Review Textures – Phenotype

2001 im niederländischen Tilburg gegründet, haben TEXTURES seitdem mehrfach die Sänger, den Gitarristen sowie den Bassisten gewechselt und auch halbwegs das Genre, wie Hörer vermuten könnten, die zuletzt „Drawing Circles“ (2006) und „Silhouettes“ (2008) in ihren Player einlegten. Denn während darauf eine dynamische Mischung zwischen Metalcore und Progressive-Metal-Anleihen zu finden war, die auch ausreichend Platz für atmosphärische Parts bot, präsentierten TEXTURES mit „Dualism“ (2011) nicht nur (mal wieder) einen neuen Sänger, sondern auch eine wesentlich Djent-lastigere, weniger melodische, kühlere Musik.

Vier Jahre später befinden sich nur zwei der ursprünglich sechs Gründungsmitglieder in der Band und was TEXTURES neben dem Personal ebenfalls abhanden gekommen ist, sind mitreißende Songs wie seinerzeit das kraftvolle und hoch melodiöse „Awake“ („Silhouettes“). Der Charme der Niederländer bestand einmal darin, weniger vertrackten Progressive Metal, wie beispielsweise der von Gojira, mit typischen Elementen des Metalcores, namentlich den Wechsel zwischen Growls und Klargesang, zu versehen. Etwas, was auch noch auf „Dualism“ zu finden war, sich in seiner Ausformung aber deutlich von „Drawing Circles“ und „Silhouettes“ unterschied. Und mit dem aktuellen „Phenotype“ unterstreichen TEXTURES deutlich, dass der ehemals vorherrschende Charme ausgetauscht wurde. Fraglich ist nur wogegen.

Gegen kraftvollere Songs? Nur bedingt, denn durchgängig schaffen es die neun Tracks leider nicht, den Hörer zu fesseln; zu häufig bedienen sich die Niederländer an unnötigen Längen, die dem Song keinen zusätzlichen Spannungsbogen verleihen, sondern ihn stattdessen erlahmen lassen. Oder tauschten TEXTURES ihr vormaliges musikalisches Ich gegen eine erhöhte Anzahl an Melodik? Im Gegenteil, „Phenotype“ stellt das bis dato am wenigsten ins Ohr gehende Album der Band dar. Obgleich sich Versuche diesbezüglich beispielsweise bei „New Horizon“ ausmachen lassen, will der Funke nicht so recht überspringen, denn zu wenig markant, zu vorhersehbar ist das gebotene Material. Es fehlt sowohl gesanglich als auch bei den Instrumenten an eigenständigen Melodien und an charakteristischen Momenten; dieses wertvolle Etwas haben TEXTURES gegen ein in weiten Teilen unspannendes Riffing eingetauscht.

Der geduldige Hörer könnte meinen, dass „Phenotype“ womöglich zu den Alben gehört, die mehrere Durchläufe benötigen, ehe sie ihre gesamte Pracht entfallen. So oft dies der Fall auch ist, bei TEXTURES‘ fünftem Album trifft dies nicht zu. Wer Melodien wie bei The HAARP Machine sucht oder sich nach einer Mischung zwischen Härte und Kreativität sehnt, wie sie After The Burial beherrschen, wird mit dem auf „Phenotype“ gebotenem Material nicht glücklich werden. Schade, wenngleich ein solches Album nach „Dualism“ zu erwarten war.

Wertung: 5.5 / 10

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