Interview mit Markus von Durothar

Die Hamburger Viking-Metaller DUROTHAR bestehen seit 2009, letztes Jahr gab es anhand des überaus gelungenen Debüt-Albums „Auf See“ ordentlich etwas auf die Ohren. Doch was passierte eigentlich all die Jahre davor bei der Band? Wie nachvollziehbar sind die immer wieder auftretenden Vergleiche zu Amon Amarth und was würde eigentlich passieren, wenn den Musikern von DUROTHAR auf einmal Johan Hegg über den Weg laufen würde? Sänger Markus liefert die Antworten.

Da dies unser erstes Interview mit euch ist und die meisten unserer Leser euch vermutlich noch nicht kennen, erzähl doch einfach mal ein bisschen über euch und eure Musik.
Wir sind DUROTHAR, eine Mitte 2009 in Hamburg gegründete Metal-Band. Und auch wenn der Name es anders vermuten lässt, keiner von uns spielt World Of Warcraft! Den Namen hatte unser Gründer und Ex-Bassist Matthias damals im Hinterkopf und wusste nicht mehr woher. Alle fanden ihn vom Klang her passend zur Musik, also hatten wir unseren Namen. Die Verbindung zum Spiel haben wir erst zwei oder drei Jahre später mitbekommen. Die ersten Jahre lag unser musikalisches Augenmerk auf melodischem Pagan Metal, über die Zeit und durch diverse Wechsel an den Instrumenten veränderte sich der Stil jedoch zusehends. Heutzutage spielen wir einen wuchtigen Mix aus Black- und melodischem Death Metal. Mit den deutschen Texten über Reisen in nordische Länder, große Schlachten, die Gefahren auf See und die Freuden glücklicher Heimkehr passte die Bezeichnung Viking Metal dann am ehesten.

Seit 2009 gibt es euch und letztes Jahr habt ihr mit „Auf See“ euer Debütalbum veröffentlicht, auf das wir noch zu sprechen kommen. Was passierte in den Jahren seit der Gründung so bei der Band?
In der Zeit passierte allerdings eine ganze Menge! Gegründet wurde die Band von den Brüdern Martin an der Gitarre und Matthias am Bass, mit mir am Gesang und John am Keyboard. Nach knapp einem Monat und mehreren Interessenten, stieß Maddin mit der zweiten Gitarre und ein weiterer Martin am Schlagzeug zu uns. Leider hatte die Band so ihre Schwierigkeiten damit, ihre Schlagzeuger zu halten, was zu vielen Wechseln an der Position führte. Wenn ich es richtig im Kopf habe, dann sind wir nach über sieben Jahren beim fünften Schlagzeuger angelangt. Zwischendrin hatten wir sogar ein ganzes Jahr lang keinen Mann an den Drums. Wir hoffen also, dass Basti uns jetzt lange erhalten bleibt. Auch die Position am Bass wechselte von Matthias zu Tobi und Martin wurde von Chris an der Gitarre beerbt. Die Wechsel entstanden meistens aus mangelnder Zeit und wechselnder Interessen und viele unserer ehemaligen Mitglieder sind uns immer noch freundschaftlich verbunden und teilweise auf unseren Konzerten dabei.
Anfang 2012 haben wir unsere Demo „Ruf der Wildnis“ veröffentlicht, welche dank Keyboard und typischer Melodien noch weitaus folkiger als unser jetziges Material war. In den Zeitraum fiel auch der Weggang von John und da die Idee, die Musik etwas dunkler und wuchtiger zu gestalten, schon länger keimte, fingen wir an, den heutigen Weg zu beschreiten. Oder vielleicht besser, zu befahren (lacht). Über die Jahre wurden viele Songs geschrieben und nach anderthalb Jahren Aufnahmen, Mix und Master, erblickte unser Album „Auf See“ das Licht der Welt. Seit 2012 haben wir Einiges an Konzerten in Norddeutschland gespielt. Wobei die drei, die uns am ehesten im Gedächtnis gebliebenen sind, alle 2016 stattfanden. Die Wacken Warm-Up und Headbangers Open Air Aftershow Party in Hamburg, der Auftritt als Hochzeitsband für ein befreundetes Pärchen (vom Bräutigam selbstgebrautes Bier und Hochzeitsgesellschaft im feinen Zwirn im Moshpit, unvergessliches Erlebnis!) sowie die kleine Tour mit unseren Freunden von Satanic Assault Division, welche in einem tollen Konzert in Dänemark gipfelte.

Was verbindet ihr mit dem Genre Viking Metal, und spielt die Beschäftigung mit nordischer Mythologie oder mit historischen Aspekten aus der Wikingerzeit persönlich für euch eine Rolle, abseits der Musik?
Erstmal ist der Begriff Viking Metal eine Möglichkeit, unsere Musik für den Hörer in irgendeiner Form einzuordnen. Auch wenn gerne auf das Vermeiden von Schubladen gepocht wird, am Ende freut sich irgendwie doch jeder, wenn er die Musik ungefähr abstempeln kann. Andere würden vielleicht auch Pagan Metal sagen, aber darunter verstehe ich eher die ganzen folkigen Bands, mit Keyboard, Flöte und so weiter. Wir machen ja einen Mix aus Black- und melodischem Death Metal, aber sowas liest sich einfach scheiße (lacht). Aufgrund der textlichen Thematik haben wir es dann einfach als Viking Metal betitelt. Und ja, ich beschäftige mich zumindest soweit mit der Thematik, dass ich gerne Sachtexte, sowie Geschichten und Überlieferungen über die alten Götter und die verschiedenen Volksstämme aus den nordischen Ländern lese. Wir sind allerdings jetzt keine Neuheiden oder Asatru, die irgendwelche alten Feste feiern oder Ähnliches. Sowas hat mir persönlich wieder zu viel von Religion, auch wenn natürlich eine Sonnenwendfeier mit Met und Lagerfeuer ein sehr schönes Erlebnis sein kann.

Viele Bands gehen die Umsetzung des Viking Metal mit einem deutlichen Augenzwinkern an, euer Album klingt jedoch eher ernst und gewissermaßen „erwachsen“, würde ich sagen. Wie steht ihr zu Gruppen und deren Musik, die das Genre mit Elementen wie eingängigen Folk-Melodien, Trinkliedern etc. umsetzen?
Ich würde es vielleicht gar nicht unbedingt als Augenzwinkern bezeichnen, bei den meisten Bands steht glaube ich schon ein gewisser Ernst dahinter. Mit den folkigen Melodien und den Trinkliedern verbindet man einfach eher das Klischee der feierwütigen Wikinger, welches weit verbreitet ist. Sowas kommt dann bei vielen, gerade jungen, Fans gut an. Und natürlich haben wir kein Problem mit Bands, die etwas folkiger unterwegs sind, ganz im Gegenteil! In dem Bereich gibt es verdammt viele gute Bands, welche wir uns auch immer wieder gerne anhören. Und auch wir waren in den Anfangsjahren ja noch eher in diese Richtung unterwegs. Ein „Trinklied“ haben wir mit „Ein Fest“ aber auch im aktuellen Repertoire. Mit einem, meiner Meinung nach, sehr einprägsamen Refrain, bei dem ich hoffe, dass ihn die Fans bei den Konzerten irgendwann mitsingen.

In meiner Review zu „Auf See“ habe ich geschrieben, dass euer Sound unter anderem mit Thrudvangar, Obscurity und vor allem Amon Amarth vergleichbar sei. Ich denke besonders Letzteres habt ihr schon öfter gelesen. Wie steht ihr zu diesen Bands und dem Vergleich mit ihrer Musik?
Ja, den Vergleich mit Amon Amarth liest man „leider“ sehr häufig. Auf der einen Seite verständlich, die meisten Leute kennen diese Band und man kann sie fast schon als die Begründer des Death-Metal-lastigen Viking Metals ansehen. Allerdings auch etwas schade, da es eine Menge guter Bands in diesem Genre gibt und sie alle etwas im Schatten der großen Schweden stehen. Natürlich freut es uns, wenn wir mit guten Bands verglichen werden, denn dann können wir schon mal nicht so schlecht sein (lacht). Interessanterweise haben wir jetzt schon mehrfach in gewissem Rahmen Vergleiche mit Iron Maiden und der NWOBHM gehört. Also scheinen wir ja doch etwas mehr als eine deutsche Kopie von Amon Amarth zu sein. Thrudvangar und Obscurity sind auch sehr gute Bands und vielleicht haben wir irgendwann mal die Möglichkeit, gemeinsam mit ihnen aufzutreten.

Noch eine, eher spaßige, Amon-Amarth-bezogene Frage: Johan Hegg kommt euch auf offener Straße entgegen. Was macht ihr?

Gute Frage… Da so bekannte Musiker wohl dauernd angesprochen werden und es mit der Zeit sicher ziemlich nervig ist, würde ich ihm wohl nur kurz sagen, dass ich seine Musik gut finde und ihn dann in Ruhe lassen. Wenn er dann natürlich Bock auf ein Gespräch hat, warum nicht. Tobi, unser Basser, meinte eben er würde ihn wohl nicht mal erkennen, da er selber Amon Amarth nicht gezielt hört.

Dann gehen wir mal genauer auf das Album ein. Textlich handelt es ja in erster Linie von den Beutezügen der Wikinger, für die sie das Meer überquert haben, und die damit verbundenen Gefahren und Schwierigkeiten. Ist das ein einmaliges Konzept für euer erstes Album? Könnt ihr euch vorstellen, in Zukunft auch andere Aspekte dieser Zeit thematisch umzusetzen?
Dieser erzählerische Bogen, vom Warten während des Winters auf den Frühling, über die Beutefahrt und die Zeit in den fremden nordischen Ländern, bis hin zur Heimkehr ist eigentlich sogar recht zufällig entstanden. Irgendwann fiel mir auf, dass einige der Songs als kleine Geschichte gelesen werden könnten. Als es auf das Album zuging, habe ich die weiteren Texte dann so geschrieben, dass sie ein Teil davon werden. Für die Zukunft wird die See und das Leben und Reisen in der damaligen Zeit auf jeden Fall weiter ein Teil der Lyrics bleiben. Es geht dann textlich und musikalisch aber nicht mehr nur nach Norden. Unser neuester Song hat zum Beispiel leicht orientalische Einflüsse und trägt den Titel „Meer aus Sand“.

Die Texte des Albums sind komplett auf Deutsch gehalten. Gab oder gibt es die Überlegung, auch andere Sprachen wie klassischerweise Englisch zu verwenden?
Nein, englische Texte sind bisher nicht angedacht. Ich finde die deutsche Sprache passt vom Klang her einfach sehr gut zu unserer Musik. Ich würde gerne den einen oder anderen Text in Plattdeutsch schreiben, leider hat meine Mutter mich als Kind nicht genug gedrängt, es zu lernen. Vielleicht schaffe ich es aber mal, mich damit etwas näher zu beschäftigen, stelle ich mir zumindest sehr interessant vor.

Besonders interessant finde ich von den Lyrics her „Mann über Bord“, die Geschichte und ihre Erzählweise haben durchaus etwas Beklemmendes. Wie kam es zu dieser Idee?
Puh, sehr gute Frage. Ich glaube am Anfang hatte ich bei dem Song sogar eine ganz andere Textidee, aber irgendwann kam mir dieser Gedanke des „über Bord gehen“ und so ist der Song dann entstanden. Beklemmend passt in der Tat, ertrinken ist ja nicht umsonst eine der Urängste vieler Menschen.

Seht ihr zwischen der Seefahrerthematik auf dem Album und eurer Heimat, der Hansestadt Hamburg, einen Zusammenhang, der vielleicht als Inspiration zu diesem Thema gedient hat?

Das würde ich ehrlich gesagt eher verneinen. Ich bin selber kein Hamburger und meine familiären Verbindungen gehen eher in Richtung Kappeln an der Schlei und Richtung Ostsee. Die hauptsächliche Quelle meiner Inspiration für die Texte des Albums sehe ich allerdings in einer Reise mit meiner Freundin nach Norwegen vor fast vier Jahren. Sechzehn Tage das untere Drittel Norwegens erkunden, die Steilküste entlang, über die Hochebenen, zu den Gletschern, so etwas prägt!

Wenn ihr ein Musikvideo zu einem eurer Songs drehen würdet, welchen würdet ihr dafür auswählen und wie, glaubt ihr, würde das Video in etwa aussehen?
Schwierige Entscheidung… „Ein Fest“ bietet sich eigentlich super dafür an, die Heimkehr und eine große Feier. „Mann über Bord“ würde allerdings auch passen, da könnte man ein verdammt düsteres und beklemmendes Video zu drehen. „Mittwinter“ und „Immer weiter“ wären auch Favoriten… Schwere Entscheidung, aber mangels der entsprechenden Geldmittel könnten wir derzeit sowieso kein Video in der Qualität drehen, die angemessen wäre!

Wie geht es nun weiter bei der Band, jetzt wo das Album draußen ist?
Natürlich hoffen wir auf möglichst viele Auftritte. Ob in Deutschland oder im umliegenden Ausland, Clubs oder Festivals, da sind wir für alles offen. Auftritte auf ein paar netten Festivals und eventuell auch Auftritte mit einigen der Szenegrößen wären ebenso eine tolle Sache. Gemeinsam mit Amon Amarth zu spielen wäre doch was! (lacht) Ich würde sagen wir schauen einfach mal was die Zukunft bringt. Entweder wir kommen gut an oder nicht. Beides wäre okay, denn wir machen in erster Linie die Musik, die wir mögen und entweder gefällt es anderen Leuten oder nicht. Wobei wir uns natürlich immer freuen, wenn andere Leute unsere Musik genau so mögen wie wir! Natürlich schreiben wir weiter neue Songs und mal schauen, irgendwann wird es auch ein weiteres Album geben.

Vielen Dank für die Antworten! Zum Abschluss unser traditionelles Metal1-Brainstorming: Was fällt euch als erstes zu diesen Begriffen ein:
Edda: Sollte man gelesen haben!
Klassische Musik: Komplettes Orchester, bitte nicht nur Klavier!
Bestes Album 2016: DUROTHAR – „Auf See“ (lacht)
Natur: Inspiration, Rückzugsort, schützenswert!
Runen: Geheimnisvoll!
Nuclear Blast: Gute Bands unter Vertrag!

Die letzten Worte überlasse ich euch. Was würdet ihr unseren Lesern und euren Hörern gerne noch mit auf den Weg geben?
Kauft unser Album, besucht unsere Konzerte! Nein, Spaß beiseite. Kümmert euch um Familie und Freunde, seid füreinander da, nichts ist wichtiger!

Publiziert am von Pascal Weber

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