Interview mit Maik Knappe von Dark Suns

DARK SUNS sorgten schon mit „Existence“ und „Swanlike“ ihrerzeit für Furore. „Grave Human Genuine“ setzt jedoch nochmal einen drauf und wird sogleich Album des Monats Februar bei Metal1.info. Grund genug Gitarrist Mike Knappe ausführlichst in einem sehr sympathischen Interview auszufragen.

Hallo, danke für das Interview erstmal. Kanns gleich losgehen?
Hy. Klar, wenn du bereit bist ;-)

Der Release von „Grave Human Genuine“ ist ja jetzt schon eine knappe Woche her. Seid ihr da immer noch sehr im Promotion-Stress?
Ja ziemlich, aber die große Interviewzeit klingt so langsam aus, denke ich. Ich hatte zumindest ziemlich viele Telefonate in letzter Zeit, auch einige E-Mail-Interviews, es kommen aber auch immer noch Sachen rein, vor allem jetzt von den Online-Magazinen. Immerhin Printmagazine dürften jetzt dann alle durch sein, und, ja, ich hatte ein paar nette Abende mit diversen Leuten am Telefon.

Wie schön ;-) . Machst du das alles alleine oder helfen die Anderen auch mit?
Also, sagen wir es mal so, das „Sprachrohr für die Außenwelt“ sind eigentlich der Nico und ich, außer uns beiden sind ja auch nicht mehr so viele übrig (lacht), und mein Bruder ist zur Zeit ziemlich im Stress mit der Arbeit, deswegen habe ich die Rolle des Interview-Beantworters jetzt komplett übernommen. Bis auf E-Mail, das machen wir dann zusammen. Aber wir haben schon eine Aufgabenverteilung, so ist es nicht.

Immerhin besteht wohl großes Interesse an der Band, wenn da so viel zu tun ist.
Ja, ich denke schon, wenn ich mich da an vor 3 Jahren erinnere, was bei „Existence“ los war, ist schon recht ähnlich würde ich meinen. Damals war das ja neu für uns, wir hatten davor noch nie große Promotion für eine Platte gehabt, inzwischen hat man sich schon ein bisschen dran gewöhnt. Aber es ist natürlich immer noch eine ganze Menge, das hatte ich vorher ein wenig unterschätzt.

Wie würdest du die Scheibe denn kategorisieren, wenn du sie als Werbetexter für einen Mailorder einordnen müsstest?
Hm, schwierig. Da ich jetzt ja doch schon einige Reviews gelesen habe, wo jeder irgendwo seine eigene Stilbeschreibung hatte, wüsste ich nicht wirklich, wie ich das einordnen sollte. Also es ist auf jeden Fall irgendwie ’ne Metalscheibe, würd ich schon sagen, aber es geht eher in experimentelle Richtung. Ja, vielleicht experimenteller Metal mit verschiedensten Einflüsse, wo man auch mal über den Tellerrand drüberschaut, was halt daher kommt, dass wir uns für jeden Musikstil irgendwo interessieren und versucht haben, das auch einzubauen. Deswegen denke ich, könnte man das in der Richtung irgendwie bezeichnen. Es ist halt auch sehr emotionale und melancholische Musik. Aber das liegt wahrscheinlich in unserer Natur, solche Musik zu machen, egal, was für Einflüsse man hat. Der Moll-Akkord dominiert dann schon irgendwie (lacht).

Wo würdest du sagen, liegen die Hauptunterschiede zu „Existence“ und „Swanlike“?
Ich würde sagen, dass wir vor allem auf songwriterische Ebene damals einen großen Schritt nach vorne gemacht hatten, und die Einflüsse, die wir damals hatten, haben und haben werden, bemerkt man dort halt noch ziemlich stark. Wir haben eben versucht uns von den Einflüssen gewisser skandinavischer, nicht ganz unbekannter Bands loszulösen, was zu „Swanlike“-Zeiten, wir waren ja auch noch alle sehr jung zu der Zeit, schon noch gut herauszuhören war. Das war zu „Existence“-Zeiten dann schon anders, obwohl da dann andere Namen fielen, aber dafür kann man dann auch nicht wirklich was.

Und welche Namen waren das dann so?
Bei „Existence“? Also wir reden jetzt schon von der Platte, die nicht aktuell ist, oder? Naja, da kamen dann halt Tool dazu, man hat sich auch für rockigere Sachen interessiert, und angefangen, Sachen aus dem elektronischen Bereich wie Massive Attack oder irgendwelche Trip Hop-Geschichten zu hören, was man auf „Existence“ jetzt aber noch nicht so merkt. Was auf mich auch sehr großen Einfluss hatte und hat, bei der neuen Scheibe merkt man das wahrscheinlich auch ein bisschen mehr, ist Pain of Salvation, die haben wir da halt auch irgendwann entdeckt. Der Zufall, dass wir mit denen dann auch auf Tour waren, hat vielleicht auch ein bisschen zu musikalischen Vergleichen geführt, obwohl wir da jetzt nicht wirklich zustimmen würden, dass das wirklich Ähnlichkeit vorhanden ist. Außer vielleicht Nicos Gesang, für den Herr Gildenlöw doch ein großes Vorbild ist, also wenn man unbedingt Ähnlichkeiten sehen will, dann am ehesten da. Viel aus seiner Stimme rauszuholen, ohne immer grunzen, growlen und schreien zu müssen, hat ihn wohl schon ziemlich inspiriert und ich glaube, das hört man auf der Platte.

Nebenbei werdet ihr vor allem online ja auch gerne mal mit Opeth verglichen. Ist da was dran und dienen die tatsächlich irgendwo auch als Inspiration oder sind die Vergleiche schlicht nervig und ungerechtfertigt?

Ähm, ganz ehrlich? Mittlerweile ist das sehr nervig. Wie ich schon sagte, der Einfluss von Bands wie Katatonia, In the Woods und Opeth war zu „Swanlike“-Zeiten, die ganzen Prog Death-Sachen die auch ein bisschen in die rockigere Ecke tendieren, bei Katatonia ist das ja recht offensichtlich, aber diese Einflüsse waren eigentlich zu „Existence“-Zeiten nicht mehr präsent. Aber gut, das Image wurde irgendwann mal vor Jahren aufgebaut und es ist schwierig, davon wieder loszukommen, aber Leute, die bei der neuen Platte immer noch Parallelen zu der Band finden, können wir nicht verstehen. Opeth stellen also sicher keinen Einfluss mehr für uns da, ich persönlich höre sie auch überhaupt nicht mehr. Ich bin aber auch der Meinung, dass der Zenit mit „Blackwater Park“ erreicht war und alles was danach kam war schön und mehr nicht, obwohl sie natürlich trotzdem eine Ausnahme-Band sind, das steht außenvor.

Und ihr würdest trotzdem mit ihnen auf Tour gehen? :-D
(lacht) Also ja, ich denke schon. Ich hatte vor 4-5 Jahren mal das Glück, zur „Damnation“-Tour war das glaube ich, ein Interview mit Herrn Akerfeld zu machen, als die mal in Halle gespielt haben. Der Herr Akerfeld ist ein sehr sehr lustiger Typ und ziemlich umgänglicher Mensch. Der hat dann eben auch gemerkt, dass ich das noch nie gemacht habe, und war dann trotzdem sehr nett. Ich machte das eigentlich auch nur für eine Bekannte, um die Sprachbarrieren zu überwinden. Scheinen sehr sehr coole Typen zu sein und sicherlich würden wir das wahnsinnig toll finden, mit denen irgendwann einmal die Bühne zu teilen.

Um nochmal auf die Reviews zurückzukommen: In den wichtigen Magazinen Europas werdet ihr ja eigentlich durchweg nur abgefeiert. Gab es bisher überhaupt wirklich negative Kritiken?
Richtig negativ in dem Sinne eigentlich gar nicht, zum Glück, das freut uns natürlich schon. Im deutschen Print-Bereich war es, zumindest wenn man die blöden Punkte als Kriterium nimmt, nicht immer so toll. Im Eclipse haben wir 7/10, im Metal Hammer glaube ich 4/7, im Rock Hard 8, im Legacy 11/15, das ist jetzt nicht so Ober-Renner, aber wenn man die Texte liest, was wir sehr gerne tun, weil da wirklich viel gutes drinnen steht, ist der Zusammenhang zu den Punkten auch nicht wirklich ersichtlich. Man sollte also nicht zu sehr auf die Punkte selbst schielen, das kann einen ziemlich verrückt machen, wenn man da zu viel liest. Insgesamt könnte man aber sagen, dass es im Ausland zum Teil schon cooler war als hier.

Alles in allem also trotzdem sehr akzeptabel.
Jaja, auf jeden Fall. Dein Review habe ich übrigens auch sehr gerne gelesen. Habe da erst vor kurzem so ein Review-Update vom Stefan, sozusagen unserem Ansprechpartner vom Label, bekommen. Ja, schöne Worte hast du gefunden.

Dann gehen wir mal ein bisschen näher auf „Grave Human Genuine“ ein. Könntest du für den unbedarften Hörer vielleicht kurz zusammenfassen, worum es textlich in den einzelnen Songs geht?
Es fällt sehr unterschiedlich aus, einen roten Faden, wie er damals vorhanden war, gibt es diesmal nicht. Die ersten Stücke, beziehungsweise vor allem „Flies in Amber“ handelt textlich davon, wie wir Musik sehen, vielleicht als kritisierendes Gegenstück zu dem, was die breite Masse beziehungsweise die Musikindustrie heute als Musik bezeichnet oder wie sie diese wahrnimmt., was man auch auf die Kunst überhaupt beziehen kann. Es ist also ein wenig anprangernd und speziell aus unserer, beziehungsweise Nicos Sichtweise, da der ja die Texte schreibt. Über „Thornchild“ will ich jetzt nicht allzuviel verraten, es ist eine Art Reflexion über einen Bekannten von uns, ist zum Teil auch sehr sehr persönlich von Nico geschrieben, wie auch „Free Of You“. „29“, was du jetzt wahrscheinlich noch nicht kennst, ist ein sehr ruhiges Stück und hat auch ein sehr ernstes Thema. Es handelt vom Bruder eines unserer engsten Freunde hier in Leipzig, der letztes Jahr sehr jung gestorben ist, das haben wir textlich so ein bisschen verarbeitet. Zusammenfassend gibt es also die persönliche Seite, aber eben auch Stücke wie „Amphibian Halo“, was ja auch sehr experimentell geworden ist. Da setzen wir uns mit der Wirkungsweise der Kreativität, beziehungsweise wie Kreativität im Kopf wahrscheinlich funktioniert oder funktionieren sollte, auseinander. „Rapid Eyes Moment“ ist dann eher ein träumerisches Stück würde ich sagen.

Okay, vielen Dank für die Zusammenfassung, auf jeden Fall sehr interessant, das so zu hören.
Ich hoffe, das war jetzt halbwegs verständlich, da ja schon ein bisschen durcheinander, aber eigentlich sollte sich auch jeder seine Interpretation selber rausziehen, weshalb wir auch nicht so super gern irgendwelche Analysen von Songs vornehmen, das kann auch einige Sachen schon vorweg nehmen, was nicht unbedingt gut ist.

Auf „Grave Human Genuine“ ist sicher schon jeder Song einzeln sehr gut gelungen, aber würdest du sagen, durch die Songreihenfolge entsteht ein weiterer songübegreifender Spannungsbogen?
Was uns diesmal meiner Meinung nach definitiv sehr gut gelungen ist, ist der Fluss der Platte. Ich glaube, in einer zufälligen Reihenfolge der Songs könnte es sehr problematisch werden, das Album an einem Stück durchzuhören, da es ja doch oft in verschiedene Richtungen abdriftet. Wir haben uns einen sehr genauen Plan davon gemacht, wann welches Stück kommt. Die Reihenfolge war erst auch ganz anders, wir haben dann erst nach dem Mix gemerkt „Scheiße, das funktioniert nicht, die Platte ganz durchzuhören haut nicht so wirklich hin.“ Nach einigem hin und her haben wir es letztendlich dann jetzt so gewählt und ich glaube, wenn man es so wie es ist durchhört, bringt einen das näher an die Musik heran als wenn man nur einzelne Stücke auswählt.

„Papillon“ zumindest sticht ja auch recht eindeutig als „Outro“ heraus.
Ja, wobei das schon immer an seiner Position am Schluss stand, in der Mitte hat sich halt einiges geändert. Der Bonustrack sollte eigentlich auch ins reguläre Album mit aufgenommen werden, aber er hat schlicht nicht reingepasst, und da er ja auch vom Thema her ziemlich außenvor ist, haben wir uns gedacht ne, den nehmen wir jetzt als Bonustrack dazu. Ist jetzt natürlich etwas blöd für dich, weil du es so noch nicht kennst, aber naja, so ist es eben.

Wie funktioniert denn bei euch das Proben eigentlich, ich stell mir das recht kompliziert vor, so zu dritt im Proberaum rumzueiern.
Hmja, mittlerweile ist es ein bisschen schwierig (lacht), aber wir haben jetzt schon wieder ein paar Leute gefunden. Die Band Dark Suns besteht aber momentan tatsächlich nur aus 3 Personen, dem Nico, dem Torsten und mir. Bis vor kurzem waren wir noch einer mehr, du wirst ja Bescheid wissen, dass wir uns da kurz vor dem Mix noch von unserem Keyboarder getrennt haben. Inzwischen haben wir aber wieder Leute gefunden, die für Bass und Keyboard zumindest live die fehlenden Parts ausfüllen. Die ersten Proben waren natürlich etwas, naja, nicht trist, aber es war etwas schwierig, das Gesamtprodukt wahrzunehmen, wenn man da zu dritt im Proberaum stand und hatte nur 2 Gitarren und ein Schlagzeug. Man musste sich also mehr oder weniger im Kopf immer die tiefen Töne und die Klangteppiche oder das Klavier zur Musik dazudenken, was nicht immer ganz einfach war. Jetzt ist das zum Glück nicht mehr der Fall und es macht ziemlich viel Spaß im Proberaum zu stehen und die Songs zu spielen.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab, wer ist da hauptsächlich am Drücker?
Eigentlich sind wir von Haus aus eine Band, die in den Proberaum geht, jeder hat eine Hand voll Ideen, und man guckt mal, was passiert. Wir jammen dann ein bisschen und feilen an einzelnen Stellen rum und streiten dann auch ganz gern mal drüber, was zum Teil auch ganz schön hart war. Zu der „Grave Human Genuine“ lief das jetzt aber alles ein bisschen anders ab, da haben wir sehr viel am Rechner gebastelt, auch einfach aus dem Grund heraus, dass der Thomas, als er damals noch in der Band war, ziemlich viel mit Studiosachen mit anderen Bands zu tun hatte, und wir keine Möglichkeit hatten als Band zu proben. Wir haben das dann bei mir zu hause gemacht, ich hab ja auch so mehr oder weniger eine Art Homestudio. Da haben wir das dann nach und nach zusammengebaut und im Endeffekt ist die Platte wirklich fast ausschließlich am Rechner entstanden. Allerdings wären im Speziellen die Elektro-Sachen mit einem normalen Drumkit sowieso nur schwierig umzusetzen gewesen. Ansonsten würde ich, rein was die Ideengebung angeht, sagen, die Riffmaschine bin ich, wenn man das mal so nehmen will. Aber das hat jetzt nicht groß was zu bedeuten, weil alles, was Arrangement, das Ausfeilen von Texten, die Entwicklung der Gesangslinien oder das Verbinden von verschiedenen Parts angeht, sowieso von allen zusammen gemacht wird. Wir sind also eine Band, die auf jeden Fall zusammen Musik kreiert, egal, woher die Ideen kommen, ob von dem einen mehr oder vom anderen weniger ist dabei eigentlich egal.

Müssen die Songs da nicht sowieso mehr oder weniger mathematisch durchgeplant werden? Es ist schwer vorstellbar, dass einer von euch morgens aufwacht und direkt das komplette „Flies in Amber“ im Kopf hat.
Ähm, richtig (lacht). Du wirst dich vielleicht wundern, aber rein was musikalische Teile angeht, haben wir noch nie im Leben so wenige unterschiedliche Riffs oder eigenständige Rhythmen oder Takte benutzt, wie auf dieser Platte. Das klingt jetzt wahrscheinlich seltsam, aber ist wirklich so. „Flies in Amber“ fällt da aber raus, das Stück war mit Absicht so gewählt, deshalb ist es auch der erste Song auf der Platte, wir haben da versucht, alle möglichen Emotionen, Geschwindigkeiten oder Feelings der Platte schonmal einzuarbeiten. Deshalb ist es hier eben so, dass es wirklich oft auf und ab und hoch und runter geht, weil es eben auch wirklich viele verschiedene Teile und Takte sind. Hat uns auch einen Haufen Schweißarbeit gekostet, das Stück hatten wir erst am Schluss fertig, obwohl es einer der ersten war, mit dem wir angefangen haben. Es gibt glaube ich auch 20 verschiedene Versionen von dem Stück, am Ende ist es jetzt zwar das, was es ist, aber es war, da es ja auch die Platte repräsentieren soll, durchaus sehr sehr schwierig war, das so umzusetzen. Aber wir wachen nicht mit mathematischen Formeln im Kopf auf, so ist es jetzt doch nicht ;-)

Wäre dann auch ein bisschen bedenklich.
Ne, also es ist schon eine Herzsache, obwohl es einigen schwerer fällt, das zu glauben, als anderen.

Welchen Stellenwert nehmen die Texte fürs Song schreiben bei euch ein? Kommt es vor, dass ihr einen Song um den Text herumbaut, oder wird er eher am Schluss hinzugefügt?
Bei uns läuft das eher nach dem „klassischen Metal-Muster“. Im Pop- und Rock-Bereich kann das ja passieren, dass wirklich der Text zuerst steht und der Song dann drumrum entsteht, aber bei uns kommt wirklich die Musik zuerst. Irgendwann setzt der Nico sich dann hin und denkt über Themen nach, über die er schreiben könnte und die ihn bewegen und sucht dann was raus, was stimmungsmäßig zu den Songs passen würde. Im Moment kommt also erst der Song und dann der Text, aber das könnte sich auch mal ändern.

Gibt es für den Nico außer den von dir erwähnten eigenen Erfahrungen weitere Inspirationsquellen für die Texte?
Also ich weiß, dass er Sachen aus der englischen Literatur, wie zum Beispiel Poe, aber auch Gedichte anderer Autoren aus der Romantik sehr gerne mag. Ansonsten gar nicht so viel aus der Literatur, aber ich denke, man kann auch viel aus guten Filmen ziehen, wie den Vibe oder die Stimmung von zum Beispiel David Lynch-Filmen. Da kann man denke ich auch für Texte sehr viel aus dem bewegten Bild rausziehen. In dieser Hinsicht ist Nico auch recht freakig, ich könnte mir also gut vorstellen dass er sich neben persönlichen Erfahrungen eben auch einiges da entnommen hat, was er im Endeffekt dann auch textlich umgesetzt hat.

In welchem Studio wurde das Album denn aufgenommen?
In unserem Eigenem. Also „unser Eigenes“ ist vielleicht falsch gesagt, es ist das Studio vom Thomas, mittlerweile also nicht mehr unseres, aber wir teilen uns da seit Jahren die Räume und haben das zusammen über die Zeit aufgebaut. Alles was Studiotechnik, Mikrofone und Rechnerkram angeht gehört aber eigentlich ihm. Das ist jetzt natürlich Geschichte (lacht), also zumindest in der Form wie es vorher gelaufen ist, dass wir uns da ohne auf die Uhr zu schauen austoben konnten weil er uns die Zeit da freigehalten hat. Es ist natürlich weiß Gott für die Bands, die nicht diese Möglichkeiten haben, eine sehr geldintensive Sache und wir sind eben sehr langsam im Aufnehmen und tüfteln gerne auch mal wenn die Platte fertig ist gerne noch an einzelnen Stellen rum. Zum Mischen war wir in Zwickau, da waren wir auch schon für „Existence“, den Mischer da kennen wir auch schon länger, ist ein sehr netter, cooler Mensch, kein Techniker in dem Sinne, der geht den Mix halt komplett aus dem Bauch heraus an. Das ist vor allem insofern eine super Sache, als dass er wieder neue Sichtweisen aufzeigen kann, denn ehrlich gesagt, wenn man ein dreiviertel Jahr nur mit seiner Musik zubringt und jeden Ton und jede Stelle in- und auswendig kennt und tausendmal gehört hat, steckt man so sehr drinnen, dass es manchmal schwierig ist, noch eine objektive Meinung dazu zu behalten. Da ist er dann sicherlich der perfekte Mann, um wieder neuen Vibe reinzubringen, und der Mix ist diesmal ja auch sehr sehr gut geworden. Mastern waren ungefähr 5000 mal, hier und dort. Wir wollten ursprünglich wieder zu Galaxy, wie letztes Mal, daraus ist dann aber nichts geworden und im Endeffekt haben wir uns bei nem Bekannten von uns in Leipzig in dessen Homestudio eingenistet und das dann mehr oder weniger selber gemacht. Es ist jetzt nicht das super High-End Mastering geworden, aber ich glaube, soundtechnisch ist es trotzdem eine stimmungsvolle Platte. Du könntest mir da jetzt natürlich Kontra geben und sagen „die und die Stelle ist aber nicht stimmig“, aber ich glaube irgendwie, dass einem das nur auffällt wenn man so tief drinsteckt wie wir und dass das sonst wirklich keine Sau interessiert. Der Außenstehende kennt ja sowieso nur das finale Produkt und hört die Unteschiede nicht.

Ihr hattet ja den Kristoffer Gildenlöw als Session-Bassist für „Grave Human Genuine“ dabei. War diese Zusammenarbeit eine direkte Konsequenz des Tourens mit Pain of Salvation?
Direkte Konsequenz kann man jetzt nicht sagen. Er ist eigentlich der Einzige wo wir den Kontakt ein bisschen halten konnten, was schade ist, weil, wie wir uns mit der Band und der kompletten Crew verstanden haben, einmalig war, alles sehr nette Leute. Wir dachten dann eben auch, dass man den Kontakt da so ein bisschen pflegen könnte, wir haben es auch versucht, hat aber leider nicht geklappt, Kristoffer war da eben der Einzige, der noch reagiert hat. Als uns der Chris vor anderthalb Jahren dann verlassen hat, haben wir uns irgendwann mal gedacht, dass es ja perfekt wäre, wenn wir den Kristoffer da irgendwie gewinnen könnten. Er hat uns bei ein paar Live-Gigs ja auch am Bass ausgeholfen, und irgendwann haben wir ihn dann mal gefragt. Er hat einfach „Ja“ gesagt, fand ich ziemlich cool, obwohl er leider nicht die Zeit hatte zu uns ins Studio zu kommen, weil er mit Familie, Kind und Projekten eben doch einiges zu tun hat. Wir haben dann über E-Mail, Telefon und Anrufbeantworter kommuniziert und er hat seine Sachen zuhause aufgenommen.

Würdest ihr eine weitere Zusammenarbeit dann begrüßen?
Natürlich, total sogar, aber eigentlich hätten wir lieber jemanden, der hier in der Gegend lebt, mit dem man sich zum Proben treffen kann und der auch Input geben kann. Musik per Post oder übers Internet hin- und her schicken ist eben doch nicht das Wahre, um dann über Ferndiagnose kreativ zu sein. Im Proberaum wär ein richtiges Bandmitglied natürlich cooler als jemand, der 700 Kilometer weit weg wohnt, weil der halt einfach nicht da ist. Da wen zu finden war schwieriger als wir dachten, wir hatten schon ein paar Leute angetestet, mit welchen es, wenn man es hart sieht, von den musikalischen Fähigkeiten nicht gepasst hat. Es gibt jetzt noch 2-3 Leute, die gerne bei uns spielen würden, und bei einem wissen wir, dass wir ihn auch gerne ins Boot holen würden. Der lebt auch in Leipzig, aber ist eben auch sehr aktiv und spielt in 3-4 Bands, was es auch schwieriger macht, ihn fest dabei zu behalten.

Man darf gespannt sein. Hat von euch selbst einer ein Nebenprojekt am laufen?
Der Nico und der Torsten haben bei einer befreundeten Band namens Mourning Rise, eine sehr coolen experimentelle Band aus Leipzig, die gerade drüben beim Andy von Disillusion ein Album aufgenommen haben, Gastauftritte an Gesang, Gitarre und einigen Percussion-Elementen. Richtige Nebenprojekte gibt es aber eigentlich keine. Ich habe schon seit Jahren was im Hinterkopf, eigentlich sogar zwei verschiedene Sachen. Einmal habe ich schon seit langer Zeit vor, mit Leuten aus den verschiedensten Musikrichtungen aus Leipzigs irgendwas Großes zusammenzustellen, aber mir fehlt da im Moment schlicht die Zeit, immer wenn es mal ernst werden sollte, kam Dark Suns dazwischen. Außerdem würde ich gerne mal was mehr in die jazzige Richtung machen.

Du hast ihn ja gerade selbst schon erwähnt und ich spreche es gleich nochmal an: Bei „Flies in Amber“ hat ja der Andy einen Gastauftritt, den ich persönlich auch sehr gelungen finde. Wird er euch auch bei eurer Releaseshow in Leipzig bei dem Song unterstützen?
Also es soll ja eine Überraschung sein, ich glaube, das ist schon Antwort genug (lacht).

Ich glaube auch. Du hast schon einige Bands aus dem Leipziger Raum genannt, gibt es vielleicht noch weitere, die du empfehlen kannst?
Ja, da gibt’s noch viele Gute. Disillusion wirst du ja kennen. Die sind gerade auch wieder beim Songwriten, wird wohl auch wieder ein Stück „anders“, zumindest wenn man dem glaubt was der Andy immer so verlauten lässt. Ansonsten gibt’s noch ein paar aus dem Indy-Bereich, die aber eigentlich seit Jahren nur am rumdümpeln und nicht mehr wirklich fleißig sind. Dann wäre da noch Nicos Ex-Band, bis vor einem Jahr hatte er ja noch eine, habe ich vorher ganz vergessen zu erwähnen, und zwar hießen die Tothamon und gingen in die Melodic Death-Ecke. Da hat er aber nur Drums gespielt. 2 der verbliebenen Mitglieder, mit denen wir noch recht oft im Proberaum abhängen, machen da jetzt ein neues Projekt namens „So I End“ auf, das geht so ein bisschen auf die Post Rock-Schiene, mit Drums im Meshuggah-Style. Aber da gibt’s noch keinen Output und der dürfte auch noch auf sich warten lassen.

Könntest du uns bitte mal aus allernächster Nähe erklären, wie der Nico es schafft, gleichzeitig zu singen und solche Songs zu spielen?
Also er selbst würde sagen, und da muss ich ihm auch zustimmen, dass kein Unterschied dazwischen besteht, zu singen und Schlagzeug zu spielen und zu singen und Gitarre zu spielen. Er macht das ja schon immer, für uns und für ihn ist das vollkommen normal. Ich denke, er sieht das echt nicht anders, als wenn ich Gitarre spiele und gleichzeitig Background sing. Und ich selbst spiele ja auch ab und zu ein bisschen Schlagzeug und habe das selbst schonmal ausprobiert, man mag es kaum glauben, aber so schwierig ist es gar nicht. Es sieht vielleicht halt schwierig aus, weil man vier Gliedmaßen anstatt zwei kontrolliert. Geht aber schon, und der Nico macht es ja auch schon seit 10 Jahren. Auf dieser Platte war es jetzt aber schwieriger als je zuvor, da gerade die ruhigeren Sachen sehr freien Gesang haben, der über dem Rhythmus steht. Das macht es dann natürlich schon schwerer, vor allem zeitgleich noch den Ausdruck in der Stimme zu behalten, dafür musste er schon ziemlich viel proben. Wir machen uns aber beim Schreiben nie einen Plan, wie wir alles umsetzen können, und der Nico schreibt auch erstmal völlig unbedarft und überlegt sich dann später, wie er das hinkriegt. Live verliert man an Schlagzeug und Gesang immer 1-2%, das muss ich zugeben, aber Kritik gab es bisher noch nie und daher denke ich, dass das schon gut funktioniert.

Sind abseits von der Releaseshow weitere Gigs in Planung?
In Planung ist viel, wir sind zur Zeit ziemlich wild am booken, weil wir das leider Gottes auch noch selber machen müssen. Wir würden das liebend gerne abgeben und suchen nebenbei deshalb auch nach einer Bookingagentur. Bisher ist es aber nichts geworden, und durch den ganzen Stress mit der Releaseshow ist auch so noch nichts fest, bis auf, dass wir wahrscheinlich auf dem Metal For Mercy spielen, das aber glaube ich auch erst im Oktober ist. Da gibt es näheren Kontakt, aber ansonsten sieht es eher schlecht aus und wir werden jetzt wohl auch erst nach dem 8. März anfangen, uns wirklich intensiv um eine Mini-Tour zu bemühen.

Würdet ihr auch Festivals spielen?
Klar, gerne! Wir haben auch schon ein paar Bewerbungen am Laufen, und vielleicht passiert ja irgendwo noch was. Festivalerfahrung haben wir bisher nicht so viel, da haben wir erst ein paar kleinere gespielt. Zum Beispiel das Dong, was auch ziemlich cool war, das war das Jahr, wo dieser Orkan am zweiten Tag das Festival zerlegt hat, war schon ein einschneidendes Erlebnis. Dann haben wir noch das Nebelmond gespielt, gibt’s aber glaube ich nicht mehr. In der Größenordnung würden wir auch weiter gerne Sachen spielen, bei den Großen ist es halt ohne halbwegs bekannte Booking-Agentur schwierig, da reinzukommen. Du wirst durch eigene Fleißarbeit nie im Leben auf dem Wacken spielen. Summerbreeze damals mit Disillusion in der großen Besetzung war natürlich sehr cool, obwohl die da halt „nur“ Songs von Disillusion gespielt haben.

Würdet ihr die auch in Zukunft wieder unterstützen?
Ich denke schon, aber im Moment hat es beiden Bands Priorität, eigene, fest Line-Ups zu finden, wonach Disillusion ja auch schon seit Jahren auf der Suche sind. Wer sie live kennt, weiß halt, dass, gerade jetzt zu „Gloria“-Zeiten, bei weitem nicht alles von Menschen gespielt wurde sondern auch viel vom Band lief, das Hauptanliegen ist also auf jeden Fall für beide Bands, selber jeweils feste Line-Ups zu bekommen.

Kommen wir mal zu eurem Label. Habt ihr das Gefühl, mit Prophecy den perfekten Labelpartner für eure Musik gefunden zu haben? Als Redakteur zumindest hat man das Gefühl, dass Prophecy ihre Bands sehr engagiert unterstützt.
Sehe ich ähnlich, ist sicherlich ein geniales Label, haben ja auch unterschiedlichste Musik da. Man hat natürlich den Vorteil, dass keine Sprachbarrieren vorhanden sind und nicht allzuviele Leute da beschäftigt sind, sodass man eigentlich immer einen Ansprechpartner, in unserem Fall der Stefan, der jetzt ja auch in Leipzig lebt, hat. Von daher sind das schon unheimlich gute Bedingungen. Wir haben allerdings auch keinen Vergleich, wie es bei einem anderen Label wäre. Sie bemühen sich sicherlich, ihre Sache gut zu machen, was sich an der Vielzahl an Interview in letzter Zeit auch bemerkbar macht (lacht). Man muss natürlich immer ein bisschen hinterher sein, wenn es Sachen gibt, die auf eigenen Wunsch geschehen sollen, das Label ist in seinen Mitteln natürlich auch begrenzt. Das komplette Merch-Layout und die Artworks machen wir alles selber, da wäre es vielleicht ab und zu auch mal ganz cool, da noch jemanden zur Hilfe zu haben, aber das ist mit unserem Budget eben leider nicht drin, das ging komplett für die Produktion der Platte drauf. Insgesamt sind wir aber ziemlich zufrieden mit unserem Label, kann man schon so sagen.

Wird es zu „Grave Human Genuine“ dann auch neue Shirts geben?
Also offiziell kommen sie am 5. März bei mir zuhause an und ich muss sagen, ich bin gespannt. Wir haben ein neues Layout, erst hatten wir drei verschiedene, aber erstmal nur eines durchbekommen. Vielleicht machen wir selber nochmal ein anderes. Das Layout ist aber nicht an die Platte gebunden rein vom Stil her. Ehrlich gesagt mögen wir solche reinen Alben bezogenen T-Shirts überhaupt nicht, am schlimmsten sind die Dinger, wo man vorne den Kasten mit dem Albencover drauf hat, die finden wir extrem hässlich. Auf unseren Shirts wird dann wohl auch das neue Logo zu sehen sein, was wir dann vermutlich auch beibehalten werden, wobei das nicht das ist, was im Moment auf dem Album zu sehen ist.

Verfolgst du selbst die anderen Releases von Prophecy?
Sekundär. Von Dornenreich habe ich mir die letzte ziemlich intensiv angehört, ich bin jetzt kein soo großer Fan von denen, trotzdem interessiert mich sehr was sie tun, weil die eben auch live sehr sehr atmosphärisch sind, gerade, was diese Akustiksachen anbelangt. Da wird wirklich interessant umgesetzt, was sie sonst eigentlich auf Platte machen. Ansonsten interessieren mich bei Prophecy eher Bands, die leider schon nicht mehr dabei sind, zum Beispiel Green Carnation, Antimatter, oder In the Woods damals. Mit The Vision Bleak kann ich jetzt nicht so viel anfangen, um ehrlich zu sein, aber die sind ziemliche Kassenschlager bei dem Label und da stehen sicher auch Leute dahinter, die mit Empyrium und anderen Bands Geschichte da geschrieben haben.

Wer ist denn dieser Kerl, der am Schluss von „Papillon“ fragt, wie das Album heißt und ob er auf der Aufnahme sein wird?
Das ist ein Kumpel von einer mehr oder weniger befreundeten Band. Der ist ein Engländer, oder sogar ein Ami, keine Ahnung. Jedenfalls wollten wir diesmal alle Sprechstimmen auf dem Album von „Native English speaking guys“ machen lassen, um das ganze authentischer klingen zu lassen. Einer von denen ist halt dieser John, und diese Passage ist eigentlich nur ein Outtake, das entstanden ist, als er bei den Aufnahmen dann irgendwann angefangen hat rumzuflapsen, wie man sich den, das klingt jetzt wahrscheinlich grenzwertig, den Schwarzafrikaner im Redeschwall vorstellt. Da hat er ein bisschen improvisiert. Die ganze Passage ist eigentlich 5 Minuten lang, ist auch immer noch echt zum kaputt lachen jedesmal wenn wir es anhören und wir dachten uns, es wäre eben ein lustiges Ende für eine traurige Platte.

Außerdem liefert es einen super Übergang zu eurem Video zu „The Chameleon Defect“.
(lacht) Womöglich, ja.

Wie ist es denn bitte dazu überhaupt gekommen, und wie sind die Aufnahmen im Endeffekt verlaufen?
Das war eigentlich sehr sehr spontan, wir hatten überhaupt nicht vor ein Video zu drehen, Hauptanliegen war, die Aufnahmen ein bisschen festzuhalten. Als wir bei den Drum-Recordings waren, haben wir also einfach mal die Kamera laufen lassen und irgendjemand hatte dann irgendwann einfach diese Idee, doch mal was etwas anderes zu machen, weg von dem Standardding, dass man die Musiker mit ihren Instrumenten sieht, das dann zusammengeschnitten und dann als Making-Of verkauft wird. Wir haben dann mal ein bisschen rumexperimentiert, und die komplette erste Szene, die noch im Proberaum spielt und wo wir noch nicht verkleidet sind, ist eigentlich vollkommen spontan und ohne drüber nachzudenken entstanden. Der einzige Gedanke war, das Ganze schneller aufzunehmen als es im Endeffekt dann abgespielt wird, deshalb rennen wir da eben die ganze Zeit so rum. Wir wollten aber gleichzeitig 1-2 Personen haben, bei denen es aussieht, als würden sie sich in Normalgeschwindigkeit bewegen, wie in der ersten Szene der Nico, der sich dafür dann eben extrem langsam bewegt hat. So zieht sich das als technischer roter Faden durchs Video durch, der ganze andere Blödsinn war vollkommen spontan, ohne Schnitt, ohne alles. Wir fandens sehr lustig und haben das dann weitergesponnen und uns eine kleine Story überlegt, wo der Nico am Ende verschwindet und ja, das ist daraus geworden. Die Ideen wurden immer verrückter, zum Schluss haben wir gesagt „Scheiß drauf, das wird unser Video!“. Da hat es denke ich auch nur gepasst, dafür den verrücktesten Song der Platte zu verwenden.

Und es kommt wirklich gut an, sowohl im Bekanntenkreis als auch im Metal1Forum hat es viele Lacher geerntet.
Das ist gut, obwohl es natürlich schade ist, dass die Qualität so schlecht ist, die Konvertierung in das entsprechende Format hat unser Label ein bisschen verkackt. Aber auf unserer Homepage ist es jetzt auch in guter Qualität zu sehen, von daher geht das schon, denke ich.

Warum wird der Song im Video eigentlich „The Chameleon Conflict“ genannt?
Ist eigentlich nur ein kleiner Scherz von uns. Der Titel soll ein wenig auf die Story hinweisen. Es gibt einen, der den Aufnahmeprozess ernst nimmt, das ist der Nico, der steht da in der Tür, während wir Mist machen. In der nächsten Szene, wo wir in der Regie sind, schimpft er uns beide Gitarristen aus, wie wir da im Flamenco-Style rumblöden. Darauf schmeißen wir ihn eben weg und im Rest des Videos taucht er nicht mehr auf. Auf diesen “Konflikt“ soll der Titel hinweisen.

Eine eher klassische Frage, wo wir eh gerade eure Homepage angesprochen hatten: Was hältst du vom Internet, im speziellen natürlich bezogen auf Downloads auf der einen und Werbung auf der anderen Seite.
Ich hab da irgendwie zwei Meinungen dazu. Ich finds sehr gut, gerade für Bands mit unserem Bekanntheitsgrad, ist alles, was online heruntergeladen wird, nur Werbung für uns. Ich glaube auch, dass wir einen Musikstil spielen, der nicht im Popular-Bereich anzusiedeln ist. Da haben die Leute noch eine Wertschätzung dafür, was diese wirklich bedeutet, da ist es eben nicht damit getan, dass man das auf dem Rechner hat, sondern die Leuten wollen wirklich ein Stück Musik in der Hand halten mit Lyrics, Cover und Booklet. Im Indie, Metal oder Alternative liegt das Augenmerk noch viel mehr auf dem Layout als bei Sachen aus dem Pop-Bereich, da hat man maximal die hübsche Frau mit tiefem Dekolleté auf dem Frontcover, aber das kann man sich auch im Internet anschauen. Das Layout von massentauglicher Musik ist wirklich meist schauderhaft, aber es gibt wohl auch kein Interesse mehr da was zu machen, weil eh alles übers Internet vertrieben wird, ob nun last.fm, MySpace oder Itunes, das ist mittlerweile etabliert und die Musikindustrie hat geschnallt, dass da die Zukunft der Musik liegt. Ich bin der Meinung, für uns ist das Internet wirklich nur Werbeplattform, weil wir noch eine Hörersparte ansprechen, wo die Hörer die Musik irgendwann auch original im Regal stehen haben wollen, von daher ist das schon eine gute Sache. Man muss halt auch sagen, man kommt heutzutage innerhalb von 5 Minuten an Informationen über und Musik von Bands ran. Man schnappt einen Namen auf, zack, Internet an, MySpace, innerhalb von 10 Sekunden kennst du die Band. Dadurch verliert man leider das Interesse, sich noch wirklich mit einer Band zu beschäftigen. Du kannst da mal von dir selber ausgehen, heutzutage ist es wahrscheinlich so, dass die MySpace-Seite wichtiger ist, als die eigene Homepage, weil du halt innerhalb von 5 Sekunden alle Infos hast, die du brauchst. Du hast die Musik, du hast die Gigs, du hast Meinungen über die Band, du hast Fotos, du hast Videos, du hast schlicht alles. Dann noch auf YouTube und du kennst dich gut mit der Band aus. Das nimmt dem Ganzen leider etwas das Mysteriöse oder Geheimnisvolle, aber eine eigene Homepage ist eben nicht mehr wirklich wichtig, um ehrlich zu sein, deshalb werden wir unsere jetzt auch komplett umgestalten. Für herkömmliche Homepages interessiert sich eben niemand mehr.

Also ich muss sagen, obwohl ich damit jetzt vielleicht zum „alten Eisen“ gehöre, aber für mich bildet MySpace einen völligen Informations-Überfluss. Auf MySpace-Seiten wird von überall verlinkt, da verlierte ich das Interesse, überhaupt irgendwo reinzuhören, das geht in der Masse alles total unter. Ist eine Homepage dagegen schön gestaltet, motiviert das doch viel eher, da mal reinzuhören.
Finde ich gut, das ehrt dich ;-). Aber wenn man sich mal ehrlich die Frage stellt: „Ich habe hier 2 Links. Ich kenne die Band nicht, will sie aber noch ein bisschen kennenlernen, weil sie heute abend in irgendeiner Lokalität in der Nähe spielt. Ich hab die noch nie gehört und möchte aber rausfinden, wie die Musik ist.“ Naja, da muss ich leider Gottes ganz ehrlich sagen, ich würde wahrscheinlich zuerst auf die MySpace-Seite gehen. Und WENN es mir dann gefällt, gehe ich sicherlich noch irgendwie auf die Homepage. Das hört sich jetzt wahrscheinlich sehr schlimm an, aber andererseits bin ich noch ein konservativer Mensch, was Musik entdecken angeht. Es gibt immer noch den CD-Laden meines Vertrauens, das ist halt auch immer wieder geil, einfach mal zu stöbern und anhand von interessanten Covern Musik auszuwählen und das Internet außenvor zu lassen. Von daher bin ich da nicht so auf dem modernen Trip, was auch gut so ist, und dass du da auch eher ein konservativer Mensch bist, find ich sehr gut.

Gibt es, vor allem von jüngeren Bands, Musik, die die als Musiker noch richtig begeistern kann?
Von jüngeren Bands jetzt vielleicht nicht so, aber im Moment bin ich ziemlich vernarrt in Sleepy Time Gorilla Museum. Sehr crazy Musik, aber auch wirklich interessant zu hören. Ansonsten, hm, fällt mir gerade jetzt nicht so ganz viel ein.

Ihr seid als Dark Suns ja jetzt auch schon ein paar Jährchen auf Achse. Kommt es da nicht vor, dass man einfach absolut keinen Bock mehr hat und sein Instrument mal 1-2 Monate in die Ecke stellt?
Ja sicherlich, passiert auch mal. Mittlerweile ist es ja auch nicht mehr so einfach, wie im, ich nenns mal „jugendlichen Überschwang“, wo es einfach ein Hobby war, wo man gesagt hat, lass uns rocken, lass und Spaß haben. An der ganzen Sache hängt inzwischen eben doch ganz schön was dran, du musst dich halt um Sachen wie Technik, Homepage oder Studioaufnahmen kümmern. Nebenbei muss man aber selber noch ein bisschen leben, obwohl die Musik fast 80-90% des Tages ausfüllt. Es gibt Phasen, wo wir uns mal eine Woche nicht sehen, aber wir kennen uns schon so lange und sind zu dritt als Line-Up so fest, dass der Spaß an der Musik nie gehen wird. Die Band ist mittlerweile für mich, meinen Bruder und Thorsten eine kleine Familie geworden, die wohl nie auseinander brechen wird, egal, in welcher Form die Band in Zukunft existiert und was für Leute dazukommen, ob wir noch viel touren oder ob man irgendwann auch nicht mehr in Leipzig lebt. Aber Dark Suns an sich wird in irgendeiner Form immer existieren, dafür macht es uns einfach zu viel Spaß, im Proberaum zu stehen und unsere Mucke zu spielen.

Das freut den geneigten Hörer ;-)
Nach doch vielen Live-Shows und 3 Alben, hast du das Gefühl, dass sich euer Bekanntheitsgrad maßgeblich gesteigert hat?

So über die Jahre, in einem schleichenden Prozess. Es ist ja schon harte Arbeit und man muss viel selber tun, man wird nicht gehypt oder schafft es innerhalb von einem Jahr bekannt zu werden. Ich glaube aber schon, dass wir gerade durch die Touren in Italien und in der Gegend um die BeNeLux-Länder viel erreicht haben, da die Musik gerade dort sehr geschätzt wird. Es dauert aber schon, und wenn man tagtäglich am Arbeiten daran ist, bekommt man das auch nicht so mit. Wenn ich mir nach einem halben Jahr dann aber unsere Besucherzahlen-Statistik der Webseite anschau, das hat sich das innerhalb des letzten Jahres verdreifacht. Man sollte aber nie zu viel Wert auf sowas legen, denn wenn das irgendwann das Kriterium ist, hat man im Unterbewusstsein nicht mehr wirklich Freiheit beim Musik machen. Wenn man sich zu viel Gedanken macht, wenn es in einem Monat mal ein paar weniger User als vorher gibt, kann einen das wirklich verrückt machen. Ist ja dasselbe mit zu vielen Reviews, da ist dann mal ein schlechtes dabei und man fühlt sich halt mies. Man sollte sich immer auf sich konzentrieren und tun, was einem Spaß macht. Und das tun wir.

Ja, und ich hoffe, ihr macht es noch viele Jahre weiter, ich wünsche euch viel Erfolg für eure Zukunft und bedanke mich für das Interview, die letzten Worte gehören dir.
Hm… Das ist schwierig, jetzt so in den Äther zu reden… Umarmt euch, habt Liebe, hört euch schöne Musik an und genießt die Kunst, es ist es immer wert.

Publiziert am von Marius Mutz

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