Interview mit Sean Peck von Cage

Zum kürzlich erschienenen Album „Hell Destroyer“ plauderten wir mit CAGE-Sänger Sean Peck unter anderem über Metalcore, Festivalerlebnisse und Gesangsleistungen.

English original…

Hi Sean! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir?
Mann, ich liebe jede Möglichkeit, über CAGE und Heavy Metal zu reden!

Viele unserer Leser kennen CAGE wahrscheinlich nicht; stelle euch uns doch bitte kurz vor.
Wir sind das, was herauskommt wenn du Priest, Maiden, WASP, Crimson Glory, Savatage, King Diamond und Testament in einen Mixer tust, das sind CAGE. Wir sind seit 1993 unterwegs und produzieren Metalklassiker. Wir sind eine Heavy Metal-Band.

Was für Resonanz auf „Hell Destroyer“ habt ihr bisher erhalten?
Bis jetzt scheint es jeder zu lieben. Viele großartige Reviews von den Kritikern und die beinharten CAGE-Fans sagen, dass es unser bestes Album bis jetzt ist! Wir haben wirklich hart an dieser CD gearbeitet, das macht es umso toller, die großartigen Reaktionen zu vernehmen.

Bist du mit dem Album zufrieden oder würdest du jetzt gern noch etwas ändern?
Es gibt sehr wenig, das ich ändern würde. Vielleicht nur ein paar kleinere Sachen. Wir haben sehr viel Vorbereitung getrieben, das Album komplett vorproduziert und viele der Songs live getestet, bevor wir sie abschlossen. Das ist ein Rezept für Erfolg.

War es von Anfang an euer Plan, ein Konzeptalbum zu machen?
Am Anfang war ich etwas verloren, und dann kam mir der Titel „Hell Destroyer“ in den Sinn. Der klang einfach so Metal, dass wir ihn alle geliebt haben. Dann begann ich die Story zu schreiben. Ich hab‘ sie den Jungs präsentiert, und jeder fand sie großartig. Wir entschieden uns, sie zu nehmen und je mehr ich von der Geschichte schrieb, desto geiler wurde sie. Ich heuerte Forrest Butler, einen verdammt guten Comic-Künstler, an und wir begannen die Bilder zu zeichnen, die die Geschichte begleiten sollten!

Wer hat die Idee dazu mitgebracht, bzw. wie entstand sie?
Siehe oben. Es war meine Idee und ich habe die ganze Geschichte geschrieben. Ich wollte schon immer ein Konzeptalbum machen, aber es sollte in Konkurrenz zu „Operation Mindcrime“ und „Abigail“ treten.

Gab es irgendwelche Vorlagen oder Inspirationen für die Geschichte? Spielt ihr vielleicht sogar an manchen Stellen auf wirkliche Ereignisse an?
Nun, wie ich es schon immer praktiziert habe, wollte ich beim Schreiben unterhalten, belehren und die Gedanken anregen. Ich nahm Offenbarungen aus der Bibel und mischte ein wenig Verschwörungstheorienkram hinein (wie bei „Bohemian Grove“). Dann bewegte ich mich ein wenig ins Reich der Comic-Hefte, als ich die „Hell Destroyer“-Figur ins Spiel brachte. Ich wollte die Krieger Gottes so knallhart aussehen lassen wie den ganzen bösen Satan-Kram, der überall im Metal zu finden ist und das ganze in eine neue Richtung bringen. In meinen Geschichten gewinnt immer das Gute, doch am Ende erhebt sich dann das Böse. Das zeigt sich bei „Metal Devil“, wo Satan am Ende der Geschichte wiederbelebt wird – Anfang einer Fortsetzung?

War es geplant, dass das Album so „super-size“ wird? Fast 2 Stunden sind ja kein Pappenstiel.
Ein riesiges Unterfangen für eine Band wie uns ohne größeren Rückhalt. Wir haben unsere ganzen Gelder und unsere ganze Zeit dafür aufgebracht. Wir hatten damals noch nicht bei einem Label unterschrieben, also haben wir die Sache durchgedrückt in dem Wissen, dass jemand diese Scheibe lieben würde. Um eine solch große Story komplett zu erzählen, gingen wir so vor: Wir überlegten, zwei separate CDs oder eine EP zu veröffentlichen, entschlossen uns aber, alles auf eine CD zu stopfen, um den Fans die volle Leistung für ihr Geld zu geben. Nicht nur das, sondern auch das Booklet war ein Riesencoup, da es die erste Heavy Metal-Graphiknovelle ist, die es gibt.

Welche Bands haben euch inspiriert? Spontan denke ich bei „Heavy-Konzeptalbum“ an Queensryche.
Nun, natürlich „Mindcrime“. Wir wollten eine neue Meßlatte für Konzeptalben setzen, indem wir einige Dinge einbrachten, die uns meines Erachtens von den anderen absetzen würden. Die ganze Zeit während wir die Songs schrieben und aufnahmen, kündigten Judas Priest und Iced Earth ihre Konzeptalben an. Wir dachten uns, dass wir die Latte mächtig hochhängen und unseres als erstes rausbringen müssten. Ich wollte eine nicht doppeldeutige und leicht verständliche Story. Ich wollte auch die ultimative Story, und dazu kam es dann. Auch das Artwork war entscheidend. Auch wenn es sehr teuer war, das nahmen wir in Kauf, und das Gesamtpaket ist etwas, das definitiv etwas, das die Zeit überdauern wird, glaube ich.

Hast du schon immer diese Gesangskombination aus markigem, rauhem Gesang und hohem Kreischen praktiziert? Oder hat sich das mit der Zeit so ergeben? Und wie bist du überhaupt zum Gesang gekommen?
Nunja, ich habe damit angefangen, bei verschiedenen CDs in meinem Zimmer mitzusingen, wie so viele Metalheads da draußen. Einfach nur das Album anmachen und dabei in deinem Zimmer abrocken. Ich hab‘ immer rumgealbert und witzige Stimmen gemacht und fing an, die Töne auf CDs wie „Screaming for Vengeance“ etc. zu treffen. Ich kam total in den Metal rein und sagte mir, es wäre affengeil, der Frontmann einer Metalband zu sein. Nachdem ich zu CAGE kam, änderte sich mein Gesangsstil und ich musste letztendlich lernen, das richtig hohe Kreischen zu machen. Ich habe meine Fähigkeiten und das Benutzen verschiedener Stimmen weiter ausgebaut. Ich versuche immer, verschiedene Stimmen in einem Song unterzubringen, um ihn interessant zu machen. Aber ich singe jetzt besser als je zuvor und ich habe wirklich eine Menge gelernt, während wir die CD aufnahmen und ich die Gesangslinien mit unserem Produzenten Richard Carr prüfte.

Ihr habt ja schon auf mehreren großen Festivals gespielt, unter anderem auch in Wacken. Gab’s da ein besonders lustiges oder schlimmes Ereignis auf einem der Festivals?
Naja, Blaze bewusstlos zu schlagen war auf jeden Fall denkwürdig, aber die europäischen Medien nahmen es wohl so auf, dass ich es wegen George Bush gemacht hätte oder so ein Scheiß. Ich habe mich nur gegen einen wütenden Besoffenen verteidigt. Etwas scheint immer zu passieren, wenn wir auftreten. Das Wetter arbeitet immer zu unseren Gunsten. Wenn wir drinnen spielen, regnet’s, sodass die Leute sich nach einem Dach sehnen, wie beim Dynamo Festival. Viele Sachen wie das passieren immer wieder und normalerweise gibt auch noch mein Mikro den Geist auf oder eine Gitarre fällt aus. Wir haben schon viel Mist überstanden, jetzt kratzt uns nichts mehr.

Wie hat euch Wacken denn generell gefallen?
Wacken war großartig, aber wie ich schon erwähnte, fiel Anthony McGinnis‘ Gitarre in der Mitte des Sets aus, weil in seinem Pedal die Batterien verreckten. Dann verirrte sich Mikey Neil beim Song „The Astrologicon“ und es war ein Alptraum in der Minute, die wir brauchten, um alle wieder reinzukommen. Allerdings hat’s keiner gemerkt. Ha!

Wie sieht’s bei euch in San Diego mit der Metalszene bzw. dem Underground aus? Ich denke bei Kalifornien ja ehrlich gesagt zuerst an die Beach Boys oder sowas ;)
Hier unten gibt’s massig Metal. Vielleicht sogar mehr als in L.A. im Moment. Es gibt ungefähr 7 Metal-Clubs und die jungen Kids sind voll dabei, es ist großartig. San Diego war schon immer eine großartige Stadt für Metal, ich könnte die ganzen Bands aufzählen… ich hörte, Psychotic Waltz sollen wieder zurückkommen?

Mit Iced Earth und Nevermore gibt es ja gleich zwei Bands, die gemeinhin als Charakterstifter des US-Powermetal eingestuft werden können und an die man zuerst denkt, wenn man diese Bezeichnung hört (zumindest hier in Europa). Ist es schwer, aus ihrem Schatten zu treten?
Nun, wir haben mit beiden schon gespielt und dabei definitiv mehr getan als nur mitgehalten. Sie wissen, wer wir sind und wir haben auf jeden Fall ihre Freundschaft und ihren Respekt. Nevermore ist anders als das, was wir machen, aber Iced Earth sind wahrscheinlich am nächsten daran, was wir machen. Jon Schaffer ist ziemlich cool und wir haben beim Bang Your Head zusammen rumgehangen. Ripper und ich sind uns mehrmals über den Weg gelaufen, und wir haben gerade mit ihnen in Mexiko gespielt.

Wie siehst du den Einfluss des Internets auf das moderne Musikleben? Positiv (leichtere Verbreitung und Werbung für kleine Bands) oder negativ (Piraterie)?
Beides natürlich. Deshalb haben wir ein dickes, illustriertes Booklet gemacht, damit die Leute die CD wirklich kaufen wollen. Metal ist da ein bisschen anders. Ich glaube, Metal als „Untergrundmedium“ hat ja Fans, die die Bands unterstützen wollen, die sie wirklich mögen. Deshalb lade ich mir neuen Kram auch nicht illegal runter. Ich höre vorher vielleicht rein und kauf’s mir dann.

Was denkt ihr über Metalcore? Der ist ja in den Staaten derzeit noch immer ziemlich populär.
Ja, ein wenig, aber die anderen Stile werden von den Metalcore-Kids mehr und mehr respektiert. Metalcore hat Amerika geholfen, wieder herauszufinden, dass Metal cool ist und ich glaube, dass der Metal jetzt hier bleiben wird, und der Metalcore hatte da seine Hände im Spiel, daher bin ich ihm in dem Sinne dankbar. Wir haben hier Auftritte mit Metalcore-Bands und erschrecken sie, also habe ich kein Problem mit ihnen, wenn sie uns gut aussehen lassen!

Und wie sieht’s mit Emo aus?
Die gleiche Geschichte. Emo ist hier jetzt ein Schimpfwort und anscheinend aus der Mode.

Gleich hast du’s geschafft! Zuerst aber noch unser berühmt-berüchtigtes metal1.Wortspiel. Sag‘ einfach, was dir zu den folgenden Begriffen als erstes einfällt:
The Double Worschter: Was ist das? Wenn’s ein doppelter ist, muss es aber was gutes sein.
Deutsches Bier: Das beste.
Gangsta-Rap: So verdammt einfach zu produzieren. Wir hatten hundert Tracks, sie haben nur zwei Teile. Bullshit, mit Reimen aus dem Wortschatz eines Dreijährigen Millionen zu verdienen.
Jenna Jameson: Ist mit dem MMA-Fighter Tito Ortiz liiert. UFC ist super und Jenna ist eine verdammt heiße Schnitte! (MMA: Mixed Martial Arts; UFC: Ultimate Fighting Championship. Anm. d. Red.)
Kalifornien: Daran führt kein Weg vorbei.
Rob Halford: Lebt hier in San Diego. Ist cool, ihm immer mal wieder Emails zu schicken und auf seiner Myspace-Seite sein Freund zu sein. Wir haben gemeinsame Bekannte, Rick Carr und Roy Z.
metal1.info: Verdammt gute Interviewskills. Tolle Fragen, danke dir.

Sean, vielen Dank für das Interview und viel Spaß und Erfolg weiterhin mit CAGE! Bye bye!
Danke dir, und ihr alle, schreibt uns doch ein paar Zeilen auf www.cageheavymetal.com und www.myspace.com/cageheavymetal ! Wir antworten immer jedem persönlich. Außerdem kommen im Herbst fünf digitale Sachen von uns raus, über die wir dann reden sollten, darunter eine DVD. Sehr coole und unveröffentlichte Sachen!

Geschrieben am von Metal1.info

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