Review Wolves Like Us – Black Soul Choir

(Post Hardcore / Punk / Alternative Rock) Manchmal gibt es diese Alben, die einen faszinieren, die einfach hängen bleiben und einen Nerv treffen, der Begeisterung auslöst. Alben, die wachsen und die sich erst nach und nach vollständig erschließen, sich dafür aber umso nachhaltiger ins Gedächtnis einbrennen. „Late Love“, das 2011 erschienene Debütalbum der Norweger WOLVES LIKE US, war trotz seines Verzichts auf herausstechende Songs so ein Album: Irgendwo zwischen Post-Hardcore, Punkrock und Alternative Rock lieferte die Band düstere, dröhnende Musik ab, die durch den oft nölenden Gesang sowie die wütenden Ausbrüche von Larsh Kristensen eine ganz spezielle Atmosphäre kreierte. Nach etlichen Konzerten, unter anderem gemeinsam mit Kvelertak und Junius, veröffentlichen WOLVES LIKE US nun drei Jahre später „Black Soul Choir“. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob das zweite Album der Norweger den hohen Erwartungen standhalten kann. Die Antwort: Durch das Hinzufügen feiner Nuancen und der Weiterentwicklung ihres Drives ist „Black Soul Choir“ ein würdiger Nachfolger, dem ein wenig mehr Abwechslung allerdings nicht geschadet hätte.

„Days Of Ignorance“ beginnt in bester Hot-Water-Music-Manier mit einem schneidenden Gitarrenriff, das gemeinsam mit dem Einsetzen des Gesangs vor einer flächigen Gitarrenwalze und treibendem Schlagzeugspiel schnell wieder das Gefühl von „Late Love“ hervorruft, bevor der knackige Opener nach gerade einmal XX Minuten in das ähnlich gelagerte „Three Poisons“ überleitet. In ihrer Geschwindigkeit, welche trotz Midtempo-Level immer wieder treibend wirkt, entwickelt die Musik von WOLVES LIKE US einen ganz eigenen Drive, der sich nicht sofort erschließt, aber mit mehreren Hördurchgängen immer weiter wächst und noch stimmiger klingt als auf dem Debütalbum. Dabei verzichtet die Band nahezu vollständig auf eingängige Melodien, was besonders beim weitestgehend auf einer Tonhöhe gehaltenen Gesang auffällt. Im Vergleich zu „Late Love“ stört dieser allerdings über den gesamten Albumverlauf auch gelegentlich, da hier wirklich keinerlei Abwechslung festzustellen ist und die Stimme oft relativ kraftlos produziert klingt. Diesen Mangel können WOLVES LIKE US auf „Black Soul Choir“ allerdings durch ihr durchdachtes Songwriting zu einem großen Teil ausmerzen.
Trotz der durchgängig dunklen und bedrückenden Atmosphäre und ähnlichem Songaufbau schaffen es WOLVES LIKE US durch Anleihen aus Post-Rock („Three Poisons“) und Indie-Rock („When Will We Ever Sleep“) das gewisse Quäntchen Abwechslung in ihren Sound zu bringen. Leider wissen dennoch nicht alle Songs zu überzeugen: Exemplarisch sei hier „Dig With Your Hands“ genannt, das einfach zu unspektakulär und generisch strukturiert ist und weder mit Melodien, noch mit überzeugendem Riffing aufwarten kann. Im Gegenteil dazu weiß das akustische „Lovescared“ zu überzeugen, besonders, da sich hier mehr Stimmfarbe erkennen lässt. Im schnelleren „We Were Blood“ lässt sich kurz vor Schluss sogar noch ein Highlight ausmachen, bevor mit „Thanatos Wins Again“ ein epischer Schluss geboten wird.

Falls jemand befürchtet haben sollte, dass WOLVES LIKE US zu weit von ihrem bisherigen Stil abweichen: Keine Angst,  „Black Soul Choir“ schlägt in dieselbe Kerbe wie „Late Love“. Die dunkle Atmosphäre, welche die Songs zusammenhält und für ein ganz eigenes Hörerlebnis sorgt, weiß nach wie vor zu begeistern. Dabei darf man sich allerdings keine Illusionen machen: „Black Soul Choir“ ist relativ eintönig gehalten – ob dieses Adjektiv negativ oder positiv zu bewerten ist, muss man in diesem Fall aber mit sich selbst ausmachen. Es braucht definitiv einige Durchgänge, bis sich die kleinen Details und Feinheiten der Songs herauskristallisieren, die den Charme von WOLVES LIKE US ausmachen und auch in der Gleichförmigkeit Begeisterung wecken können. Für einen Durchlauf nebenher waren die vier Norweger bereits auf „Late Love“ nicht zu haben – da „Black Soul Choir“ noch stärker auf Dynamik und Atmosphäre setzt und mit seiner basslastigen Produktion bewusst einen verwaschenen, gleichförmigen Eindruck erzeugt, sind sie das auch jetzt nicht. Mit ein bisschen mehr Variation im Gesang können auch die nächsten Alben von WOLVES LIKE US großartige Veröffentlichungen werden, die an alte Helden wie Quicksand erinnern. Ansonsten droht aufgrund der Gleichförmigkeit wahrscheinlich der Stillstand.

Wertung: 7.5 / 10

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