Review Windfaerer – Tenebrosum

(Black Metal / Melodic Death Metal / Folk) Eine Mischung aus Black Metal und Folk ist ja grundsätzlich nichts Neues, das kennt man ja unter anderem bereits von Agalloch und Dornenreich. Trotzdem schaffen es WINDFAERER auf ihrem zweiten Album „Tenebrosum“, diesem Genre-Konglomerat einen neuen Anstrich zu verpassen, unter anderem durch die Beimengung einer Prise Göteborger Melodeath. Ein wenig mangelt es WINDFAERER noch an den kompositorischen Feinheiten und Experimenten der ebengenannten Bands, aber ihre Musik ist so gefühlvoll und mitreißend, dass man getrost über diese kleinen Schwachpunkte hinwegsehen kann. Zorn, Melancholie, Hoffnung, Sehnsucht, ja sogar Freude sieht man auf diesem Album in solcher Selbstverständlichkeit vereint, als seien diese Empfindungen Teil eines großen Ganzen.

Dabei unterscheidet sich das Grundgerüst von WINDFAERER gar nicht so sehr von dem anderer Schwarzmetall-Kapellen: brachiale, bisweilen düstere Tremolo-Riffs, Double-Bass und Blast-Beats in Hülle und Fülle sowie aggressive, kraftvolle Screams, die sowohl Wut als auch Verzweiflung ausdrücken. Das entscheidende Alleinstellungsmerkmal ist die Violine, die den anderen Instrumenten in puncto Dominanz in nichts nachsteht. Das oftmals melodieführende Streichinstrument lässt sich in seiner Spielart am ehesten mit der von Ne Obliviscaris vergleichen, besitzt hier jedoch einen anderen, eigentümlichen Klang, was womöglich daran liegt, dass es vorrangig in elektronischer Ausführung eingesetzt wird.

Der Großteil des von WINDFAERER vertonten Gefühlsspektrums ist ebenjener Violine geschuldet, sei es schleppende Melancholie („The Everlasting“) oder ungestüme Freude („Santeria“). Das instrumentale „Santeria“ ist übrigens definitiv eines der musikalischen Highlights. Doch auch die Melodic-Death-Metal-Gitarrenmelodien in „Finisterra“ und „Morir En El Olvido“ punkten durch stimmige Abwechslung. In ersterem kommen auch clean gespielte Gitarren zum Einsatz, die später der herzergreifenden Violine und einem gefühlvollen Solo Platz machen. Stellenweise ist man fast schon geneigt, die Musik als episch zu bezeichnen, allerdings auf völlig unprätentiöse Weise.

Da die meisten Songs eine Länge von über sechs Minuten aufweisen, können sie sich voll und ganz entfalten, ohne je langatmig zu werden. Nach all den Lobpreisungen muss allerdings auch noch eine Sache im negativen Sinn erwähnt werden: die Produktion. Vor allem die Vocals gehen öfters im Mix unter, die übrigen Instrumente werden zum Teil zu sehr von der Violine überlagert. Hier wäre etwas mehr Ausgeglichenheit wünschenswert gewesen. Außerdem sind die sieben Tracks ziemlich gleichförmig ausgefallen, sodass es bis auf wenige Ausnahmen schwierig ist, einzelne Nummern besonders hervorzuheben.

Abgesehen von diesen kleinen Problempunkten hat man es bei WINDFAERERs „Tenebrosum“ mit einem packenden Wirbelsturm der Emotionen zu tun. Bereits der Kontrast zwischen dem hellen, hoffnungsverkündenden Cover und dem düsteren Titel zeugt von der großen Ausdruckskraft der Platte. Mit den genannten Referenzbands können WINDFAERER zwar noch nicht mithalten, aber sie sind auf einem guten Weg und schaffen es, die von ihnen eingesetzten Stilmittel passend miteinander zu verknüpfen. Man darf gespannt sein, ob sie sich diesbezüglich noch weiter steigern können.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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