Review Transit Poetry – Shamanic Passage Through The Embers

Im letzten Jahr hatte ich das große Glück, fast durch Zufall ein ausgesprochen interessantes Projekt kennen zu lernen. TRANSIT POETRY existieren seit Anfang des neuen Jahrtausends und haben es sich zum Ziel gemacht, je ein Album über jeden der Bestandteile der Vier-Elemente-Lehre zu veröffentlichen. Nach dem Erde-Album „Evocation Of Gaia“ steht nun das Feuerwerk „Shamanic Passage Through The Embers“ an. Bevor ich etwas zur Musik sage, sei hier noch einmal auf die Message der Band hingewiesen, die sich angenehm von praktisch allem, was der Metalbereich bereit hält, abhebt. Und dies tut sie ohne großes Tamtam auf eine sehr nüchterne Art und Weise. Pars pro toto hierfür steht der Titel „Warpaint Of The Butterfly“, kann man sich vorstellen, bestehende (gesellschaftliche) Missstände besser auszudrücken als mit diesen vier Worten?

Ganz ähnlich wie beim Nachfolger dominieren mittelschnelle Songs, die sich nicht davor scheuen, (soft-) metallische und beispielsweise elektronische Elemente mit einander zu verbinden und auch auf diesem Album gibt das Ergebnis der Band bzw. dem Mastermind Sascha, der dieses Album noch mehr oder weniger im Alleingang einspielte, recht. Treffend kann man hier die beiden direkt aufeinander folgenden Stücke „Reverie Circles“ und „Love In Aeon`s Joy“ nennen, bei denen zweiteres stark elektrisch geformt ist, ersteres aber auch locker auf einer reinen Rock- oder Metalplatte auftauchen könnte. Insgesamt ist es eine ziemlich geschlossene Einheit, auch wenn einzelne Lieder hier etwas stärker als bei „Evocation Of Gaia“ hervortreten. Über allem schwebt – als fixe Installation gewissermaßen – Saschas tiefe, warme und erfreulich unaufdringlich-eindringliche Stimme. Dabei pendelt er gekonnt zwischen leiser Intonation der Texte, forderndem Ausdruck und narrativen Stilen, hält aber das Verhältnis zur nicht nur im Hintergrund laufenden Musik in einem ausgewogenen Rahmen. A propos Musik, auch hier ist meiner Meinung nach das Vorhaben, eine ganzheitlich runde Sache zu kreieren, sehr gut gelungen. Die Gitarren sind zwar größtenteils eher von „weichem“ Klang, die elektronischen Einflüsse sorgen aber schon für eine gewisse Härte im Sound und nebenbei dafür, dass das Beinchen gerne mal ein wenig mitwippt.

Auch wenn die meisten Songs des Albums in diese Kategorie passen, sind es doch die eher ruhigen Momente, die diese CD auszeichnen oder zumindest verstärkt aufhorchen lassen. Sehr eingängig und somit primär für diese Auszeichnung geeignet ist „Pathway To Eden“, welches vor allem mit dem tieftraurigen Refrain überzeugen kann. Ob beabsichtigt oder nicht, die warme Akustikgitarre legt sich wie eine zusätzliche, aber nicht unangenehme Last, auf das Herz, die mehrstimmigen Gesangslinien legen ein eisernes Band darum und schnüren kräftig zu. Ob es das schlechte Gewissen ist, wie man sich als Individuum in seiner Umwelt verhält?

Neben den angesprochen Songs möchte ich noch einen weiteren Anspieltipp ausgeben, „La Grande Mer Silencieuse“ gefällt trotz meiner leichten Abneigung gegen die französische Sprache. Da ich ihr auch nicht mächtig bin, kann ich bezüglich des Titels auch nur mutmaßen, dass es sich um irgendeine große Stille oder handeln könnte, das Lied ist aber durch und durch schön. Unter dem Strich kommt zwar nicht ein so großartiges Album wie „Evocation Of Gaia“ heraus, aber es ist doch auch sehr schön, eine Entwicklung zu sehen. Sagen wir es so: besser so als anders herum und schlecht ist „Shamanic Passage Through The Embers“ ja nun wirklich nicht. Wie immer meine Empfehlung: antesten. Und zwar dringend.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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