Seit 2008 besteht bereits das Projekt LEBENSNACHT, das zu Beginn ohne klare Genrezuordnung als Veröffentlichungspool für Musiker und Labelinhaber Robert Brockmann diente. 2011 wurde es im Black Metal angesiedelt und hat seither zwei Alben veröffentlicht. Im Interview stand uns der Idealist zu seiner Verbindung zu Finnland, Vorbildern und seiner Philosophie Rede und Antwort.
Hallo Robert. Erst einmal vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst. Wie steht es gerade um dein Projekt LEBENSNACHT? Bist du zufrieden?
Hallo Chris. Ich habe dir zu danken! Das dritte Album ist soweit fertig. Es fehlen nur noch das CD Artwork und für ein Lied Teile des Gesangs, bei dem ich einen Gastmusikanten und guten Freund engagiert habe. Veröffentlicht wird es dann am 12.12. Ist also noch etwas Zeit. Ich arbeite aber auch schon an den Songs für das vierte Album.
Mir fallen die sehr naturnahen Songtitel und -inhalte auf. Wie kam es denn zur Gründung dieses Projekts? Was möchtest du mit der Musik ausdrücken?
Angefangen hat es damit, dass ich einfach ein Soloprojekt starten wollte, um meine überschüssige Kreativität ausleben zu können. Außerdem mag ich es allein zu arbeiten und keine Kompromisse machen zu müssen, wobei natürlich auch Bands ihre guten Seiten haben. Ich bin schon immer ein sehr naturverbundener Mensch gewesen und von der Natur kommt die größte Inspiration für mich. Jedoch hatte ich anfangs kein Genre im Kopf, ich wollte es einfach auf mich zukommen lassen. Als sich dann mein Zwei-Mann-Projekt Tann im Nebel auflöste, war mir dann klar, dass ich Black Metal machen möchte. Das Genre, welches ich auch am meisten höre.
Was will ich ausdrücken… Also in erster Linie möchte ich meine Gefühle in Musik umwandeln und das in ehrlicher und atmosphärischer Art und Weise. Die Gefühle sollen dann bestenfalls auch beim Hörer entstehen und meine Texte ihn zum Nachdenken anregen. Oder ihn ebenfalls zu etwas inspirieren. Teilweise übe ich auch Kritik, aber ich bin keiner dieser Möchtegern-Eliten im Black Metal.
In deinen Albentiteln und Songs fallen immer wieder finnische Namen auf. Warum gerade diese Sprache? Steht dahinter eventuell ein tieferer Sinn?
Ein tieferer Sinn steht nicht dahinter. Ich nutze die finnische Sprache als Stilmittel. Durch meine Partnerin habe ich da eine nun tiefgehende Verbindung zu diesem tollen Land. Ehrlich gesagt ist es auch so, dass die deutschen Titel der Alben jetzt nicht wirklich neu sind oder außergewöhnlich. Auf Finnisch jedoch schon. Jedoch ist geplant, dass auf dem vierten Album auch rein finnische Texte dabei sein sollen und darauf freue ich mich schon sehr.
LEBENSNACHT entsteht ja komplett aus deiner Feder. Von welchen Bands oder Künstlern hast du dich bei den Songs/Alben und dazugehörigen Artworks inspirieren lassen?
Oh, da gibt es natürlich ziemlich viele. Zumal ich mich immer noch stark im Lernprozess befinde, was Instrumentenbeherrschung und Komposition betrifft. Aber stark beeinflusst werde ich von Helrunar und Moonsorrow, aber auch teilweise von Immortal und vielen Undergroundbands.
Ist es geplant, dass die Songs auch einmal live präsentiert werden oder beschränkt sich dieses Projekt komplett aufs Studio?
Mal sehen, ich denke die Songs würden live gut ankommen, da ich eher einfachere Songstrukturen und Riffs habe, was live natürlich immer am besten funktioniert. Aber das Problem ist, dass hier in Dresden der Black Metal nicht wirklich populär ist und somit auch die Musikerauswahl stark begrenzt ist. Also direkt geplant ist nichts. Vielleicht ergibt es sich ja irgendwann einmal.
Ist nach den beiden Alben im letzten Jahr erst einmal Pause bei LEBENSNACHT? Du bist ja auch noch in anderen Bands aktiv. Haben diese erst einmal Vorrang?
Pause gibt es keine, auch wenn ich es langsamer angehe. Die zwei Alben in einem Jahr waren eher aus der Not entsprungen, da das Eine schon lange fertig war und das Andere fertig wurde. Als Ein-Mann-Projekt ist man eben viel viel schneller, aber man muss aufpassen, dass nicht alles gleich klingt, weil Ideen von „außen“ natürlich fehlen. Bei meinem zweiten Projekt Heimfard ist der Sänger von Gandreid (Dáublódir – Anm. d. Red.) mit dabei. Das Projekt hat aber keinen Vorrang. Wenn ich ins Studio gehe, ist es immer möglich, dass ich auch Heimfard-Lieder schreibe. Es kommt einfach auf die Ideen und die Stimmung an.
Sado Sathanas läuft quasi nebenher auf einer anderen Ebene, da ich da „nur“ Bass spiele. Wir treffen uns einmal in der Woche und proben. Außerdem bin ich nicht im kompositorischen Sinne beteiligt. Da gibt es also keine Probleme oder Überschneidungen.
Darüber hinaus bist du ja auch Inhaber der Plattenlabels Naturmacht Productions und Rain Without End Records. Erzähl doch mal bitte ein bisschen etwas über die Entstehung und deine Philosophie.
Entstanden ist NP (Naturmacht Productions – Anm. d. Red.) 2009 als ich den Wunsch verspürte einmal etwas aufzubauen, aber auch etwas entstehen zu lassen, das anders ist und Idealen folgt. Ich habe mich dann dem Ideal der Ehrlichkeit, der Fairness und des Nichtkommerziellen verschrieben. Außerdem soll das Ganze mit größtmöglicher Professionalität geschehen. Ich möchte die musikalische Kunst unterstützen, das aber auf einer idealistischen Art und Weise. Was nicht immer einfach ist, aber solange man ehrlich und professionell mit Problemen umgeht, geht es ziemlich gut.
Gibt es unter den Künstlern, die deine Labels aktuell betreuen, Bands die du persönlich favorisierst oder auch privat anhörst?
Ich mag grundsätzlich alle Bands und höre sie privat, denn sonst würde ich sie nicht unter Vertrag nehmen. Menschlich ist es auch Grundvoraussetzung, dass wir freundschaftlich miteinander umgehen können. Das ist natürlich mit den geografisch näheren Bands einfacher, sodass sich da tiefere Freundschaften gebildet haben. Aber wie gesagt: Favoriten gibt es an sich keine.
Zum Abschluss noch eine kleine Aufgabe: Stell dir vor, du hättest alle möglichen Farben und Motive zur Auswahl, um die Musik von LEBENSNACHT in einem Gemälde zu verewigen. Wie würde es aussehen?
Schöne Frage. Jetzt in dem Augenblick wäre es ein Sonnenuntergang bei einer Meeresbucht, umrahmt von bewaldeten Bergen, womöglich im Herbst.
Vielen Dank für das Interview. Wenn du möchtest, kannst du noch etwas an unsere Leser richten.
Ich bedanke mich nochmals. Wer sich mit LEBENSNACHT auseinandersetzen will, kann einfach googeln oder bei Facebook schauen. Es gibt eine Facebook-Seite und Homepage. Bei Fragen kann man mich auch gern direkt anschreiben. Mein erstes Album gibt es zudem als freien Download auf der Bandcamp-Seite von Naturmacht Productions.