Review Uriah Heep – Into The Wild

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Hard Rock

Blickt man auf das Layout der neuen URIAH HEEP-Scheibe, könnte man diese, würde da eben nicht URIAH HEEP draufstehen, kaum jemals von der Platte einer durchschnittlichen Power Metal / Hard Rock-Band unterscheiden, der nichts besseres für ihr neues Album einfällt, als es „Into The Wild“ zu nennen und den Songs Namen a la „I Can See You“ und „I’m Ready“ zu geben. Zum Glück hat aber doch schonmal jeder irgendwie von den Briten und ihrem Ruf gehört, auch wenn sie ihren Popularitätszenit sicher irgendwann vor 2011 erreicht hatten und „Lady In Black“ auch kein klassischer URIAH HEEP-Song ist.

Musikalisch ist „Into The Wild“ nämlich nicht so gesichtslos, wie das Äußere suggeriert. Mein Bild von URIAH HEEP war immer das der etwas klassisch rockigeren Deep Purple, was auch diese Scheibe grob ganz gut kategorisiert. Schon der Opener „Nail On The Head“ ist typischer Rhythmus-basierter Hard Rock, der seine spezielle Note durch die Orgel erhält, die ebenfalls, statt zu verzieren gut schmettert. Ob es dann nun mit angezogenem Gaspedal nach vorne geht („I Can See You“) oder mal tuhigere Töne angeschlagen werden („Trail Of Diamonds“), dieses Material macht meistens richtig Spaß und man kann den Nummern noch nichtmal vorwerfen, eingerostet oder zu gezwungen auf modern getrimmt zu wirken. URIAH HEEP präsentieren ihren Sound ziemlich stimmig, immer mit etwas kitschig-anbiedernden Momenten, dafür aber meistens auch mit genial treibendem Rock. Höhepunkte finden sich hier in „Money Talk“, wo Phil Lanzon am Keyboard völlig ausrastet und die genial verquere, dramatische Stimmung schafft, die Hammond-geschwängerte Bands auszeichnet und andererseits im fies groovenden, östlich anmutenden „Lost“. Verpackt ist alles in eine Produktion, die gerade dem Bass genug Raum einräumt, zusätzlichen Druck zu entwickeln, dafür aber leider die Durchschlagskraft der Gitarren vernachlässigt.
Zwei klassische Ausrutscher haben sich die Herren auch geleistet und diese in Selbsterkenntnis dann auch an den Schluss des Albums gestellt – „T-Bird Angel“ und „Kiss Of Freedom“ sind 1a Schleim-Rock: Keine Kanten, anbiedernde Melodien, überall trieft es vor Kitsch. Ebenfalls richtig daneben sind die Chorgesänge in „Southern Star“, die sich leider mitten im Kern des Albums finden und jedesmal geskipt werden müssen.
Das ist insofern schade, als dass diese drei sehr schwierigen Nummern uneingeschränkte Zuneigung zu „Into The Wild“ fast verhindern. Wären die Songs ausnahmslos so cool wie etwa „Trail Of Diamonds“, wäre man wohl auch geneigt, darüber hinwegzusehen, dass der Gesang meist etwas schwachbrüstig und, wenn die Töne auch sicherlich getroffen werden, hört man das gehobene Alter Bernie Shaws doch öfter mal durch.

Man ist also etwas zwiegespalten, was dieses Album angeht. Einerseits hätte ich 2011 nie so eine Platte von URIAH HEEP erwartet (im positiven Sinne), andererseits fragt man sich bei einigen Nummern doch, warum Mick Box nach 41 Jahren mit dieser Band nicht selber auffällt, dass sie nicht der Weisheit letzter Schuss sind. Überdies muss man manchen Nummern trotz ihrer Qualität doch eine gewisse Altbackenheit attestieren, wodurch insgesamt eine Kaufempfehlung ausgeprochen werden kann, die aber nicht in Verbindung mit Jubelstürmen erfolgt.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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