Review Wuthering Heights – Far From The Madding Crowd

Die dänische Combo WUTHERING HEIGHTS liefern mit „Far From The Madding Crows“ bereits ihr drittes Werk ab, auch wenn man hierzulande wohl noch wenig von der Band gehört hat, sondern eher von den gleichnamigen Romanen und Filmen. Früher spielte die Band, von der nur noch Erik Ravn als Gründungsmitglied übrig ist, unter den Namen Minas Tirith und Vergelmir zusammen, doch mit dem neuen Album sollte sich das ändern und der Name Wuthering Heights endlich etwas bekannter werden.

Verdient hätten sie es jedenfalls. „Far From The Madding Crowd“ ist ein sehr vielseitiges und abwechslungsreiches Stück Musik. Die epischen Power Metal Stücke werden angereichert durch klassische, mittelalterliche, folkloristische, orchestrale und symphonische Elemente und noch ein ganzes Stück Speed- sowie Progressive Metal. Es ist, wohl auch durch diese Vielfalt an Einflüssen, ein Album, das seine Zeit und ein paar Durchläufe braucht und man ständig neue Details entdeckt, auch nach öfteren Hören.
Schon das Intro ist ziemlich bombastisch. Eine recht bekannte Melodie, will mir aber absolut nicht einfallen woher ich die kenne, wird erst mit Dudelsäcken und dann mit der Gitarre gespielt, jedenfalls kann man schon jetzt auf den Gedanken kommen, dass die Scheibe recht verspielt sein wird. Der erste richtige Track „The Road Goes Ever On“ beginnt erst ziemlich ruhig mit Geigen und Flöten, bis ein galoppierender Riff einsetzt und der Hörer von etlichen Breaks beglückt wird. Der Refrain ist, wie auch bei den meisten noch folgenden Stücken, sehr bombastisch geworden, auch die Chöre funktionieren prima, und es erinnert mich ein wenig an Blind Guardian oder auch Angra. Nach dem zweiten Refrain folgt auch erstmal ein klasse Solo und ein Instrumentalpart, der zwei, drei Minuten dauert und wirklich sehr stark ist, hier beweist die Instrumentalfraktion, was sie drauf hat, und das ist erst der Anfang.

Leider ist das Lied nach knapp acht Minuten schon zu Ende, weiter geht’s mit „Tree“, das jetzt zum ersten mal so richtig die mittelalterliche und folkige Seite der Band zeigt, hier kommt mir beim Hören schon mal der ein oder andere Gedanke an Schandmaul in den Kopf. Vergleichen kann man die beiden Bands aber trotzdem nicht, da es hier immer wieder klasse Breaks gibt und das Grundgerüst melodischer, epischer Power Metal ist. Und gerade jetzt beim Schreiben fällt mir wieder verstärkt auf, wie viele klasse Soli in die Lieder eingebaut sind.
Wuthering Heights heben sich durch ihren einzigartigen Sound eh schon wohltuend von 98% aller Power Metal Bands ab (wie es mit Progressive Metal Bands ist, kann ich nicht sagen, da ich einfach zu wenige gut genug kenne), dazu kommt dann noch das unter hunderten herausstechende Gesangsorgan vom neuen Sänger Nils Patrik Johnasson. Manche werden ihn wohl schon von Astral Doors oder Rickard Andersson’s Space Odyssey kennen, mir jedenfalls gefällt seine Leistung hier wesentlich besser als bei den beiden anderen Bands. Hier kann er zeigen was er wirklich drauf hat. Auf der einen Seite rau und aggressiv, dann wieder sanft und eher hoch, dann wieder ein Mittelding aus beiden – einfach ein großartiger Genuß, diesem Mann beim singen zuzuhören.

Das Herzstück der Platte sind wohl die drei „Longing For The Woods“-Tracks, die zusammen über 20 Minuten lang sind. Welches textliche Konzept dahinter steckt, kann ich leider nicht sagen, da ich keine Lyrics zur Verfügung habe. Jeder dieser drei Songs ist vollkommen verschieden, das verbindende Glied ist hier der Refrain, der in allen drei Teilen in veränderter Form wieder auftritt, und zwar kein einziges mal genau gleich! Übrigens einer der besten Refrains, die ich seit langer Zeit gehört habe, solch einen Ohrwurm hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr, wirklich grandios.Und wer denkt, mit der „Longing For The Woods“-Trilogie haben Wuterhing Heights ihr Pulver verschossen, der irrt sich. „The Bollard“ ist eine ruhige und verträumte Halbballade auf einem Grundgerüst aus akustischen Gitarrenklängen und Flöten. Hier beweist auch der Herr Johansson, das er ein klasse Gespür für die richtige Stimmlage in der jeweiligen Lage hat.
Ein wahres Instrumentalfeuerwerk liefern Ravn, Flyman, Brink und Sørensen im dreieinhabminütigem „Bad Hobbits Die Hard“ ab, womit man sich auch nicht vor Bands wie Dream Theater zu verstecken braucht. Einen Vorteil gegenüber diesen haben Wuterhing Heights aber: in ihren Instrumental-Parts verstricken sich die Dänen nicht in Ego-Anfällen oder schlimmen Frickeleien, sondern man legt großen Wert darauf, dass auch diese Abschnitte zum Rest des Albums passen. Und das ist ihnen bei „Bad Hobbits Die Hard“ nahezu optimal gelungen!

„Highland Winds“ ist aus meiner Sicht der einzige Song, der gegenüber dem hochklassigen Rest etwas abfällt, der klingt streckenweise, so leid es mir tut, etwas zu süßlich. Der Song rockt zwar auch gewaltig, aber vor allem der Chorus ist hier doch ziemlich missglückt, der will so gar nicht ins Gesamtbild passen. Zwar immer noch besser als ein durchschnittliches Lied, aber hier hätte man an vielen Stellen noch mehr herausholen können.
Doch der Rest ist natürlich unumstritten top, dazu gehört auch „Land Of Olden Glory“, das streckenweise an Rhapsody erinnern will. Und das ist hier sehr wohl positiv gemeint! Rhapsody machen nur den Fehler, ihre durchaus guten Stücke durch ewige Wiederholungen und übertriebenden Bombast kaputt zu machen, und genau diesen Fehler machen Wuterhing Heights nicht. Der Refrain und die Bridge hier könnten zwar durchaus auch von Rhapsody stammen, doch hier überspannt man den Bogen einfach nicht und schiebt auch mal gemäßigtere Parts ein oder feuert wieder eine Palette an Solofrickeleien ab.
Den Abschluss markiert „Lament For Lórien“, das noch mal nur so vor schönen Folk- und Medieval-Parts sprüht und und auch ziemlich gemäßigt und ruhig ist, dazu legt N.P. Johansson nochmal alles an Emotionen rein, was noch übrig ist, hier sind auch wieder die Chöre sehr wichtig für die Stimmung. Ein gelungener Abschluss für ein hochklassiges Album.

Abschließend kann ich nur sagen, das „Far From The Madding Crowd“ eine unbedingte Kaufempfehlung für Power Metal sowie Progressive Metal Anhänger ist, schließlich gibt’s auch keine Ausfälle, nur die eine kleiner Schwäche bei „Highland Winds“, die aber nicht weiter ins Gewicht fällt.Für mich schon jetzt eins der großen Highlights und Entdeckungen des Metal-Jahres 2004, so weit will ich mich schon mal festlegen! Da kann ich nur hoffen, dass das auch andere erkennen und fair genug sind und Wuthering Heights eine Chance geben.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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