Review Withem – The Point Of You

Ein erster Punkt für das Cover, das eine stimmungsvolle Adaption der hier und da sehr beliebten Apfelmännchen – für Kenner: Fraktale – zu bieten hat. Nun muss man zwar kein Student der Physik sein, um Gefallen an dem Debüt der norwegischen Band WITHEM zu finden. Aber einen gewissen Hang zu Technik und Skalen-Basteleien schadet hier sicherlich nicht. Zwar versucht sich die Band nicht – um im Bild zu bleiben – an unvorhersagbaren Quantensprüngen, sondern bedient sich eher an erprobten und bewährten Zutaten. Aber auch so ist aus „The Point Of You“ ein durchaus hörenswertes Album geworden.

Auf ihrem Erstwerk spielen die Norweger etablierten Prog-Metal à la Pagan’s Mind, Dream Theater oder Symphony X. Die Furche, die diese drei Genre-Giganten vorgezogen haben, wird von WITHEM konsequent verfolgt und dementsprechend legt man ein zwar technisch einwandfreies Album vor, das aber zu keiner Zeit im Übermaß kreativ oder revolutionär ist. Die Qualität, die die (immerhin erst 2011 gegründete) Band vorlegt, ist aber trotzdem sehr hoch. Sowohl der Sänger als auch die Instrumentalfraktion agieren technisch auf absolut adäquatem Niveau – in puncto Härte hat man vielleicht der ein oder anderen Band gleicher Couleur sogar etwas voraus. Gerade Sänger Ole Aleksander Wagenius hat ein absolut vorzeigbares Organ, kräftig, auch in den luftigsten Höhen zielsicher und ab und an geradezu dreckig. Top!

Kompositorisch liefert man ebenfalls ansprechende Kost, auch wenn die wirklichen Überraschungen ausbleiben. Man setzt auf melodiöse, eingängige Strukturen, die viel Raum für instrumentale Ausschweifungen bieten. Allerdings schafft man es, der Gefahr der Zerfaserung (hier noch ein Solo, da noch ein Solo) zu entgehen – das Ergebnis lässt sich sehen, man höre nur mal den coolen Opener „Point Of View“ oder die beiden Folgestücke „Miracle“ und „Phrenesis“. Die wohl schönsten Momente finden sich dann in „Burned By Senses“, das einen wirklich gelungenen Refrain sein Eigen nennen kann und das einfallsreichste Stück des Albums ist. Leider findet sich mit „Born To Live“ auch ein ziemlicher Totalausfall auf der CD – dieses Stück fällt schon einmal wegen seiner läppischen Melodiearbeit und der völlig unpassenden Happy-Happy-Atmosphäre aus dem Gesamtkontext. Zudem ist der Refrain geradezu schmalzig geraten. Kurz: Ein treffsicherer Schuss ins eigene Knie.

Unterm Strich darf man WITHEM zu ihrem Debüt gratulieren; die Band präsentiert sich als stilbewusst und in technischer und kompositorischer Hinsicht auf der Höhe der Zeit. Abgesehen von „Born To Live“ machen die Songs eigentlich durchweg Spaß, auch wenn sie sicherlich nicht zum Besten gehören, was in diesem Genre bis dato geschrieben wurde. Hier kann man guten Gewissens sagen, dass man wohl von WITHEM noch einiges hören wird. Potential hat die Gruppe zuhauf.

 

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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