Interview mit Thomen Stauch von Mentalist

MENTALIST legen ein Tempo vor, wie die jungen, wilden Power- und Speed-Metal-Bands in den 80er Jahren: „Empires Falling“ ist schon das dritte Album in drei Jahren. Darauf präsentieren sich die Saarländer weiter gereift und etwas melancholischer als bisher, im Vordergrund stehen aber nach wie vor hochmelodische Power-Metal-Hymnen. Mit Drummer Thomen Stauch (ex-Blind-Guardian) sprechen wir über den hohen Output, die ernsten Themen des Albums und den heutigen Stellenwert physischer Produkte.

Mentalist Logo

Hallo Thomen, vielen Dank dass du dir wieder die Zeit für ein Interview mit uns nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Hallo Stefan! Vielen Dank, dass du erneut ein Interview mit mir für MENTALIST machst. Mir geht es soweit ganz gut, danke, hoffe dir auch!

Nur ein Jahr nach „A Journey Into The Unkown“ habt ihr schon euer nächstes Abum „Empires Falling“ am Start. Was hat sich seither bei euch getan?
Naja, wir hatten ja reichlich Zeit, ausgiebig am neuen Album zu arbeiten, da die Corona-Situation Liveshows ja so gut wie unmöglich gemacht hat. So haben wir die Zeit genutzt, ein neues, hoffentlich großartiges Album zu komponieren. Als sich die Situation dann ein wenig auflockerte, hatten wir sogar schon einige Songs fürs vierte Album grob komponiert. Dann freuten wir uns, endlich unsere ersten Liveshows spielen zu können, doch dann fiel direkt unsere erste Headliner-Show wegen zwei Krankheitsfällen in der Band aus, obwohl wir uns schon alle in Saarbrücken zu den Proben befanden und uns tierisch freuten. Dann wurde auch noch kurzfristig unsere Tour für September als Special Guest für die schwedische Band Manimal auf nächstes Jahr verschoben, bzw. vorerst abgesagt. Das sind natürlich alles keine tollen Voraussetzungen für einen neuen Albumrelease, wenn man seine Songs nicht auf den Bühnen darbieten kann. Leider hört man dieses Problem von vielen anderen Bands um uns herum ebenfalls. Da kurz vor der Corona-Winterwelle fast alle Bands noch schnell auf Tour wollten, gab es auch einen immensen Kampf um Nightliner, Konzerthallen, Clubs und Techniker. Das macht gerade alles keinen wirklichen Spaß! Hoffen wir, dass sich diese Situation schon bald gewaltig verbessert. Ich habe da jedoch meine Zweifel…

Mentalist Bandfoto

Wie lief das Songwriting zum neuen Album ab? Wann habt ihr damit begonnen und wie groß war dein persönlicher Einfluss diesmal?
Das Songwriting lief eigentlich mehr oder weniger wie immer ab. Peter und Kai haben sich für mehrere Wochen eine Unterkunft auf Sizilien gebucht und den Hauptteil des Songwritings dort bestritten. Im regen Austausch per Netzwerk haben wir dann gemeinsam wieder alle Songs auf den Punkt gebracht und aufnahmereif fertig komponiert. Mein Einfluss auf die Songs variiert von Album zu Album. Mal hat man als Drummer einen oder mehrere selbst komponierte Songs anzubieten, manchmal vielleicht auch keinen. Das heißt aber nicht, dass man an den vorhandenen Songs nicht mitgearbeitet hat, denn wie meine Bandkollegen immer sagen, präge ich unsere Songs mit meinen Drums wohl sehr. Auf diesem Album gibt es allerdings einen von mir ursprünglich komponierten Song, der eigentlich schon auf dem letzten Album hätte landen sollen, doch ich war da noch nicht zufrieden mit dem Resultat. Kai und Peter haben ihn sich in Sizilien noch mal vorgenommen und ein wenig „mentalisiert“. Jetzt sind wir alle sehr glücklich mit diesem Song.

Im Vergleich zum Vorgänger wirkt die neue Scheibe etwas reifer, auch melancholischer. Wie siehst du das und wie würdest du „Empires Falling“ selbst beschreiben?
Da würde ich dir zum größten Teil recht geben. Melancholischer vielleicht auch wegen der einzelnen Themen, die die Songlyrics behandeln. Natürlich reifen wir als Musiker auch immer noch und lernen nie aus. Das hält diese Songentwicklungen interessant und lässt uns zum Teil grenzenlos frei und ungezwungen wirken. Denn genau das sollten Musiker sein. Man sollte schon einen eigenen Stil besitzen und diesem nicht untreu werden, dennoch sollte man dann und wann mal über Grenzen hinausschießen dürfen, ohne dass die Fans einem dies direkt übel nehmen. In unserem tiefsten Herzen sind wir doch alle Künstler, die sich irgendwie ausdrücken und ausleben wollen. Warum sollte man sich dann einschränken lassen, nur weil manche es von einem erwarten? Das tut keinem gut!

Euer Power Metal wirkt trotz der mitschwingenden Melancholie und der teilweise schweren Themen meistens locker und lebensfroh. Woran liegt das?
Wir sind alle in der Band lebensfrohe Menschen und von ganzem Herzen Musiker. Wir lassen uns halt auch nicht unterkriegen, selbst in so schwierigen Zeiten wie momentan.

Mentalist Empires Falling CoverartworkAuf welche fallenden Imperien bezieht sich der Albumtitel und speziell der Song „Empires Falling“? Auf dem Coverartwork finden sich ja gleich mehrere passende Motive, wie z.B. die Arche Noah, Adam und Eva und die Sklaverei.
Auf die großen bösen Imperien bezieht es sich hauptsächlich. Ihnen soll die Macht genommen werden, Böses anzurichten. Die Arche Noah, Sklaverei etc. sind auf dem Schachbrett zu sehen, da wir auf unserem neuen Albumcover wieder alle Songtitel haben integrieren lassen, wie auch schon auf unserem zweiten Album „A Journey into the Unknown“.

Der MENTALIST sitzt auf dem Coverartwork, wie du gerade angesprochen hast, vor einem Schachbrett mit Figuren dieser Imperien. Sind alle Imperien, Politik und Positionen mit großer Verantwortung immer zwangsläufig Schachspiele, zwangsläufig ein „Game Of Thrones“?
Ich denke, alle großen Machthaber spielen mit uns kleinen Leuten andauernd Schach, sei es im Guten oder im Bösen. Doch ihre Macht nutzen alle, um mit uns zu spielen und uns in ihrem Sinne zu lenken. Das fängt meiner Meinung nach schon bei Politikern in moderat gehobenen Positionen an und weitet sich auf Diktatoren erheblich aus. Ein Wahnsinn ohne Grenzen.

Noah und seine Arche sind das Thema im Song „Noahs Ark“, der sowohl mit seiner modernen textlichen Ausrichtung als auch dem Comicvideo sehr witzig umgesetzt ist. Wie kamt ihr auf die Idee dazu?
Wir fanden Peters Idee alle super, einen Wettbewerb im Internet auszurufen, wer die coolsten Zeichnungen zu diesem Thema erstellt, wird die einzelnen Szenen für das Video zeichnen. Es war mal wieder Peters Grundidee und wir alle liebten sie. In der Fanbox gibt es auch eine comicgezeichnete Autogrammkarte mit originalen Unterschriften der Bandmitglieder.

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Die Fanbox ist wieder eine außergewöhnliche Special Edition, diesmal inkl. Karaoke-CD und MENTALIST-Plüschfigur. Wie seid ihr darauf gekommen?
Diese Idee hatte ursprünglich Peter und hat sie uns allen vorgeschlagen. Wir waren sofort Feuer und Flamme! Besonders die Plüschfigur wird viele Herzen höherschlagen lassen, denn es ist doch schon eher ungewöhnlich für eine Metal-Band, ihr Aushängeschild bzw. Maskottchen als Plüschfigur herstellen zu lassen. Aber die Reaktionen darauf sind jetzt schon sehr positiv. Des Weiteren wird die Box ein MENTALIST-T-Shirt, eine Karaoke CD zum Mitsingen für alle Karaokefreunde, die reguläre CD und eine Autogrammkarte mit Originalunterschriften beinhalten. Bierdeckel sind glaube ich auch noch drin. Checkt es einfach aus und bestellt das Ding, denn ihr werdet es nicht bereuen.

Mit Oliver Palotai (Keyboards) und Mike LePond (Bass) habt ihr wieder dieselben Gastmusiker an Bord. Wie ist es mit ihnen zu arbeiten und warum habt ihr für diese Positionen keine festen Bandmitglieder?
Die Band besteht halt aus uns vier und bevor Florian Hertel, unser ursprünglicher Bassist, die Band trauriger weise aus zeitlichen Gründen verließ, da er Papa geworden ist, sahen wir bisher keine Notwendigkeit ein neues Bandmitglied fest aufzunehmen. Bisher funktioniert diese Konstellation fabelhaft und wir sehen keinen Sinn darin, die aktuelle Situation zu ändern. Oliver und Mike sind unglaublich gute Musiker und tragen auch so einen großen Teil am Erfolg der Band und der Albumqualitäten bei.

Mit „Heavy Metal Leia“ habt ihr bereits die sechste Single und damit fast das halbe Album vorab veröffentlicht. Ist das heutzutage notwendig und die beste Promotion, immer wieder neue Songs nachzuschieben?
Ich würde diese Frage mit „Ja“ beantworten, denn besonders in Zeiten, wo man sein neues Album nicht durch Konzerte sicher promoten kann, ist die Online-Arbeit und Veröffentlichung von Material umso wichtiger.

Thomen Stauch von MentalistAuch wenn Streaming und digitale Distribution unerlässlich sind, zeigt ihr mit der Fanbox, dass auch CDs und LPs noch einen großen Wert haben. Welchen Stellenwert haben die physischen Formate bei MENTALIST?
Natürlich haben physische Datenträger bei uns immer noch einen extrem hohen Stellenwert, leider bei den meisten Hörern aber nicht mehr. Damit hat aber fast jede Band zu kämpfen, die sich neu etablieren muss. Selbst die alteingesessenen, großen Bands haben mit dieser Tatsache zu kämpfen, es sei denn man heißt Lady Gaga usw., denn dann kann man durch die ungerechte Verteilung der bisherigen Streamingdienste natürlich selbst von sowas leben. Kleine bis mittelgroße Bands allerdings keinesfalls. Hier wird unser Bandleader Peter Moog mit unserem guten, alten Freund und Drummer von Kamelot, Alex Landenburg, bald Abhilfe schaffen. Habt noch ein wenig Geduld und haltet ab Januar 2023 Ausschau nach der „ROKK Streaming App“. Eine Streaming-App von und für Musiker mit viel faireren Ausschüttungen für die Bands. Ihr werdet begeistert sein, denn selbst für euch Abonnenten gibt es interessante Vorteile und keine Nachteile, verglichen zu den altbekannten Streamingdiensten.

Ursprünglich wolltet ihr im September 2022 auf Tour gehen. Was ist aus den Plänen geworden und wann kann man euch auf einer Tour besuchen?
Nach der ausgefallenen Headliner-Show auf dem Festival in Saarbrücken und der abgesagten Tour mit Manimal, planen wir natürlich weiter. Dennoch bleibt erst mal abzuwarten, wie die nächsten Monate von unseren Herren Politikern gehandhabt werden, besonders von einem speziellen Herrn mit Doktortitel, für den die Welt tagtäglich unterzugehen scheint.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Dir auch noch einmal vielen Dank für dieses nette Interview! Hoffentlich beim vierten Album wieder. Den Hörern mit gutem Musikgeschmack da draußen kann ich unser Album nur wärmstens ans Herz legen. Kauft die Box, denn sie ist es wirklich wert und könnte in ihrer limitierten Auflage schnellstens vergriffen sein. Kauft wieder physikalische Datenträger und unterstützt somit auch die kleineren Bands, sonst werden sie auf kurz oder lang nur noch Stille von sich geben können und das würdet ihr auch nicht wollen.

Vielen Dank für euren Support und bleibt Metal!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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