Review Lebensnacht – Syksyn Kuoleminen

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Die Konzepte von Naturmacht-Bands ähneln sich doch auffällig: Mit minimalistischen Möglichkeiten und noch minimalistischeren Fähigkeiten werden offenkundig auf die Schnelle die Alben runtergekurbelt. LEBENSNACHT machen da gerne mit und veröffentlichen mit „Syksyn Kuoleminen“ das zweite reguläre Album der Bandgeschichte. Beim Titel horcht man auf, haben Finnen ihre Finger im Spiel? Mitnichten, es handelt sich um eine Art Nebenprojekt von Robert Brockmann, der Szenefetischisten vielleicht durch sein Mitwirken bei Sado Sathanas oder als Live-Musiker von Ungoliath bekannt sein könnte.

Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, vermutlich hat man bis jetzt nicht zu viel verpasst, mal sehen, ob sich das mit dem vorliegenden Werk ändern wird. „Syksyn Kuoleminen“ ist also tatsächlich finnisch und bedeutet in etwa „Sterben des Herbstes“, abgeleitet vom finnischen Wort für Tod („Kuolema“), welches als Titel von Lied Nummer sechs Verwendung findet. Um den Sprachkurs abzuschließen, sei noch erwähnt, dass „Päättyminen“ schlicht „Ende“ bedeutet und konsequenterweise als letzter regulärer Track das Album beschließt.
So weit, so gut, musikalisch tut sich erst einmal nicht so viel. Ein auf Biegen und Brechen atmosphärisch getrimmtes Intro leitet die 40 Minuten Black Metal mit einigen Ambient-Einflüssen ein. Die Quintessenz lautet „Schade, Schluss mit lustig, denn der Winter kommt“, was die nachfolgenden Songs beinhalten, lässt sich aufgrund des unverständlichen Gekrächzes weitgehend nicht ausmachen. Immerhin bekommt Robert das ganz gut hin, gemeinsam mit den schneidenden Gitarren erzeugt er zumindest in den aggressiven Passagen so etwas wie ein entsprechendes Feeling. Leider dauert es schon zu Beginn fast fünf Minuten, bevor es das erste Mal ernst wird und auch danach klimpert LEBENSNACHT immer mal wieder fast quälend lange auf der Akustikgitarre herum. Als bestes Beispiel fungiert das kurzfristig stimmungsvolle, dann aber ziemlich langweilige Instrumental „Weiße Einsamkeit“, welches auch mit der Hälfte der vierminütigen Spielzeit bestens hingekommen wäre.
Eingesampelte Naturgeräusche sorgen für unfreiwillige Komik, die „Syksyn Kuoleminen“ eigentlich nicht nötig hätte. Denn mit etwas mehr Sorgfalt und einer eindeutigeren Fokussierung auf die harten Parts, hätte es durchaus was werden können mit einer guten Platte. Ein weiteres Manko ist eine tendenzielle Unausgegorenheit der Arrangements. Manche Riffs sind ja durchaus nett anzuhören, aber sie passen auch nur mäßig zueinander und wirken so ein wenig planlos aneinander geklatscht.

Wie gesagt, Naturmacht haben einen Masterplan, dem auch LEBENSNACHT vollkommen entspricht. Ohne großen Firlefanz zieht Robert sein Ding durch, ob für mehr jetzt die technischen Fähigkeiten nicht ausreichen, lässt sich von dieser Stelle aus nicht beurteilen. Im guten Willen des positiven Denkens könnte man aber auch annehmen, dass die Musik mit einiger Absicht so einfach gehalten ist. Das Herzblut soll ihm nicht abgesprochen werden, aber man tritt „Syksyn Kuoleminen“ sicher nicht zu nah, wenn man feststellt, dass es weitaus spannendere Veröffentlichungen gibt.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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