Review Theatres Des Vampires – Moonlight Waltz Tour 2011 (DVD)

Bram Stoker lässt grüßen! Schaurig, schön und vor allem ernsthaft wirkt die Tour-DVD der italienischen Gothic Metaler THEATRES DES VAMPIRES. Zur Abwechslung findet man hier etwas vor, das scheinbar noch nicht vom Vampir-Kitsch der letzten Jahre infiziert wurde, der gleichermaßen Einzug in die Buchhandlungen und Kinos erhalten hat. Wer sich übertrieben romantisches Gehabe, fesselnd-erotische Spielchen oder literweise Kunstblut, das über die Bühne verteilt wird, verspricht, ist hier fehl am Platz, denn die Italiener zeigen auf ihrer in Europa aufgenommenen „Moonlight Waltz Tour 2011“ tatsächlich „nur“ ihr Können, ohne mit unzähligen Gimmicks die ganze Show aufpolieren zu müssen.

Die DVD vermittelt über 16 Songs hinweg einen Eindruck von dem, was zu Recht auf den Namen Vampiric Metal getauft wurde: Die fünf Musiker haben Vampire zu ihrem Steckenpferd erklärt und mit ihrer musikalischen Interpretation des Themas dieses Genre wie keine andere Band sonst geprägt. Seit 1994 beschäftigen sich die Italiener sowohl privat als auch auf den Bühnen mit dieser Thematik und setzen sich optisch dementsprechend in Szene. Für das Grusel-Feeling sorgt Frontfrau Sonya, die entweder mit knappen Lackoutfits oder kettenbehangenen „Bikini“-Variationen für Stimme und Stimmung sorgt, hier und da ihre spitzen Eckzähne aufblitzen lässt und mit einer kaum zu beschreibenden Mischung aus Operettengesängen, zittrigem Popgesang und Soft-Growling die Mengen aufmischt. Damit stiehlt sie nicht nur ihren eher unauffällig wirkenden Bandkollegen die Show, sondern führt das Publikum durch eine Welt, in der die Vampire von der energiegeladenen Musik zum Leben erweckt zu werden scheinen. Angefangen mit „Keeper Of Secrets“ über „Sangue“ und „Carmilla“ hinweg powert die Band, was das Zeug hält. Von der ersten bis zur letzten Sekunde erscheint die Songauswahl gelungen, kein Song sticht sonderlich negativ aus der Setlist heraus und es ergibt sich ein mitreißendes und energiegeladenes Gesamtpaket, welches mit „Dance Macabre Du Vampire“ seinen krönenden und offiziellen Abschluss findet. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass auch zwei Zugaben in Form von „Kain“ und „Pleasure And Pain“ zum Besten gegeben werden, die sich ebenfalls stimmig einreihen und zum Abschluss noch einmal den Eindruck eines äußerst soliden, aber nicht weltbewegenden Konzertes festigen.
Wer nun nach knappen 90 Minuten immer noch nicht genug hat, kann sich am Bonusmaterial gütlich tun. Hierzu wurde nicht nur eine ausführliche, englisch untertitelte Backstage-Tour auf die Platte gepackt, sondern auch das Musikvideo zu „Carmilla“, sowie ein kurzer Trailer zu „Cult Of Lamia“, einem Film, zu dem die Band einiges an Musikmaterial beigetragen hat. Ein schönes Goodie für diejenigen, die sich abseits von Wikipedia, Facebook, der offiziellen Homepage und Co. ein ausführlicheres Bild von THEATRES DES VAMPIRES machen möchten.
So weit, so gut. Lediglich an der Produktion des Spektakels gibt es ein wenig auszusetzen. Zwar ist eine spärlich beleuchtete Bühne ganz im Stil des Vampirthemas und schafft live wohl auch eine wesentlich wirkungsvollere Atmosphäre als hellbeleuchtete Räumlichkeiten. Allerdings mindert das zumindest zeitweise die Freude am heimischen Fernseher, wenn teilweise nur Schemen, Schatten und Rauch begutachtet werden dürfen. Aber wen es tröstet: die Dunkelheit kann dafür aus allen Positionen und Blickwinkeln bestaunt werden.
Wer sich für die Bookletgestaltung interessiert, kann sich hier auf einen kleinen Bildband freuen. Im Buchstyle kommt die DVD und CD daher, eingefasst von einigen teils unscharfen oder ziemlich aussagelosen Aufnahmen, hauptsächlich von der Sängerin. Was tatsächlich fehlt und als dicker Minuspunkt vermerkt werden muss, ist die eindeutige Übersicht über die Liedabfolge der DVD bzw. der CD. Den einzigen Anhaltspunkt zur Live-Show stellt eine abfotografierte Setliste des Konzertes dar, auf der die Titel der Songs jedoch teilweise gekürzt sind und der unerfahrene Hörer nicht einmal erfährt, wie die vollständigen Titel der Lieder lauten. Denn auch auf eine Kapitelauswahl kann auf der DVD nicht zurückgegriffen werden, da diese offenbar ebenfalls vergessen wurde. Glücklicherweise wird der korrekte Titel jedes Mal beim Beginn eines neuen Stückes eingeblendet und man hängt nicht vollständig in der Luft. Wie das Konzept allerdings bei der beigefügten Bonus-CD funktionieren soll, ist mir persönlich ein Rätsel. Die Titel der Audio-CD stimmen weder mit der Abfolge des Live-Gigs überein, noch ist sonst irgendwo ein Vermerk auf die Songs zu finden. So bleibt kaum etwas anderes übrig, als sich Lied für Lied durch die Platte zu hangeln und sich selbst Notizen hierzu zu machen oder der Überraschung den Vorrang zu geben.

Kommen wir zum Fazit: Eine Live-Show ohne nennenswerte Höhe- und Tiefpunkte, die trotzdem einen positiven Eindruck hinterlässt, eine DVD-Hülle mit hübschem, aber vollkommen undurchdachtem Artwork, sowie eine qualitativ einwandfreie CD mit ausgewählten Stücken des Konzertes verdienen wohlwollende

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Uschi Joas

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