Review The Unguided – Fragile Immortality

Wenn es ein Musterbeispiel für den ultimativen Sell-Out gibt, dann sind das wohl die schwedischen Sonic Syndicate: Eine ambitionierte Melodic-Death-Band, die zwischen 2005 und 2009 drei starke Alben rausbrachte, welche zwar von vielen Metalfans aufgrund des keyboardlastigen, modernen Sounds, des Metalcore-Einschlags und ihres durchgestylten Auftretens skeptisch bewertet wurden, es aber locker mit der kompletten In-Flames-Diskographie und den schwächeren Dark-Tranquillity-Alben aufnehmen konnten, entwickelte sich spätestens mit dem 2010-er Album „We Rule The Night“ zu einer musikalischen Lachnummer mit Poster-Appeal für die Bravo.

Infolge dieser Entwicklung stiegen die beiden Gründungsmitglieder und Brüder Richard und Roger Sjunnesson aus und gründeten gemeinsam mit dem zwischenzeitlichen Sänger Roland Johansson die Band THE UNGUIDED. Laut eigener Aussage möchten die drei sich eher an den ersten Sonic-Syndicate-Alben orientieren – ob das funktionieren wird?

Der Opener „Inception“ stellt klar, dass es sicher nicht so schlimm wird wie auf den letzten Platten der eben angesprochenen Band. Dennoch kommt „Fragile Immortality“ schon in Sachen Produktion und Gitarrenarbeit nicht an die Anfangstage heran, auch wenn die Melodie eine Menge Ohrwurmpotenzial hat. Besonders auffällig ist, dass trotz der Tatsache, dass die Sjunnesson-Brüder mit dem Ziel angetreten sind, wieder „härtere“ Musik schreiben wollen, die Screams in den zweistimmigen Passagen maximal gleichwertig mit dem Gesang Roland Johannssons sind, die Synthesizer stets im Vordergrund stehen und generell keine packenden Gitarren-Riffs auf dem Album enthalten sind.

Die folgenden Lieder untermauern den ersten Eindruck, nämlich dass es dem ganzen Album schlicht an Aggressivität, Drive, Härte und nicht zuletzt Inspiration fehlt. „Granted“ schallt mit seinen wabernden Synthesizern wie eine Hommage an die 90-er Jahre aus den Boxen – generell macht man es sich viel zu oft im einlullenden Midtempo gemütlich. Die gelegentlichen Härte-Ausbrüche wirken Alibi-mäßig, so als wolle man eigentlich die breite Masse mit belanglosem Pop-Metal bedienen und am Rande noch ein paar alte Fans mitnehmen. Besonders deutlich wird das in unendlich lahmen Tracks à la „Eye Of The Thyla“. Alternativ übertreibt man es mit den Synthesizern gerne mal bis ins Unermessliche („Unguided Entity“).

Von mitreißenden, dynamischen Songs der Anfangstage von Sonic Syndicate, wie „Denied“, „Misanthropic Coil“ oder „Freelancer“ ist man so weit entfernt wie die Erde vom Pluto – und das war doch der Anspruch, mit dem THE UNGUIDED gestartet sind. Nie wird auch nur ansatzweise das Gaspedal durchgetreten, stattdessen gibt man sich mit halbgaren Nummern zufrieden („Blodbad“). Die einzigen Lieder, die richtig Dampf machen, sind “Only Human“ und der zehnte Track “Singularity“. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten sicher enttäuscht abgeschaltet.

Die Hoffnung, dass THE UNGUIDED mit „Fragile Immortality“ ein starkes Album abliefern würden, wird bitter enttäuscht – stattdesen gibt es hauptsächlich belanglose Massenware, die dem Pop-Rock oft näher steht als dem Melodic Death Metal. Ein ziemlich vernichtendes Fazit.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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