Review Suffocate For Fuck Sake – Fyra

„Fyra“ heißt auf Schwedisch vier. Tatsächlich ist „Fyra“ das vierte Album von SUFFOCATE FOR FUCK SAKE. Zugleich besteht „Fyra“ aber aus vier Kapiteln, in denen die Geschichten von vier Protagonisten erzählt werden – zusammengebaut aus Band-Texten und Interview-Samples. Und schon ist man mitten im fesselnden Konzept von „Fyra“, auf einem 80-Minuten-Trip auf den Spuren von Mikael, Mia, Adam und Martina.

Vier Schicksale, denen SUFFOCATE FOR FUCK SAKE vier Symbole zugewiesen haben – Tablette, Sektglas, Spieltisch und Gabel: Mikael hat Probleme mit Drogen, Mia ist Tochter einer alkoholkranken Muter, Adam spielsüchtig und darüber in die Kriminalität abgerutscht und Martina leidet an einer Essstörung. Vereint ergeben die Symbole das Motiv auf dem Cover, die Schicksale das Thema von „Fyra“. Und so stilsicher wie SUFFOCATE FOR FUCK SAKE das Layout umgesetzt haben, so gefühlvoll geben sie den vier Personen im Rahmen ihrer Musik und ihren Texten Raum: „Fyra“ ist düster, aber nicht ohne Hoffnung.

Um vier Geschichten zu erzählen, benötigt man natürlich Zeit, im konkreten Fall rund 80 Minuten. Was umso länger erscheint, wenn man bedenkt, dass Kollegen aus dem Screamo wie Touché Amoré auch gerne mal mit rund 20 Minuten Albumlänge zufrieden sind. Tatsächlich hätte man auch „Fyra“ weiter als auf zwei LPs beziehungsweise eine CD aufteilen können: Selbst vier einzelne EPs wären alles andere als vermessen gewesen. Denn wie das Konzept, ist auch die Musik „heavy“ und fordernd. Um allen Parts des Albums die angemessene Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, empfielt sich hier tatsächlich mal, sich nicht sklavisch an die Tracklist zu halten und die Kapitel (untereinander, nicht in sich!) durchzurotieren. Ansonsten ist auf die Dauer eine gewisse Abstumpfung unvermeidlich – womit man der zweiten Albumhälfte keinesfalls gerecht wird.

Musikalisch bewegen sich SUFFOCATE FOR FUCK SAKE auch diesmal im weiten Feld zwischen gefühlvollem Post-Rock und brachialem Screamo: Schon im Opener treffen Sólstafir-Vibes auf Touché-Amoré-Vocals, später dominieren mal bedrohlich-verhaltene Ambient-Electronica, mal wuchtige Post-Hardcore-Riffs à la La Dispute. Dazwischen sort immer wieder zarter Gesang für Sigur-Ros-Momente („Hope“, „Small Comments“). Entscheidend für die Stimmung sind aber auch diesmal die für SUFFOCATE FOR FUCK SAKE typischen, langen O-Ton-Samples auf Schwedisch (im Booklet ins Englische transferiert), die musikalisch oft nur sehr zurückhaltend untermalt werden.

Mit dieser Mixtur aus einem bis ins letzte durchdachten Konzept und einer bis zum letzten Ton stimmigen musikalischen Inszenierung gelingt SUFFOCATE FOR FUCK SAKE ohne Frage ihr bislang größter Wurf. Dass Post-Metal mit Screamo-Einschlag auf 80 Minuten – allen ruhigen Passagen zum Trotz – anstrengend wird, braucht man wohl nicht dazu sagen. Da „Fyra“ aber auch wunderbar „kapitelweise“ funktioniert, soll das ausnahmsweise kein Kriterium sein: Zu packend ist das Konzept, zu stimmig die musikalische Umsetzung. Und die eigene Unzulänglichkeit einer zu kurzen Aufmerksamkeitsspanne kann man dem Album schließlich nicht ankreiden.

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Wertung: 9.5 / 10

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