Review Various Artists – The Revivalry – A Tribute To Running Wild

Nach „Motörmorphösis – A Tribute To Motörhead“ und „Eagleution – A Tribute To Saxon“ erscheint mit „The Revivalry – A Tribute To Running Wild“ der dritte Tribute-Sampler des Hamburger Labels Remedy Records. Schon das gelungene Coverbild von Szenegröße Kris Verwimp stellt eine schöne Hommage an Rock’n’Rolf und seine Freibeuter dar. Die Bandauswahl beinhaltet überwiegend die „üblichen Verdächtigen“, also Pferde aus dem Stalle Remedy, aber auch Exoten wie Maverick aus Japan oder die Türken von Crossfire sind auf der Doppel-CD vertreten.
Los geht’s aber mit den Hamburger Traditionalisten, „Warchild“ wird von Stormwarrior interpretiert und bewegt sich doch ziemlich dicht am Original, wobei mir die Stimme von Lars Ramcke nicht so zusagt, das funktionert sonst besser. Remedy-Chef Jörn Rüter lässt es sich nicht nehmen und lässt seine Combo Torment natürlich auch teilnehmen, „Prisoners Of Our Time“ soll es sein. Mr. Lemmy Zwo hat sich aber auch schon besser stimmlich präsentiert. Zum Schluss klingt der Song sehr lange aus und die Band drückt ihren eigenen Stempel auf („…we are tormentized“). Paragon lieben’s ebenfalls traditionell und prägen ihre Version von „Iron Heads“ mit einem etwas veränderten, groovigen Riff. Den ersten Bruch bieten Dark Age, die aus „Adrian (S.o.S.)“ ein astreines Schwarzbrot backen. Düster as fuck, dass man nicht einmal merkt, dass der Song ursprünglich purer Speed Metal war. Daumen hoch! Predator hingegen spielen eine etwas zu glatte Version von „Under Jolly Roger“. Als Antwort darauf gibt’s mit Burden Of Grief’s „Raise Your Fist“ wieder in die Fresse. Rotzig-modern kommt diese Nummer rüber, die wahrscheinliche viele puristische Fans verschrecken dürfte. Jene haben wahrscheinlich eher mit „Port Royal“ von Twisted Tower Dire ihre Freude, die den Song in ihr US-Power Metal Gewand hüllen. Für die Freunde von heftigen Klängen sind nun die Newcomer von Children of Wrath an der Reihe, die sich an „Black Soul“ ranwagten. Hui, das klingt aber bösartig, zum Glück haben die Jungs im Gegensatz zu ihrem Debütalbum eine brauchbare Produktion auf die Beine gestellt. Mit Blastbeats und fiesem Gekeife drücken die Zornskinder ihren markanten Stempel auf, und der Song hinterlässt einen tollen Eindruck. Das kann man von Ligeia leider nicht behaupten: Ihre Warlockige Version von „Running Blood“ kitscht doch phasenweise sehr. „Sinister Eyes“ von The Claymore wirkt für meinen Geschmack wieder zu profillos, die Schwarzheimer von Asaru grillen hingegen ihre Wurst namens „Black Hand Inn“ richtig gut durch. Aber auch hier gilt: Engstirnige RW-Fans werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, so ein Tribute ist eindeutig nur etwas für aufgeschlossene Metaller. „Pile Of Skulls“ von Reviver wird aber beide Lager vereinen können, eine angenehme Gratwanderung aus individueller Prägung und Authentizität. Die „White Masque“ haben sich Perzonal War aufgesetzt, die ihre Huldigung im gemäßigten Heavy-Bereich belassen. Das folgende „Evilution“ von Icarus Witch klingt nun so gar nicht mehr nach RW, irgendwas haben die Amerikaner da falsch gemacht. Der Beitrag der erwähnten Maverick bietet zwar mit dem eigenwilligen Chorus frischen Wind, bewegt sich sonst aber auf traditionellen Pfaden. So sieht’s mit Not Fragile und ihrem „Victim Of States Power“ auch aus, die größten Überraschungen folgen zum Ende der ersten CD: Abermals Remedy-Chef Jörn Rüter verwandelt mit seiner eigentlich Böhse-Onkelz-Coverband „Kneipenterroristen“ den Klassiker „Chains And Leather“ in einen deutschsprachigen Rock’n’Roller, der mit seinem Pornotext die Lacher auf seiner Seite hat. Schließlich machen Pavel Kaminski & Jurek Kapellev aus „Riding The Storm“ einen Schunkel-Shanty mit Akustikgitarre und versoffenen Seemanschören, herrlich. Ein ganz großer Pluspunkt für diesen Beitrag, der für meinen Geschmack sogar das Original übertrumpft.
CD Numero Zwei (ja, diesmal gab’s beide für die Redakteure) startet mit einer heftigen Nummer, ein Projekt namens The Rugged verwurstet „Fight The Oppression“ zu einer thrashigen Version, ausgeschmückt mit schönen Backgroundchören. Nun ist mit Sardonic Death Metal angesagt, und so wird „Raw Ride“ gepflegt tiefergelegt, feine Abwechslung, nur der Drumsound lässt Wünsche offen. Crystal Shark legen wieder mal ein Power-Brett hin und machen „Conquistadores“ zu „Conquistadores“ eben. Wenig nennenswert ist auch die zwischen Melodic- und Rotzrock angesiedelte Version von „Branded & Exiled“, die auf dem Mist der Gang Loco gewachsen ist. Logar’s Diary versuchen sich auch an „Riding The Storm“ und setzen auch Akustikklampfen ein, fahren ansonsten eher die schnelle Edguy-Schiene mit Keyboards und Gipfelstürmergesang. Im Kontrast stehen dazu die Brasilo-Blackies von Posthumous, bei deren „The Phantom Of Black Hand Hill“ aber nur die Vocals verfremdet wirken. Die erwähnten Türken von Crossfire präsentieren sich mit „Beggar’s Night“, das durch seinen verfremdeten Refrain auffällt. Bei Warvenger’s „Tortuga Bay“ missfällt der gequetschte Gesang, der die ohnehin unspektakuläre Version kaputt macht. Ganz ähnlich verhält sich die „Ballad Of William Kid“ von Airborn, das auch durch die Keys am Schluss nicht gerettet wird. „Bad To The Bone“ von Katagory V ist leider ein Totalausfall, denn der dünne Gitarrensound wird von einer noch dünneren Stime übertönt, schade, selbst die Poprocker „Donots“ konnten aus dem Song Besseres machen. Aber für solche Fälle gibt es Skip-Tasten, und nun sind Tragedian an der Reihe ihre „Masquerade“ vom Stapel zu lassen. Da stimmt aber auch was nicht vom Sound her, der irgendwie knarzt. Auch der Sänger klingt nicht mehr als durchschnittlich. Naja, nun kommt noch ein dünnes „Soulless“ von den Agents Of Rock (Weibliche Vocals sind eben nicht alles), ein energiearmes „Fistful Of Dynamite“ von Torture Boat (was für ein … Sänger), ein mäßiges und wenig kreatives „Lead Or Gold“ von Cyan Bloodbane (überdominanter Drumsound) und zum Abschluss ein schnarchend-balladisiertes „Freewind Rider“. Naja, immerhin eine eigene Idee von „JonTif“, aber toll ist das auch nicht.
Tja, so verhält es sich mit Tributes. Neben einigen hochklassigen und vielen mittelmäßigen Songs sind meistens ein paar Gurken dabei. Diese befinden sich bei „The Revivalry“ zum Glück überwiegend auf CD Zwo, CD Eins kann dagegen schon Einiges. Für jeden eingefleischten Running Wild-Fan, der ein wenig über den Tellerrand blicken kann, bietet dieser Sampler auf jeden Fall einiges an Spaß, denn so viel Abwechslung wie hier hat man aus Rock’n’Rolf’s Feder nie gehört. Dass zum Großteil Bands der klassischen Spielarten vertreten sind, liegt natürlich an der besseren Verträglichkeit, aber auch Freunde härterer Klänge kommen durchaus auf ihre Kosten. Da diese Doppel-CD zum Preis einer normalen angeboten wird und man die zweite CD ja eh weglassen kann, sei eine Empfehlung hiermit ausgesprochen!

Tracklist:
CD 101. Stormwarrior – Warchild
02. Torment – Prisoners of our Time
03. Paragon – Iron Heads
04. Dark Age – Adrian (S.o.S.)
05. Predator – Under Jolly Roger
06. Burden of Grief – Raise your Fist
07. Twisted Tower Dire – Port Royal
08. Children of Wrath – Black Soul
09. Ligeia – Running Blood
10. The Claymore – Sinister Eyes
11. Asaru – Black Hand Inn
12. Reviver – Pile of Skulls
13. Perzonal War – White Masque
14. Icarus Witch – Evilution
15. Maverick – Blazon Stone
16. Not Fragile – Victim of States Power
17. Kneipenterroristen – Ketten und Leder
18. P. Kaminski + J. Kapellev – Riding the Storm

CD 201. The Rugged – Fight the Oppression
02. Sardonic feat. Michael Seifert – Raw Ride
03. Crystal Shark – Conquistadores
04. Gang Loco – Branded and Exiled
05. Logar’s Diary – Riding the Storm
06. Posthumous – Phantom of Black Hand Hill
07. Crossfire – Beggar’s Night
08. Warvenger – Tortuga Bay
09. Airborn – Ballad of William Kidd
10. Katagory V – Bad to the Bone
11. Tragedian – Masquerade
12. Agents of Rock – Soulless
13. Torture Boat – Fistful of Dynamite
14. Cyan Bloodbane – Lead or Gold
15. JonTif – Freewind Rider

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