Review Wuthering Heights – The Shadow Cabinet

Diese Dänen find ich nicht zum Gähnen (Tataaaaa!). WUTHERING HEIGHTS haben mit ihrem vierten Album „The Shadow Cabinet“ ein ordentliches Brikett im Feuer: Abwechslungsreicher, teils bombastischer, teils progressiver Power Metal mit richtig schön viel Schmackes. Und um das Ganze abzurunden, gibt’s noch eine Priese Folk obendrauf. Aber jetzt blos keinen Auszucker bekommen, weil ich das Wörtchen Bombast erwähnt habe. Im Gegensatz zu, sagen wir mal, einer wohl bekannten italienischen Gurppierung, wissen die selbst ernannten „Mad Metal Minstrels“, wann es Zeit ist für fette Chöre und wann sie einfach nur das Gaspedal bis zum Boden durchtreten müssen.

Bereits auf dem Vorgänger „Far From the Maddening Crowd“, auf dem Nils Patrik Johansson seinen Einstand als Sangesmeister feierte, bewiesen WUTHERING HEIGHTS, dass sie ein Gespür für coole Melodien und ohrwurmige Refrains haben. Wer’s nicht glaubt, höre sich „Land of Olden Glory“ an. Aber schimpft dann nicht mit mir, wenn ihr den Chorus bis Weihnachten nicht mehr aus den Ohren kriegt. Dieses besondere Gespür legen die Dänen auch auf „The Shadow Cabinet“ an den Tag. Ein gutes Beispiel ist Song Nummer fünf, „Envy“. Gute Wechsel zwischen langsam und pfeilschnell, ein bisserl Folk hier und da, ein Breakdown mit ein paar geilen Bassläufen, dazu ein paar Töne aus einer Hammond Orgel, und fertig ist der Kultsong. Dabei brilliert vor allem Johansson mit seiner voluminösen Reibeisenstimme. Gekonnt pendelt er zwischen schnellen Versen und schwebend dröhnenden Sangeslinien. Er drückt WUTHERING HEIGHTS damit seinen ganz eigenen Stempel auf, der das Erlebnis unverwechselbar macht. Auch die Liebe zur Epik hat die Truppe nicht verloren, was der Zweiteiler „Apathy Divine“ schön zeigt. Hier regieren Chöre, wird zwischen Midtempo und heftigen Doublebass Attacken gependelt und im Großen und Ganzen einfach nur abgerockt. Den Vogel schießt aber wieder einmal einer der letzten Tracks ab: „Carpe Noctum – Seize the Night“ beginnt erst Heftig, verfällt dann in ein ruhiges Segmet unterstützt von sanften Keyboard Klängen und erlebt in seinem Instrumentalpart einen regelrechten Ausbruch an Geschwindigkeit und Spielwitz, der einfach nur ein breites Grinsen auf mein Gesicht zaubert. Dabei erinnert dieser Part ein bisschen an das genial betitelte „Bad Hobbits Die Hard“ vom Vorgänger. Und das, meine lieben Freunde, ist gut so. Die Heights können aber auch zart: „Sleep“ ist eine wunderschöne Halbballade, zu deren Beginn Johansson a cappella glänzt.
Soundtechnisch ist man glücklicherweise dem Vorgänger treu geblieben. Aufgenommen wurde wieder in den Jailhouse Studios, für den Mix war wieder Tommy Horsens zuständig. Und mein lieber Scholli, wie das knallt! Jedes Instrument hat seinen Platz, nichts wirkt übersteuert. Der Bass dröhnt nicht so sehr, was dem schnellen Schlagzeugspiel sehr zuträglich ist. Gut und knackig.

WUTHERING HEIGHTS haben bei „The Shadow Cabinet“ nicht viel an ihrem Erfolgsrezept von „Far From the Madding Crowd“ geändert. Das passt, denn mit dem Erwähnten 2003er Album haben sie sich im überfüllten Power Metal-Sektor eine schöne kleine Nische eingerichtet, in die niemand sonst hinein darf. Die unbändige Spielfreude, die Liebe zum Detail, das untrügliche Gespür für gute Melodien und Johanssons genialer Gesang machen die Dänen einzigartig und verleihen ihnen großen Wiedererkennungswert. Was melodischen Power Metal betrifft, ist „The Shadow Cabinet“ für mich eines DER Alben des Jahres 2006.

Redakteur: Stefan Eder

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert