Interview mit Nick Suchak von Coldbones

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Oftmals sind es wirklich die kleinen Dinge, die das Dasein auf Erden ungemein bereichern – zum Beispiel das Leben eines Schmetterlings oder eine gerade mal 32 Minuten lange Post-Rock-Platte. COLDBONES haben ersteres auf ihrem Debüt „Where It All Began“ bemerkenswert nachvollziehbar vertont. Im Interview mit Bassist Nick Suchak könnt ihr nun mehr darüber lesen, was es mit dem Konzept des Albums auf sich hat, inwiefern sich Post-Rock inzwischen auch auf andere Genres auswirkt und was das Besondere an der Musik von COLDBONES ist.

COLDBONES scheint mir im Kontrast zu eurer Musik ein ziemlich finsterer Bandname zu sein. Was hat es damit auf sich?
Ich war noch nicht in der Band, als die Jungs sich den Namen ausdachten, aber ich glaube, es war eine von mehreren Ideen und diese hat sich für sie richtig angefühlt. Es steckt nicht unbedingt eine Bedeutung hinter dem Namen, aber wir sind auf jeden Fall offen für die Interpretationen der Leute!

Ist COLDBONES euer erstes Musikprojekt oder konntet ihr schon davor Erfahrungen sammeln?
Wir waren alle schon immer in Bands in unserer nahen, örtlichen Umgebung, was toll war, weil wir so Erfahrungen sammeln, touren, Shows spielen und Leute treffen konnten! Diese Erfahrungen waren für uns auf jeden Fall bereichernd.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Gibt es bei euch einen Hauptsongwriter oder macht ihr das immer als Team?
Es ist Teamarbeit, ohne jeden Zweifel. Für unser Debütalbum „Where It All Began“ hat Jordy viele Ideen auf den Tisch gebracht, die wir dann als Band zu den Songs entwickelten, die sie heute sind. Für unser nächstes Album, an dem wir derzeit arbeiten, habe ich zum Teil diese Rolle übernommen, weil die anderen Vollzeitjobs haben und ich selbstständig arbeite. Meine Ideen sind normalerweise die Grundlage, auf der wir als Band die Songs aufbauen.

Ihr spielt instrumentalen Post-Rock. Aus welchem Grund verzichtet ihr bewusst auf Gesang?
Als die Jungs die Band gründeten, war es wohl einfach natürlich, weil keiner singen konnte. Ich war erst mal etwas verwirrt, als sie mir von der Band erzählten. Aber ich habe schnell begriffen, wie stark die Instrumental-Szene eigentlich ist und es dauerte nicht lang, bis viele Bands aus diesem Bereich zu meinen Lieblingsbands zählten (Russian Circles, Mogwai, God Is An Astronaut). Außerdem richten wir uns schon immer nach dem Motto „was dem Song dienlich ist“. Sollten wir also jemals das Gefühl bekommen, dass es den Song verbessern würde, dann würden wir nicht zögern, Gesang hinzuzufügen. Wir haben das auf dem Album sogar auf dem Song „Cycle“ gemacht, wofür wir Wes von Napoleon gewinnen konnten. Allerdings gibt es diese Version nur auf Vinyl, weil wir sie nur analog, nicht digital zugänglich machen wollten.

Also ziehst du in Betracht, in Zukunft doch auch Gesang einzusetzen?
Ich denke, das habe ich eh schon in der letzten Frage beantwortet, aber um es nochmal klarzustellen – wenn es dem Song nützt, dann auf jeden Fall.

Instrumentaler Post-Rock ist seit einiger Zeit sehr beliebt, es gibt viele Newcomer. Inwiefern würdest du sagen, dass COLDBONES sich von anderen Bands abhebt? Und ist dir das überhaupt wichtig?
Wir lieben die Instrumental-Szene und wir stehen voll und ganz hinter Newcomern in dieser Sparte. Wir haben den Fokus schon immer darauf gelegt, die Kluft zwischen Post-Rock und Mainstream-Musik zu überbrücken. Ich denke, das gelingt uns momentan, indem wir kürzere, schneller auf den Punkt kommende Songs schreiben. Ein weiterer Punkt ist, dass wir viele unserer Einflüsse nicht aus Post-Rock beziehen, sondern eher von Rock und Metal, was unserer Musik hoffentlich ein Element verleiht, das man so bei anderen Post-Rock-Bands nicht zu hören bekommt.

Ich habe den Eindruck, dass auch in der Popmusik immer öfter dezente Post-Rock-Anleihen herauszuhören sind. Siehst du das auch so und falls ja, findest du diese Entwicklung erfreulich?
Da stimme ich auf jeden Fall zu und ich finde das großartig. Ich denke, wenn man Genres kombiniert, kommt dabei die beste Musik heraus. Und je mehr Post-Rock in diesen Kombinationen enthalten ist, desto besser kann die Musik sein. Ich persönlich halte Post-Rock für die stärkste Form von Musik, um damit Emotionen auszudrücken – und ich glaube, das ist das Ziel vieler Künstler in anderen Genres, sodass es nur logisch ist, diese Elemente zu übernehmen.

Vereinzelt finden sich in eurer Musik auch härtere Metal-Passagen. Was für einen persönlichen Bezug habt ihr zu Metal?
Wie bereits erwähnt ziehen wir viel Inspiration aus Metal und Rock wie etwa von Killswitch Engage, Trivium – eigentlich die ganzen 90er/00er-Bands von Roadrunner Records (lacht). Wir sind damit aufgewachsen und ich bin froh, dass das in unserer Musik in Erscheinung tritt!

Post-Rock ist allgemein ein Genre, bei dem die Produktion eine wichtige Rolle spielt. Wie sehr kommt das bei COLDBONES zum Tragen?
Uns geht es definitiv so, dass unsere Songs im Studio zum Leben erwachen. Das ist der Ort, an dem die Ideen und Demos so werden, wie man sie haben will. Der Produzent von „Where It All Began“ (Ian Sadler von den Emeline Studios) war fast schon wie unser viertes Bandmitglied. Ich glaube, dass wir nicht unbedingt auf die Produktion angewiesen sind, um einen Song zu kreieren, aber sie hilft dabei, dem Song seine wahre Gestalt zu geben.

Auf eurem Debüt „Where It All Began“ vertont ihr die Lebensreise eines Schmetterlings als Metapher. Wie seid ihr auf die Idee für dieses Konzept gekommen?
Wir hatten für das Artwork die Idee eines zerfallenden Schmetterlings und als wir es von der Künstlerin, die es kreiert hat, zurückbekamen, beschlossen wir sofort, dem Ganzen auf dem Album mehr Platz zu bieten. Von diesem Zeitpunkt an ergab sich alles wie von selbst, weil die Songs, die wir bereits geschrieben hatten, genau so klangen, als wären sie genau für dieses Konzept kreiert worden.

Mit 32 Minuten Spielzeit ist die Platte für ein Full-Length ziemlich kurz. Was ist der Grund dafür? Und warum ist es für euch dennoch ein vollwertiges Album und nicht nur eine EP?
Es ist eine kurze Platte, das stimmt. Aber es hat sich für uns zu der Zeit richtig angefühlt und wir wollten nichts daran ändern, nur um dem zu entsprechen, was die Leute für normal halten.

Gibt es einen Track auf „Where It All Began“, den du als das Kernstück oder als Wendepunkt betrachten würdest?
Für mich ist „Moments“ das Kernstück des Albums. Ursprünglich sollte es gar keine Single werden, aber etwa 90 % der Leute sagten uns, dass das ihr Favorit sei. Dadurch änderte sich mein Blickwinkel und nachdem ich das Video dazu gedreht hatte (welches von allen Videos, die ich bisher gedreht habe, mein Liebling ist), war ich gänzlich davon überzeugt, dass dies der stärkste Teil des Albums ist.

Das Artwork spiegelt die Musik und das Konzept sehr stimmig wider. Wer hat es kreiert? Und wie kam es dazu?
Alice Urbino hat es kreiert. Wir waren schon eine Weile Fans von ihr und als wir das Artwork zurückbekamen, haben wir uns so sehr darin verliebt, dass sich das Konzept direkt daraus ergab.

Wie wird es mit COLDBONES weitergehen? Habt ihr schon Ideen für ein Konzept eures nächsten Albums?
Wir schreiben derzeit am nächsten Album. Wir haben auch schon ein anderes Konzept, das wir uns vor dem Beginn des Songwritings überlegt haben, also ist es ein anderer Prozess als auf unserem letzten Album. Diesmal gehen wir außerdem in eine etwas andere Richtung, wir sind alle schon ganz aufgeregt und wir können es kaum erwarten, damit ins Studio und auf die Bühne zu gehen!

Kommen wir nun noch zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming. Ich gebe dir ein paar Begriffe und du sagst mir einfach, was dir dazu einfällt:
Streaming: Spotify und wie es nicht mit Siri funktioniert.
Britischer Humor: Ricky Gervais
Noise-Musik: Ähm… da kommt mir nichts in den Sinn!
Marmite: Hab nie verstanden, warum es so geliebt und gehasst wird – es ist einfach gut (vor allem mit weichgekochtem Ei).
Brexit: Ein sehr ärgerlicher Gedanke, aber was noch ärgerlicher ist, wie die Leute auf die Propaganda der „Brexit-Out“-Kampagne hereingefallen sind.
COLDBONES in fünf Jahren: Weltherrschaft?

Nochmals danke für dieses Interview. Wenn du an unsere Leser noch ein paar Worte richten möchtest, kannst du das an dieser Stelle gerne tun:
Danke an alle, die sich die Zeit nehmen, dieses Interview auszuchecken, und danke an alle, die uns je unterstützt haben! Wir freuen uns schon darauf, euch zu zeigen, was wir noch alles in Arbeit haben.

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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