Review Coldbones – Where It All Began

Manchmal ist Musik derart aussagekräftig, dass es gar keines Gesangs oder Textes bedarf, um dem Hörer begreiflich zu machen, was der Künstler damit ausdrücken will. Vor allem in Genres, die ihrem Wesen nach auf das Erzeugen einer bestimmten Atmosphäre ausgerichtet sind, ist es keine Seltenheit, dass eine Band vollkommen instrumental agiert – zum Beispiel im Post-Rock. Mit COLDBONES erscheint nun ein weiterer Vertreter dieser Zunft auf der Bildfläche, denn das britische Trio legt mit „Where It All Began“ sein Debüt vor und wagt sich dabei sogleich an ein Konzeptalbum heran.

Dass eine Platte auch ohne Worte eine durchgehende Geschichte erzählen kann, haben unter anderem Seeming Emptiness mit „Heavy Rain“ hinreichend bewiesen. Während jedoch auf besagtem Album der Untergang der Zivilisation in Töne gegossen wurde, haben sich COLDBONES auf ihrem Erstlingswerk daran gemacht, dem Lebenszyklus eines Schmetterlings Gehör zu verleihen. Der kurze Zeitraum, mit dem man es hierbei zu tun hat, spiegelt sich auch in der Länge des Albums wider – letzteres läuft nur eine gute halbe Stunde lang. COLDBONES nutzen diese 32 Minuten allerdings in vollen Zügen aus.

Die Attribute, die man mit Schmetterlingen assoziiert – Liebe, Anmut, Fragilität, Schönheit – findet man allesamt auch in der Musik wieder. Doch auch die verschiedenen Stationen auf der Reise des geflügelten Protagonisten werden stets nachvollziehbar vertont – sei es nun die freudvolle Aufbruchsstimmung beim ersten Flug („New Heights“) oder die trübsinnige Resignation, die das Ende der Reise markiert und letztlich aber doch wieder neuer Hoffnung den Weg bereitet („To Whatever End“).

Dem facettenreichen Konzept entsprechend glänzen COLDBONES in ihren Kompositionen mit einer vielfältigen stilistischen Bandbreite. So langen die Briten anfangs noch in ätherischen Ambient hinein („Caspaces“), lassen den Hörer sich später in verschrobenen, verwaschenen Gitarrenmelodien verlieren („Lost“) und steigern die Intensität des Erlebten bisweilen sogar mit metallischer Härte, wie etwa im Titeltrack. Die dynamische Gitarrenarbeit, die COLDBONES mal mächtig und bedeutungsvoll, dann wiederum anschmiegsam oder sachte trippelnd klingen lassen („Moments“), erhält durch die wunderbar nuancierte Produktion sogar noch mehr Tiefgang und entfaltet somit ihr volles Potential.

Völlig gleich, ob COLDBONES die Aufmerksamkeit auf das große Ganze oder auf die klitzekleinen, kaum wahrnehmbaren Vorgänge, die den Lebensweg des auf dem farbenfrohen Artwork abgebildeten Geschöpfs ausmachen, lenken – beide Blickwinkel faszinieren auf ihre ganz eigene Weise. Obwohl es sich bei instrumentalem Post-Rock um ein Massenphänomen handelt, ist es COLDBONES gelungen, mit ihrem Debüt „Where It All Began“ etwas Einzigartiges zu schaffen, das alle Vorzüge des Genres in sich vereint. Wer im CD-Regal zwischen Mono und Explosions In The Sky noch Platz hat, sollte ihn also definitiv für COLDBONES freihalten.

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Wertung: 8 / 10

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