Review The 11th Hour – Burden Of Grief

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Doom Metal

Was haben Holland und Schweden gemeinsam? Neben den offensichtlichsten Sachen (ein H, ein N und ein D, beide befinden sich innerhalb von Europa und in beiden werden lustige Sprachen gesprochen) wohl auch die Tatsache, dass beide Länder gar nicht so schwach im Death Metal vertreten sind. Was passiert jetzt also, wenn ein Holland, der in jeder holländischen Death Metal Band spielt, die nicht bei drei auf dem Baum ist, auf einen Schweden trifft, der ähnliches im Norden tut? Klare Sache: Sie gründen eine Doom Metal Band.
Zumindest lag das für Ed Warby und Rogga Johansson am nächsten, im Jahre 2008 hoben die beiden ihr neues Projekt THE 11TH HOUR aus der Taufe, ergatterten kurz darauf einen Vertrag bei Napalm Records und bringen über die jetzt ihre erste CD „Burden Of Grief“ raus. Warby kümmert sich dabei um die komplette Instrumentalisierung und den Klargesang, Johansson übernimmt die guturraleren Passagen. Doomdeath also?

Ja, nein, vielleicht. Der Gedanke liegt ja irgendwo nahe, immerhin sind unsere beiden heutigen Protagonisten ja eigentlich Todesmetaller, also dürfte sich doch wohl die eine oder andere Anleihe an ihren Haupterwerbszweig in der Musik von THE 11TH HOUR finden, nicht oder? Einflüsse sind auch da, aber so reinrassig, wie man das erwarten könnte, gehen die Herren da nicht vor.
THE 11TH HOUR klingen nämlich wesentlich weniger nach dem typischen, vom Gothic beeinflussten Doomdeath, wie ihn Genregrößen wie Swallow the Sun oder My Dying Bride spielen, viel eher fühle ich mich bei Warbys Klargesang und dem wuchtigen, schweren Riffing, das auf „Burden Of Grief“ geboten wird, an Doomlegenden wie Black Sabbath oder Candlemass erinnert. Epic Doom also, oder Heavy Doom, oder wie auch immer man den Kram nennen mag. Aber wie schon angedeutet spielt das Duo nicht nur klassischen Doom Metal, immer mal wieder brechen die Instrumente geradezu stürmisch los, die Lead-Gitarre spielt höchst depressive Riffs ein und zugleich grunzt Johansson los. Und das ganze kommt – der guten Produktion sei’s gedankt – so dermaßen intensiv durch die Boxen, dass der eine oder andere Mund offen stehen bleiben dürfte.
Allerdings ist das nicht alles, was THE 11TH HOUR zu bieten haben. Neben diesem Wechselspiel zwischen Epic Doom Metal und… ja, wie nennt man das am Besten? „Depressive Death Metal“ vielleicht? Doomdeath ist’s nicht wirklich, aber irgendwo dann doch ein wenig. Jedenfalls touchiert man hier und da auch noch das Schaffen der einen oder anderen Funeral Doom Band, wenn in der Mitte des Openers „One Last Smoke“ beispielsweise gar majestätische Streicherarrangements aufgefahren werden, sakrale Klänge à la Ea oder sphärische Parts, wie man sie auch bei Abstract Spirit fand, eingeflochten werden. Letztere finden sich auch beim Rausschmeißer „Longing For Oblivion“ wieder, wobei sie dort so fremdartig klingen, dass ich nicht ganz sicher bin, ob die da jetzt reinpassen oder nicht…

Es ist aber natürlich nicht alles Gold was glänzt. Prinzipiell ist „Burden Of Grief“ eine tolle Sache und vermischt Epic Doom und Death Metal auf eine sehr individuelle Art und Weise, die ich so sonst noch nirgendwo gehört habe, aber gerade die doch eher stampfenden Epic Doom Passagen mit Warbys „Quietschstimme“ eignen sich in meinen Ohren nicht so gut, um das düstere Konzept des Albums (Mann wird mit tödlicher Lungenkrankheit diagnostiziert und versucht sich in seinen letzten Tagen von seinen Sünden rein zu waschen) über die Bühne zu bringen. Man gewöhnt sich dran, aber bei den ersten Vokallinien des Albums muss ich doch jedes Mal wieder ein bißchen schlucken. Mindert den durchweg guten Gesamteindruck aber nur ein bißchen und so kriegt das Debut von THE 11TH HOUR verdiente:

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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