Review Various Artists – A Brutal Christmas – The Season In Chaos

(Heavy Metal / Death Metal / Black Metal / Gothic Metal / Grindcore / Thrash Metal) Sounds Of The Dead Records war ein US-amerikanisches Label aus Gainesville in Florida, das 2002 gegründet wurde und sich vorrangig christlich geprägtem Metal verschrieben hatte. Nach wenigen Veröffentlichungen musste das Label seine Pforten schließen. Zuvor veröffentlichte es aber folgerichtig mit „A Brutal Christmas – The Season In Chaos“ einen Sampler mit elf Bands, die dem Weihnachtsfest einen harten Anstrich verpassen sollten. So enstanden zehn Neuinterpretationen bekannter Titel und ein extra für diese Compilation geschriebener Song.

Mit „Angels We Have Heard On High“ von ARCHER beginnt der Liederreigen mit melodischem Heavy Metal, der auch das Original erkennen lässt und eine gute Produktion aufweist. Bei allen guten Ansätzen leiden die weiteren Titel aber hier und da an kleinen Kinderkrankheiten, die von Demo-Charakter bis hin zu holprigem Drum-Einsatz reichen. Während die indonesischen Avantgarde-/Black-Metaller KEKAL aus „God Rest Ye Merry Gentlemen“ eine sehr eigenwillige Version geschustert haben, sind es FRANK’S ENEMY, die mit dem einleitenden Eunuchen-Gesang von „Coventry Carol“ die Gehörnerven fast über die Schmerzgrenze hinaus strapazieren. Nach knapp zwei Minuten entlädt sich dann der typische Grindcore-Sound der Band, der vor allem schlecht produziert ist, was zu einem wirren Soundbrei führt, der selbst diesem Genre nicht annähernd gerecht werden kann. Ein Skip-Kandidat also. Wie es besser gehen kann, zeigt im Anschluss die Unblack-Metal-Formation FROST LIKE ASHES, die mit „Let All Mortal Flesh Keep Silence“ ein wütend-stampfendes Stück  vertont haben, das die eigentlichen Gründe, diesen Sampler gut zu finden, wieder mehr in den Fokus rückt.

Doch auch in Sachen Grindcore bzw. Brutal Death Metal hat „A Brutal Christmas – The Season In Chaos“ einen vorzeigbaren Kandidaten aufzuweisen: „The Little Drummer Boy“ von TORTURED CONSCIENCE ist nicht nur brachial, sondern setzt melodische Gitarrenakzente an den richtigen Stellen und beherbergt ein formidables Doublebass-Spiel. So wird der Eindruck erweckt, der klassische Weihnachtshit wäre ursprünglich für dieses Genre angefertigt worden. Auch der einzige exta für diese Compilation geschriebene Song kann mit spannenden Gitarren-Leads und akzeptabler Gesangsleistung überzeugen. Natürlich ist DEATH REQUISITEs „Child Messiah“ weit vom Ohrwurmcharakter der üblichen Titel entfernt, kann aber gerade dadurch herausstechen. Im Outro setzt die Band auf eine getragene Orgelmelodie, die den harten Sound urplötzlich durchbricht und damit ein versöhnliches Ende beschwört. Das mit Abstand stärkste Stück ist gleichzeitig auch der längste Song dieser Veröffentlichung: In knapp sieben Minuten haben EVERSINCEVE aus „O Holy Night“ eine kraftvolle Komposition aus Groove Metal, Progressive Metal und Metalcore erschaffen, die an Qualität und Erhabenheit alle anderen Titel übertrumpft. Nach ruhigen Gitarrenparts, die fast schon Post-Rock-Charakter aufweisen, brechen harte Riffs durch die Stille. Wo am Anfang und Ende kraftvoller Clean-Gesang dominiert, werden auch wiederholt wütende Screams und Growls eingesetzt. Nachdem sich FAITHBOMB bei „God Rest Ye Merry Gentlemen (Part 2)“ im Crossover bewegen, schließen PURE DEFIANCE den Sampler mit ihrer Version von „Joy To The World“ ab, die mit Gangshouts und Glöckcheneinsatz versehen wurde.

Wie so oft im Underground-Bereich befinden sich auch auf „A Brutal Christmas – The Season In Chaos“ einige Songs, die durch den Demo-Charakter fast unhörbar werden. Aber durch den geschickt eingesetzten Stilmix verschiedenster Metal-Genres entsteht zumindest keine Langeweile. Vom Opener und Abschlusssong abgesehen liegen die Stärken des Samplers deutlich bei den härteren Metal-Acts, die dem Weihnachtsfest so wirklich ein anderes Gesicht verpassen können und nicht nur eine alternative Herangehensweise vorgaukeln. Den üblichen Kitsch-Bombast sucht man hier nämlich vergeblich.

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Publiziert am von Christian Denner

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