Review Wizardthrone – Hypercube Necrodimensions

(Melodic/Technical Death Metal / Symphonic Black Metal / Power Metal) Aus einer Millionen Jahre entfernten Galaxie kamen sie zur Erde; durch den Hyperraum, vorbei an Schwarzen Löchern und einmal quer durch den gesamten Kosmos reisten WIZARDTHRONE, um uns Sterblichen zu ermöglichen, sich an ihren musikalischen Kreationen zu erfreuen. Der intergalaktische Wahnsinn entstammt Mitgliedern von Alestorm, Gloryhammer, Aether Realm und Nekrogoblikon – bei einer solchen Mischung kann gar nichts Gewöhnliches entstehen. Christopher Bowes lässt bereits bei den Party-Folk-Piraten Alestorm sowie den Sciene-Fiction-Power-Metallern Gloryhammer seinen Verrücktheiten freien Lauf, WIZARDTHRONE ist nun seine neue Spielwiese – „Extreme Wizard Metal“ ist geboren.

Der Sound des Debütalbums „Hypercube Necrodimensions“ ist etwas, das man so schon länger nicht auf die Ohren bekommen hat. Der Opener „Black Hole Quantum Thermodynamics“ zeigt die Richtung direkt von Beginn an auf: Gewaltige Doublebass-Gewitter donnern aus den Boxen und koexistieren neben ebenso schnellen Riffs und irrsinnigen Soli. Immer präsent ist der dichte Synthesizer-Teppich, der mitunter zuckersüß wirkt und fast schon als narratives Element fungiert, dem Material dennoch nichts von seiner Boshaftigkeit nimmt. Dafür sorgt auch V. Morbistopheles Jones mit seinen garstigen Vocals.

WIZARDTHRONE vermengen symphonischen Black Metal mit Melodic und Technical Death Metal sowie der melodischen Leichtigkeit des Power Metal – eine wilde Mischung, die von der ersten Sekunde an funktioniert. „Frozen Winds Of Thyraxia“ etwa erinnert musikalisch stark an Wintersun, atmosphärisch an Bands wie Stormlord oder frühe Dimmu Borgir und kombiniert das Ganze mit hyperschnellen Melodien früher Children Of Bodom, Brymir oder Unleash The Archers auf „Apex“ und „Abyss“. Das über 13 Minuten lange „Beyond The Wizardthrone (Cryptopharmalogical Revelations Of The Riemann Zeta Function)“ bringt mit Orgelklängen und heroischen Chören noch weitere Elemente mit ein – als albumschließendes Epos fungiert der Track wie ein weiterer epochaler Sci-Fi-Soundtrack innerhalb eines eh schon überdrehten Soundtracks.

Ein unbestreitbar großer Einfluss ist auch Bal-Sagoth: Sowohl die Science-Fiction-Lyrics, die Erzählstimme während der Lieder, die absurd langen Songtitel als auch der episch-orchestrale Aufbau erinnern stark an die Symphonic/Extreme-Metaller. Jeder, der die Engländer seit ihrem letzten Album „The Chthonic Chronicles“ aus dem Jahr 2006 vermisst, dürfte in WIZARDTHRONE einen würdigen Nachfolger finden. Die Combo um die fünf Space Wizards ist aber trotz all des Namedroppings mitnichten eine Kopie aus billigen Arrangements und Versatzstücken anderer Bands. Das liegt neben der Verbindung der einzelnen Genres auch am Songwriting: Nicht selten erinnert der Aufbau der Tracks an Gloryhammer-Hymnen in finster-düsterem Gewand, zahlreiche Wendungen überraschen und halten die Spannung hoch. Dazu sind die Kompositionen trotz aller technischer Raffinesse und Verspieltheit schon nahezu unverschämt eingängig und mitreißend. Allein das Mitsingen der Texte könnte zu einem Problem werden: Bei den völlig abgedrehten Lyrics dürften auch Mathematik-, Physik- und Astronomie-Nerds ein Nachschlagewerk benötigen.

WIZARDTHRONE ist mit „Hypercube Necrodimensions“ ein Debütalbum der Extraklasse gelungen. Auch wenn Bowes‘ andere Projekte stark polarisieren: Was er macht, macht er mit voller Überzeugung und für das, was es sein soll, ist das gut bis sehr gut. Im Fall von WIZARDTHRONE darf ein Augenzwinkern und gewisses Quäntchen Humor natürlich auch nicht fehlen. Allen voran steht aber wahnsinnig kreative, packende und begeisternde Musik. Zusammen mit dem Gesamtkonzept um die durch Raum und Zeit reisenden Magier, dem Erzähler und den dauerpräsenten Keyboards entsteht ein einzigartiges und skurriles Gesamtkunstwerk, das alle Genregrenzen sprengt.

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Wertung: 9 / 10

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