchte Brigde geht runter wie Öl und bereitet den Weg für einen weiteren Refrain, der zum Mitsingen einlädt.

Im weiteren Verlauf von „Kill The Power“ halten SKINDRED sich dann etwas zurück, was die Häufigkeit de stilistischen Wechsel innerhalb der Songs angeht. Die Tracks bleiben zu jeder Zeit dynamisch und es wird viel mit Dynamiken (schnell-langsam, Riffs-Grooves-Ragga) gearbeitet, jedoch folgen die einzelnen Stücke jeweils einem klaren Konzept.
„Ruling Force“ etwa verbindet fett groovende Strophen mit einem gefühlvollen Refrain, wohingegen „Playing With The Devil“ die Geschwindigkeit größtenteils zurückfährt und sehr ruhig daherkommt, ehe ein mächtiger Dub-Step-Einschlag den Hörer kräftig durchschüttelt.
„Worlds On Fire“ erinnert in seinen Strophen an Seeed, der Refrain hingegen kommt mit einem Groove um die Ecke, der einen auf seinem Sitzplatz festnagelt. Das darauf folgenden „Ninja“ wurde bereits vorab veröffentlicht und zählt zweifelsohne zu den stärksten Songs von „Kill The Power“. Hier ziehen SKINDRED einfach nur durch, halten das Tempo hoch, grooven unablässig und Benji zeigt erneut die enorme Variabilität seiner Stimme.
Mit „We Live“ gibt es ein Stück, das an klassischen Skate-Pop-Punk erinnert, eine Nummer, die Massentauglichkeit besitzt und doch authentisches SKINDRED-Material ist.
Die restlichen Songs auf „Kill The Power“ sortieren sich alle irgendwo in der Schnittmenge der angesprochenen stilistischen Ausrichtungen ein. Da ist das poppigere „Saturday“, das ruhige „Open Eyed“ und „Dollars And Dimes“, das locker rockt.
Den Abschluss bilden „Proceed With Caution“, welches das geradlinigste Metal-Stück auf „Kill The Power ist und richtig gut abgeht, sowie „More Fire“, welches das genaue Gegenteil ist – ein ruhiger Akustiksong, der an Jack Johnson erinnert.

Ist „Kill The Power“ nun das Album, welches SKINDRED zu einer Band macht, die nur noch riesige Headlinershows spielt? Wohl kaum, dafür ist die Musik der Band zu vielfältig, zu variabel und irgendwie auch zu unkonventionell – denn Metalheads mögen ihre Bands ja gern geradlinig, was die stilistische Ausrichtung angeht. Die Traditionalisten werden SKINDRED wohl genauso ablehnen, wie es damals mit Dub War geschah, aber wer einen musikalisch einigermaßen offenen Horizont hat, der wird „Kill The Power“ lieben. So viel Abwechslung, Energie und Freude finden sich nur selten auf einer Platte. Zudem singt Benji Webbe eine Zeile, die wohl jeder Fan der harten Musik unterschreiben würde, die man ihm angesichts seines Werdegangs komplett abnimmt: “Loud Music – My Salvation!“ – so sieht das aus.

Wertung: 9 / 10

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