Review Subsignal – Beautiful & Monstrous

Sieges Even haben mit „The Art Of Navigating By The Stars“ (2005) und „Paramount“ (2007) zwei der besten Progressive Rock-Scheiben der Neuzeit vorgelegt. Umso überraschender kam die neuerliche Auflösung der Grupppe im letzten Jahr, kurz nach der Veröffentlichung ihres ersten Live-Albums „Playgrounds“.

Doch Sänger Arno Menses und Gitarrist Markus Steffen lassen den Spirit von Sieges Even in ihrer neuen Band SUBSIGNAL weiterleben. Ursprünglich war SUBSIGNAL als Nebenprojekt von Sieges Even geplant – jetzt tritt die Combo die (indirekte) Nachfolge an. Mit den Dreamscape-Musikern Ralf Schwager (Bass) und David Bertok (Keyboards), sowie dem Drummer Roel van Helden (Sun Caged) fanden Arno und Markus geeignete Mitstreiter, um ihre musikalische Vision weiterzuentwickeln und umzusetzen.

Das Ergebnis dieser Arbeit ist „Beautiful & Monstrous“, ein zehn Track starkes, 63-minütiges Album, das von Arno Menses mit einem grandiosen Cover veredelt wurde. Die Band beteuert, sie sei musikalisch offener als Sieges Even für neue, genrefremde Einflüsse. Das stimmt allerdings nicht. Die Songs auf „Beautiful & Monstrous“ weisen viele Trademarks der neuen Sieges Even-Platten auf: Cleane, filigrane Gitarren, lyrische Licks, verträumte Gesänge mit himmlischen Melodien und Chören. Insofern ist eine unüberhörbare Nähe zu „Paramount“ von Sieges Even gegeben.
Im Unterschied dazu setzt SUBSIGNAL allerdings auf viele Synthesizer-Sounds. Die härteren, frickeligen Parts wurden reduziert, das ganze Album wirkt ruhiger, entspannter. Wenn es einmal rockiger wird, präsentiert man eher standardisierten Progmetal mit einfachen Riffs und Keyboardsoli, wie z.B. im grandiosen Opener „Where Angels Fear To Tread“. Soetwas hätte es bei Sieges Even wohl nie gegeben. Auch die Arbeit mit einen Gastschreiber wäre bei Sieges Even vermutlich undenkbar gewesen: Die Musik und der Text von „Paradigm“ stammt von Alan Williamson. Auffällig ist, wie gradlinig und eingängig manche Melodie ausgefallen ist: Über weite Strecken wird hier gar Art-Pop zelebriert, wären nicht die gelegentlichen Progmetal-Auswüchse zu verzeichnen. In der Ruhe liegt die Kraft, und alles Frickeln ist bei den meisten Acts doch ziellos, weil es nur der Show dient. Das haben SUBSIGNAL erkannt.

Doch das Rezept der Platte funktioniert: Die Musik fesselt, vor allem auf emotionaler Ebene, genauso wie zuvor. Wenn Arno Menses wunderbar lyrische, metaphorische Texte singt, Markus Steffen diese in sphärische Gitarren einbettet und sanfte Keyboardflächen strahlen, trifft das den Hörer auf eine völlig undefinierbare Art und Weise, irgendwo zwischen Kopf und Herz, ganz grazil, sanft, aufmunternd. Das können auf diese geradezu poetische Weise nur Arno und Markus zusammen erreichen. Der Hörer hört wirklich zu und die Musik hat die Kraft, in seine Seele einzudringen und sie von innen heraus zu verändern, wenn er es zulässt.

Das Album wirkt wie eine Traumreise, fließt völlig natürlich, bietet unheimlich viele Ohrwürmer, mag für Progmetaller oder Leute, die Sieges Even wegen des Instrumentalsports gehört haben, aber schlicht zu ruhig sein. „Beautiful & Monstrous“ ist ein grandioses, superb klingendes Werk (wieder produziert von Kristian Kohlmannslehner, der sich auch schon für „Paramount“ verantwortlich gezeichnet hat) – es ist Sieges Even light, ohne instrumentalen Ballast. Durchaus melancholisch und sehr emotional. Die kompositorische Klasse und vor allem die Abwechslung der letzten Sieges Even-Platten wird zwar nicht ganz erreicht, dennoch hört man, dass hier jeder Ton genau da sitzt, wo er soll. Ein Erlebnis!

Wertung: 9 / 10

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