Review The Unguided – Brotherhood (EP)

Ein Aufschrei des Bedauerns ging durch die Fangemeinde, als THE UNGUIDED im Dezember 2016 verlautbarten, dass ihr sympathischer Sänger und Gitarrist Roland Johansson nicht länger ein festes Mitglied der Band war. Ersatz war bereits gefunden, Jonathan Thorpenberg, der bereits Erfahrung in einigen Bands gesammelt hatte, würde seinen Platz einnehmen. Um den Fans den Neuzugang vorzustellen, aber auch, um damit allen derzeitigen und ehemaligen Bandmitgliedern Respekt zu zollen, veröffentlichten die schwedischen Melo-Deather daraufhin die digitale EP „Brotherhood“. Grund genug für einen musikalischen Richtungswechsel?

Nein, wie es schon das farbenfrohe Sci-Fi-Cover andeutet, ist bei dem Quintett eigentlich alles beim Alten geblieben. Die beiden EP-Tracks „Nighttaker“ und „Daybreaker“ unterscheiden sich zwar grundsätzlich voneinander, sind jedoch beide unverkennbar THE UNGUIDED. Während ersterer mit seinem eingängigen Refrain und dem erhöhten Clean-Gesang-Anteil eindeutig die Gesangskünste von Jonathan Thorpenberg zur Schau stellen soll, ist „Daybreaker“ praktisch ein Song aus dem THE-UNGUIDED-Lehrbuch: In den Strophen wird kratzig gescreamt, gerifft und auch schon mal kräftig auf die Double-Bass gehämmert, während der hymnische Refrain wieder ganz dem Klargesang gehört. Eine kleine Überraschung haben THE UNGUIDED dann doch noch parat, eine gefühlvolle Piano-Passage, die später in ein motiviertes Solo mündet. Natürlich fehlen bei beiden Songs auch die charakteristischen Synthesizer nicht.
Insgesamt gefällt das kraftvolle „Daybreaker“ um einiges besser als „Nighttaker“, doch auch der erstgenannte ist, gemessen am Standard der Band, leider nur eher durchschnittlich. Während ebenjener sein, abgesehen vom Solo, etwas uninteressantes Gitarrenspiel immerhin mit purer Energie kompensieren kann, gibt es in „Nighttaker“ einfach nichts Besonderes zu entdecken. Jonathan Thorpenbergs Leistung an der Gitarre ist demnach eher durchschnittlich, aber auch nicht wirklich schlechter als man es von THE UNGUIDED gewohnt ist. Ein wenig enttäuschend ist hingegen sein Gesang, der zwar durchaus professionell und tonsicher erschallt, aber schlichtweg zu glatt und austauschbar klingt, wenn man ihn mit jenem von Roland Johansson vergleicht.

Ob THE UNGUIDED einen würdigen Nachfolger für ihren einstigen Frontmann gefunden haben, bleibt wohl noch bis zum nächsten Album abzuwarten. Wirklich schlecht macht Jonathan Thorpenberg seine Sache jedenfalls nicht, aber auch noch nicht gänzlich überzeugend. Sofern die Schweden ihr neues Mitglied jedoch nicht gekünstelt in den Vordergrund drängen, sondern sich wie auf „Daybreaker“ an ihr herkömmliches Rezept halten oder ihren Sound gar auf eine ganz andere Weise verändern, könnte es mit dem Neuzugang gut funktionieren.

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