Interview mit Erik Lagerlöf von Æðra

Nach fünf Jahren hat der Multi-Instrumentalist Erik Lagerlöf mit „Perseiderna“ das zweite Studioalbum seines Projekts ÆƉRA veröffentlicht. Welche Verbindung er zu Schweden hat, wie die Zusammenarbeit mit einem deutschen Label entstand und welche Ideen hinter dem Longplayer stecken, erzählt der US-Amerikaner im Interview.

Dein aktuelles und zweites Album „Perseiderna“ wurde im Dezember veröffentlicht. Was magst du am meisten an diesem Longplayer?
Ich würde sagen, dass ich mit dem Fortschritt beim Songwriting im Vergleich zum ersten Album „The Evening Red“ insgesamt sehr zufrieden bin. Die einzelnen Teile und Übergänge nehmen als Ganzes eine bessere Form an. Weil die Songs länger sind, fehlt normalerweise eine festgelegte Struktur. Ich arbeite daran mehr oder weniger alleine. Die Lieder beginnen oft als offenes Konzept ohne jegliche Festlegung in meinem Kopf. Es war erstaunlich während dem kreativen Prozess ihre Entwicklung zu sehen. Ich bin als Künstler mit den beiden letzten Songs besonders glücklich und ich glaube, dass sie diesen Punkt besonders hervorheben.

Erzähl uns bitte etwas über den Titel. Warum hast du dafür den Meteorschwarm der Perseiden ausgewählt?
Beide Alben, „Perseiderna“ und „The Evening Red“, berichten von zwei verschiedenen Perioden meines Lebens. „Perseiderna“ ist der schwedische Name des Meteorschwarms der Perseiden, welchen ich in einer ländlichen Gegend beobachtete als der aktuelle Zeitraum begann. Ich fand es von einem symbolischen Standpunkt aus gesehen wichtig, da „The Evening Red“ vom Ende meiner Jugend in meiner Heimatstadt handelte und die Perseiden signalisierten ungefähr eine neue Phase meines Lebens.

Wer war für das Artwork verantwortlich und warum ist es perfekt für dein Album?
Ich habe niemand anderem als Robert von Naturmacht Productions für das Artwork zu danken. Und ich muss sagen es fängt die Stimmung, die ich mit Album ausdrücken wollte, perfekt ein. Für mich steht die Entwicklung vom „The Evening Red“-Artwork der ersten Platte hin zum Nachthimmel-Motiv für den Sprung ins Unbekannte. Der einzelne Baum ist individuell zwischen der Dunkelheit der Nacht und der Schönheit der Sterne platziert, abhängig davon wie du deine Situation in schweren Zeiten beurteilst.

Wie entwickelt sich ein typischer ÆƉRA-Song? Was inspiriert dich?
Es startet immer mit einem Gitarren- oder Synthesizer-Riff, dass sich entwickelt während ich auf dem Instrument klimpere. Von da an, wenn ich einige Teile habe die ineinandergreifen, probe ich sie immer wieder, während ich die Drumspur ausarbeite. Das dauert an, bis stoßweise und durch Berichtigungen das Gerüst des Songs mehr oder weniger komplett ist. Wenn ich die Rhythmusgitarren und das Schlagzeug aufgenommen habe, beginne ich die Lead-Gitarre, die melodischen Parts und das generelle atmosphärische Flair hinzuzufügen. An diesem Punkt begrenzt sich das meistens nicht auf einen Song.
Im Fall von „Perseiderna“ war das komplette Album ein Projekt-Vorgang. Während einer typischen Aufnahme-Session habe ich die Lead-Gitarre für einen Track und dann einige Synths für einen anderen Song aufgenommen. Eigentlich springe ich ziemlich wahllos hin und her. Die einzige Struktur liegt eigentlich bei den Vocals. Ich versuche den Gesang Song für Song aufzunehmen, um meine lyrischen Themen im Fokus zu behalten.
Die Hauptinspiration für dieses Projekt beziehe ich aus meinen eigenen Erfahrungen. Die zwei Alben, die ich bisher veröffentlicht habe, sind eine Autobiographie oder so etwas ähnliches, aber ich versuche mein Bestes, um die Ereignisse durch Metaphern zu verschleiern, damit der Hörer besser einen Zusammenhang herstellen kann.
Wieviel Zeit hat das Songwriting in Anspruch genommen?
Es liegen ja fünf Jahre zwischen beiden Alben. In der Realität habe ich eineinhalb Jahre mit dem Schreiben der groben Strukturen für „Perseiderna“ verbracht. Dann sind weitere eineinhalb Jahre vergangen, um die Songs zu entwickeln und zu perfektionieren, während ich mein eigenes Heimstudio aufgebaut habe, damit ich das Album auf eigene Faust produzieren kann. Die Arbeit am Titeltrack habe ich in Illinois begonnen und beendete sie als ich in Schweden gelebt habe. Der Rest der Songs wurde hauptsächlich in Colorado produziert. „Svartån“ stellt hier eine interessante Ausnahme dar. Ich habe 2009 in Illinois damit begonnen, daran zu arbeiten und es sollte ein kompletter Akustik-Song werden, bastelte 2011 in Schweden daran herum, dann wandte er sich zu einem Metal-Song und wurde in Colorado für das aktuelle Album aufgenommen.

Du arbeitest mit dem deutschen Label Naturmacht Productions zusammen. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Dieses Projekt habe ich begonnen, um einen Weg für mich zu finden, mich künstlerisch zu äußern. Zu dieser Zeit hatte ich nicht mit vielen Fans des Black-Metal-Genres in Kontakt und meine Hauptband teilte die Bühne vorrangig mit Metalcore-Bands, wir waren selbst ziemlich vom Core beeinflusst. Ich spielte damals Bass und Keyboard. In meiner Freizeit habe ich begonnen Gitarre zu üben und nur zum Spaß Demos aufzunehmen. In der Szene von Illinois gab es keinen Black Metal. Als die Band sich aufgelöst hat, habe ich beschlossen Presse-Kits an Labels zu versenden und war glücklich bei Naturmacht zu unterzeichnen, nachdem Robert bei mir angefragt hat. Ehrlich, es hat einfach prima gepasst!

Wenn man deinen Nachnamen Lagerlöf liest oder hört bringt man ihn zuerst mit Schweden in Verbindung.  Hast du dort Vorfahren?
Ja. (lacht) Die Famlie meines Vaters stammt von dort ab, aber seine Seite der Famlie ist sehr klein, also habe ich keine lebenden Verwandten in Schweden, von denen ich persönlich weiß.  Allerdings war es mir möglich einige Zeit in Västerås zu leben, was erstaunlich war. Mittlerweile bin ich erfahren genug um schwedische Veröffentlichungen wie Dagens Nyheter zu lesen. Ich wurde aber im ländlichen mittleren Westen der USA geboren und bin auch dort aufgewachsen.

Warum hast du Black Metal für deine musikalische Arbeit ausgewählt? Hörst du es auch persönlich?
Als ich 15 war habe ich einige unbeabsichtigte Klicks in diversen Filesharing-Programmen gemacht und es entwickelte sich zur Hölle, glücklicherweise der musikalischen Art und nicht rechtlich. Von da an war ich süchtig danach wie geheimnisvoll, ausdrucksstark und atmosphärisch das Genre war. Das ist genau das was herauskam, als ich Verzerrung bei meiner Gitarre einsetzte. Derweil höre ich eine umfassende Auswahl an Musik. Ich bin ziemlich sicher, dass Black Metal immer die Musik sein wird, mit der ich mich am meisten identifiziere und die ich täglich höre.

Für ÆƉRA arbeitest du aktuell alleine. Denkst du darüber nach die Musik eines Tages live zu präsentieren?
Ich habe darüber in der Vergangenheit nachgedacht und ich schließe es für die Zukunft nicht aus. Im Moment habe ich jedoch keine Pläne live zu spielen und habe auch noch nicht nach Live-Musikern gesucht.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es etwas, dass du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Es war toll dieses Interview zu führen, vielen Dank dafür. Ich hoffe mit dir auch über das nächste Album zu sprechen, aber in weniger als fünf Jahren.

Danke dir. An dieser Stelle würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Entombed: Bin ich nie wirklich mit warm geworden…
Donald Trump: Hat nicht meine Stimme bekommen, aber ich hoffe die Ergebnisse werden absolut „yuuuge“, denn wir haben ihn am Hals, Leute!
Deutschland: Rauchbier und Angela Merkel. Genau genommen Angela Merkel, die ein Rauchbier trinkt und über ihre politische Zukunft nachdenkt.
Dein Lieblingsalbum: Es gibt so viele gute Alben… aber mit persönlicher Bedeutung? Vermutlich „Ghost Reveries“ von Opeth oder „The Mantle“ von Agalloch.
American Football: Aaron Rodgers wird uns alle retten.
ÆƉRA in zehn Jahren: Kommt wirklich darauf an, ob diese „yuuuuuuge“ Ergebnisse positiv oder negativ sind.

Publiziert am von Christian Denner

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