Um sich aus der grauen Masse an Extreme-Metal-Bands, derer es wohl mehr gibt als so manche Stadt Einwohner hat, hervorzuheben, braucht es entweder große Musik oder einen großen Namen. Den amerikanischen Black-/Death-Metallern WITHERED wird es dementsprechend sicher den einen oder anderen Fan einbringen, dass auf ihrem vierten Album „Grief Relic“ Colin Marston von den renommierten Prog-Deathern Gorguts in die Basssaiten schlägt. Wie erwartet ist sein Beitrag hier ein absolutes Highlight, doch wie ist es um den Rest des Quartetts bestellt?
Eigentlich gar nicht schlecht, der Opener „Leathery Rind“ prügelt nach einem einleitenden Luftholen sogleich mit tiefen Growls und hammerharten Riffs drauf los. WITHERED setzen jedoch weder auf technische Raffinesse noch auf brutale Schnelligkeit, sondern lassen ihre zumeist schleppende Musik vielmehr wie eine unaufhaltsame Dampfwalze den Hörer überrollen. Die Gitarren sind tief gestimmt und groovend, passend dazu werden auch bei den gutturalen Vocals vor allem die tieferen Register gezogen. Man sollte erst gar nicht versuchen, auch nur ein Wort zu verstehen, es wäre zwecklos. Zu den bedrohlichen Riffs gesellen sich, wie bereits erwähnt, gut heraushörbare Basslines, die den Songs etwas Mysteriöses geben („To Glimpse Godliness“).
Im späteren Verlauf des Albums bauen WITHERED zudem ein paar dreckige, fast schon noisige Soli ein („Downward“, „Distort, Engulf“). Im Kontrast zu den eher langsam-walzenden Gitarren wird hinter den Drumkits oftmals ein regelrechtes Inferno entfesselt. Einige Blast-Beat-Passagen sind geradezu atemberaubend schnell, so beispielsweise im mit sechs Minuten längsten Track „A Realm Of Suffering“. War die bisherige Beschreibung der Musik noch weitgehend wertungsfrei, muss nun jedoch leider festgehalten werden, dass sich die Songs abgesehen von den Besonderheiten der erwähnten Nummern kaum voneinander unterscheiden, wodurch von den insgesamt 38 Minuten nur sehr wenige im Kopf bleiben.
Gewiss, rein spielerisch haben WITHERED einiges auf dem Kasten, doch die Kompositionen sind einfach bei weitem nicht aufregend genug. Dazu kommt noch die mehr als dürftige Qualität der Produktion. Zwar verlangt die Musik des Quartetts eine gewisse Rohheit, doch hier ist man wohl über das Ziel hinausgeschossen. Die Songs sind viel zu leise abgemischt, bräuchten eindeutig mehr Durchschlagskraft.
WITHERED gehen auf „Grief Relic“ konsequent ihren Weg als schleppende Extreme-Metal-Kapelle, das ist zum Teil lobenswert, zum Teil aber auch problematisch. Denn so bedauernswert es ist, die Platte ist keineswegs mehr als die Summe ihrer an sich sehr guten Teile. Nur vereinzelte Passagen animieren zum Wiederhören und die Produktion ist der Musik schlichtweg nicht angemessen. Den Jungs von WITHERED fehlt es jedoch definitiv nicht an den nötigen Fähigkeiten, sodass ein besseres zukünftiges Album durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Wertung: 6 / 10