Review Transit Poetry – Pedestrians In The Sky

Sicher, TRANSIT POETRY ist jetzt vielleicht nicht der angesagteste Act, weder ganz allgemein, noch in der „Szene“. Trotzdem muss man annehmen, dass die Symphatisanten für die Berliner Band während der bisherigen drei Konzeptalben zu den Themen Wasser, Erde und Feuer stetig angewachsen ist und somit eine gewisse Erwartungshaltung an Album Nummer vier besteht, welches dieser Tage veröffentlicht wird.

Wer ein wenig aufgepasst hat, hat festgestellt, dass die Quartologie zu den vier Elementen nun mit einem „Luft-Album“ seinen Abschluss finden wird. Tatsächlich widmet sich „Pedestrians In The Sky“ eben dem Gasgemisch, welches uns alle atmen lässt. Der Musik hört man das freilich nicht an, hier werden keine Luftschlösser gebaut, sondern handfester Sound im feinsten Gothic-Rock-Gewand angeboten. Besonderen Wert hat Bandkopf und Songwriter Sascha ohrenscheinlich diesmal auf absolut eingängige Refrains gelegt. Kaum eine der 15 (!) Nummern mit insgesamt 72 min (!) Spielzeit – Value For Money gab es im Rock-Metal-Bereich lange nicht mehr so erfreulicher Form – kann nicht mit Mitsing- oder Mitsummpassagen aufwarten und dafür ist eine sehr geringe Anzahl von Durchläufen nötig. Oft haben Alben, die in Rekordzeit zünden, dann aber entsprechende Abnutzungserscheinungen, so dass die Hörfreude sehr bald stark abnimmt. Dies ist ein weiterer Pluspunkt von „Pedestrians In The Sky“: man entdeckt bei jeder Durchreise neue Feinheiten, was gar nicht erst Langeweile aufkommen lassen kann.

Positiv ist erneut der Sound hervorzuheben, besonders die wunderbar warm-weiche Akustikgitarre, die die Songs begleitet, klingt sehr schön und verleiht der Musik eine gewisse Leichtigkeit. Ganz so, als ob sie dem Thema entsprechend, über den Dingen schweben würde. Dass soll jetzt aber nicht heißen, dass wir es mit Weichspülerei zu tun haben, denn eine „echte“ Ballade sucht man eigentlich vergebens. Sicherlich sind die Metalanteile noch einmal zurückgefahren worden und widerum haben viele Elektroelemente Einzug gehalten, aber einen gewissen Punch hat Sascha der Musik schon gelassen. Überraschenderweise findet sich mit „Der Nachtwandler“ zum ersten Mal auch ein deutscher Titel auf einem Album von TRANSIT POETRY. Nicht nur aufgrund der Sprache lässt dieser aufmerken, ähnlich wie beispielsweise die Vorabsingle „Little Buddha“, „Rhyme Of The Fairies“ oder „The Solitary Dancers“ geht er zügig ins Ohr, schafft es dabei aber, nicht wie viele andere deutsche Titel ungemein kitschig und mit teilweise seltsamer Satzstellung daherzukommen, sondern klingt einfach nur gut. Genrell muss man die Texte lobend hervorheben, für eine Band, die sich so eindeutig positioniert (fast alle Bandmitglieder leben streng vegan), bleibt der moralische Zeigefinger erstaunlicherweise aus, obwohl er in dem einen oder anderen Bereich durchaus angebracht wäre.

Klingt ganz so, als ob alles im Lot wäre und das ist es eigentlich auch. Bei 72 Minuten Spielzeit kann sich natürlich immer die eine oder andere Nummer einschleichen, die nicht ganz die Qualität der übrigen Songs hält. Ich persönlich finde im Mittelteil einige Titel etwas langatmig, so dass etwas träge klingende „Space Volcanoes“ oder auch das etwas künstlich auf Aggression getrimmt scheinende „Storm“, aber meine Güte, mehr als Jammern auf hohem Niveau ist das nun auch nicht. Vielleicht braucht es auch einfach solche Lieder, um die großartigen in das rechte Licht zu rücken. Und davon gibt es auf „Pedestrians In The Sky“ nun wirklich reichlich. Es wäre zu schade, wenn die musikalische Reise dieser außergewöhnlichen Band mit dem Abschluss der Vier-Elemente-Quartologie ihre Finalität erreichen würde. Argumente für eine Fortsetzung der Karriere liefern TRANSIT POETRY jedenfalls genug.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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