Review Stahlmann – Quecksilber

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Electronic

Die Neue Deutsche Härte lebt (wieder). Fernab von Rammstein haben sich mit Eisbrecher und weiteren Newcomern einige Bands im Genre der elektronischen Rockmusik mit deutschen Texten etabliert. Zu diesen Newcomern gehören auch die Göttinger STAHLMANN, welche mit „Quecksilber“ ihren zweiten Longplayer am Start haben.

Im Vorprogramm von Bands wie Mono Inc. hinterließen die silbergeschminkten Männer nicht nur optisch einen bleibenden Eindruck. Auch musikalisch hatten das Quintett bereits einige Livebretter im Gepäck. Der Sound liegt dabei irgendwo zwischen Eisbrecher, Megaherz, Tanzwut und Rammstein.
Auf „Quecksilber“ ist der Instrumentalteppich produktionstechnisch noch deutlich versierter umgesetzt worden als auf dem Vorgänger. Wohl ein Verdienst von Jose Alvarez-Brill, der bereits für Unheilig und Wolfsheim an den Reglern saß. Besonders deutlich wird dies beim beinahe hymnischen „Asche“, welches in dieser Form auch auf einem Eisbrecher-Album zu finden sein könnte. Ungemein tanzbar und clubtauglich sind hingegen neben der Single „Tanzmaschine“ das einprägsame „Mein Leib“.
Das ebenfalls auf Tempo getrimmte „Spring nicht“ klingt besonders im Refrain wie ein industrial-geschwängerter Remix von Bakkushans „Springwut“, ist aber ebenso szenegeeignetes Feiermaterial. Lyrisch sind die kreativen Ergüsse wie z.B. „Mein Leib ist dein Leib, mein Licht ist dein Licht“ oder „Tanz mit mir!“ zwar stets überschaubar, aber als Gesamtwerk treibt „Quecksilber“ und marschiert mit elektronischer Härte unterlegt konsequent nach vorne. Lediglich „Schmerz“ gerät etwas unspektakulär und austauschbar.
Bei „Am Grunde“ schlagen Stahlmann schließlich den Bogen zwischen eindringlichen Texten und einprägsamen Melodien – oder vice versa. Besonders Marts wandelbare Stimme erweist sich dabei als Qualitätsmerkmal für den Stahlmann-Sound. Hinter Genregrößen muss er sich dabei nicht verstecken. Dass das Gesamtpaket teils extrem nah an Eisbrecher, Oomph und auch Megaherz ist, liegt in der Natur der Sache.

Und damit kommen wir auch direkt zum größten Manko an „Quecksilber“: Mit 40 Minuten ist die Gesamtlänge extrem überschaubar, dazu kommt mit dem unspektakulären Club-Remix von „Tanzmaschine“ im Endeffekt sogar eine Doppelung bei den Songs. Dies ist trotz der hohen Produktionsqualität mit schön ausdifferenzierten Elektroparts und Gitarrenriffs zu wenig. So bedienen Stahlmann mit „Quecksilber“ ihre Fans so wie diese es erwarten durften. In Zukunft dürfen die Arrangements gerne mutiger und innovativer werden. Weibliche Gesangsparts oder chorale Elemente wie in „Engel der Dunkelheit“ sind dafür eine Ausgangsbasis, die auf der aktuellen Veröffentlichung längst noch nicht ausgereizt wurden.

Wertung: 6 / 10

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