Review Thulcandra – Under A Frozen Sun

Im letzten Jahr sorgte eine aus der Asche von Helfahrt erwachsene Band damit für Aufsehen, dass sie als Reinkarnation der unvergessenen Dissection in Erscheinung traten: THULCANDRA aus Münchens Umland schafften es mit ihrem Debüt „Fallen Angel’s Dominion“ derart perfekt, die Großtaten von Jon Nödtveidt zu assimilieren, dass das Album wohl besser in die Diskographie der Schweden gepasst hätte als deren eigenes Abschlusswerk, „Reinchaos“.

Nun melden sich THULCANDRA mit ihrem zweiten Album zurück, und mit ihnen Dissection – denn selbstverständlich hat sich am Bandkonzept nichts grundlegendes geändert: Erneut verziert ein Artwork des Malers Kristian „Necrolord“ Wåhlin das Cover, erneut wurde unter der Regie von V. Santura in den Woodshed Studios gearbeitet, und erneut ist das Resultat ein gelungener Sprung zurück in das Schweden der 90er Jahre, in dem neben Dissection auch Sacramentum, Unanimated und Necrophobic ihr „Unwesen“ treiben. Und genau so klingt „Under A Frozen Sun“ dann auch: Frostige Riffs und eisige Melodien dominieren das Werk der Bayern.
Und doch ist etwas anders als auf dem Vorgänger: Denn auch, wenn man auch auf „Under A Frozen Sun“ klar hört, an welche Adressen hier die Grußkarten versendet wurden, ist das Album eigenständiger und dadurch souveräner als noch der Vorgänger – war dieser zwar musikalisch eine quasi perfekte Adaption der Musik von Dissection, wirkte dabei aber arg bemüht, ein wenig gekünstelt, etwas zu steng am Vorbild orientiert: Man hatte stets das Gefühl, Steffen Kummerer und Konsorten hätten versucht, ein Dissection-Album zu schreiben, anstatt eines Albums im Stile von Dissection. Das hat, das muss man ihnen lassen, auch so gut funktioniert, dass einem Laien wohl nichtmal möglich wäre, unter den ersten drei Dissection-Alben und dem THULCANDRA-Debüt das „falsche“ Album zu identifizieren – und dennoch ist mir das, was THULCANDRA hier abliefern, deutlich lieber… passt sich zwar auch dieses Album perfekt in die entsprechende Zeitpsanne und „Stilepoche“ schwedischen Black Metals ein (wie das perfekt in den Albumkontext passende Cover des Unanimated-Klassikers „Life Demise“ beweist) ohne sich dabei jedoch all zu offensichtlich anzubiedern.

THULCANDRA wirken auf „Under A Frozen Sun“ deutlich eigenständiger und damit erwachsener als noch auf dem Debüt-Album – und das, ohne ihren Stil dafür großartig geändert zu haben. Und sind wir fair: Wenn man jungen Thrash Metal-Bands nicht ankreidet, sich an all den eigentlich zu genüge ausgeschlachteten Klassikern zu orientieren, warum dann nicht auch einer Black Metal-Band, solange das Resultat so ansprechend ausfällt wie in diesem Fall. Spektakulär ist das Dargebotene deshalb zwar noch lange nicht, wem seine CDs der genannten Bands jedoch nicht ausreichen, der kann hier wirklich unbesorgt zugreifen.

Wertung: 7.5 / 10

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