Interview mit Nicole Sabouné

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Früher recht eindeutig im Post-Punk verortet, hat sich die Musik von NICOLE SABOUNÉ inzwischen auf interessante Weise in etwas ganz Eigenständiges gewandelt. Nachdem ihr zweites Album „Miman“ über Century Media nun auch außerhalb Skandinaviens veröffentlicht wurde, haben wir nun ein Interview mit der außergewöhnlichen, schwedischen Musikerin geführt, in dem sie uns erzählt, inwiefern Harry Martinsons Gedicht „Aniara“ sie beeinflusst hat, warum es auf dem Album ein Madonna-Cover gibt und was ihr Großvater mit dem Artwork zu tun hatte.

Fangen wir mit einer allgemeinen Frage an: Von welchen Musikern oder Bands bist du als Künstlerin beeinflusst?
Das ändert sich ständig, aber auf „Miman“ waren es vor allem Nick Cave, Dead Can Dance, Diamanda Galas, frühe Black Sabbath

Hörst du auch Metal?
Ich höre Black Sabbath, Chelsea Wolfe, Sunn O))), Anna Von Hauswolff

Deine Musik wird vor allem als Post-Punk bezeichnet, auf deinem neuesten Album „Miman“ merkt man davon jedoch nur noch eher wenig. Wie würdest du denn deine Musik nennen?
Es ist schwer zu sagen, wie Musik klingt, denke ich. Es ist Sache der Journalisten, mich in ein Genre einzuordnen. Ich mache einfach nur Musik, von der ich denke, dass sie gut klingt. Und das ist das Einzige, was für mich zählt.

Du veröffentlichst deine Musik unter deinem eigenen Namen, richtig? Spielst du auch sämtliche Instrumente selbst ein oder nimmst du dir manchmal Sessionmusiker zu Hilfe?
Ja, das ist mein Name. Und ich habe eine Band, die mit mir seit unseren Anfängen spielt, es sind also immer dieselben Leute.

„Miman“ ist bereits dein zweites Album. Worin siehst du die Unterschiede zu deinem Debüt?
Ich persönlich sehe und höre viele Unterschiede. Der größte ist für mich meine Zuversicht und dass ich auf „Miman“ keine Kompromisse eingegangen bin. Das war der größte Fortschritt für mich. Mutig zu sein und an das zu glauben, was ich tue.

Das Album ist nach einer Maschine benannt, die in Harry Martinsons Gedicht „Aniara“ sämtliche Erinnerungen der Menschheit aufzeichnet. Warum hast du die Platte so benannt?
Ich habe „Miman“ gewählt, weil ich wollte, dass das Album dieselben Eigenschaften wie Miman hat. Es sollte eine Sammlung von Fragmenten, Träumen und Erinnerungen sein. Das ganze Album ist von „Aniara“ inspiriert, also fühlte es sich natürlich an, es nach einem der Charaktere zu benennen.

Welcher Track ist für dich der wichtigste der Platte und wieso?
Ich fühle viel bei „Bleeding Faster“. Durch diesen Song wurde mir klar, wie ich wollte, dass „Miman“ klingt.

Der letzte Track des Albums ist ein Cover von Madonnas „Frozen“. Warum hast du gerade diesen Song gecovert und ihn auf die Platte geholt?
Es war nicht meine Idee, es auf dem Album zu veröffentlichen. Das Label wollte es. Das fing ursprünglich als Live-Sache an. „Frozen“ war einer meiner Lieblingssongs, als ich noch ein Kind war, und es ist immer noch einer meiner Lieblings-Pop-Songs aus dieser Zeit. Es machte einfach Spaß, ein Cover davon zu machen. Es hat einen schönen, melodischen, melancholischen Vibe und es erschien mir interessant, es zu versuchen.

Auf dem Cover sieht man das leicht verzerrte Gesicht eines Kindes. Welchen Bezug hat das Cover zu den Texten und warum hast du dich gerade für dieses Motiv entschieden?
Das Bild ist von mir, als ich noch ungefähr drei bis vier Jahre alt war. Ich glaube, es war eines meiner ersten Passfotos. Ich habe es ausgesucht, weil es im Schlafzimmer meines Großvaters hing. Er starb, während ich „Miman“ schrieb, also wählte ich dieses Bild, weil es sich dadurch so anfühlte, als wäre er Teil des Albums. Und es sieht einfach so krass aus, ich sah wie ein ziemlich gruseliges Kind aus. Und das war ich auch.

„Miman“ wurde ursprünglich nur innerhalb Skandinaviens veröffentlicht, nun über Century Media auch außerhalb. Wie kam es zu dem Vertrag mit dem Label?
Jens von Century Media war in Göteborg, um mich live zu sehen, wir trafen uns danach und verstanden uns gut. Er hat einen großartigen Musikgeschmack, er ist ein richtiger Musikliebhaber, also war ich sehr froh, als er mit mir zusammenarbeiten wollte. Das ist wirklich aufregend.

Planst du, dein Debüt auch noch außerhalb Skandinaviens zu releasen?
Weiß ich eigentlich nicht. Das Album ist immer noch bei meinem alten Label.

Mit welchen Bands oder Musikern würdest du gerne zusammen live auftreten?
Nick Cave, PJ Harvey, Laurie Anderson, Brian Eno… Es gibt viele tolle Künstler da draußen…

Was sind deine nächsten musikalischen Pläne?
Mein Plan ist, erst mal durch Europa zu touren, um „Miman“ es bekannt zu machen. Dann fange ich wieder an, neue Sachen zu schreiben. Muss nur noch rausfinden, was und wann.

Kommen wir langsam zum Ende dieses Interviews. Als Abschluss würde ich dich noch bitten, bei unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming mitzumachen. Was kommt dir bei den folgenden Begriffen in den Sinn:
Pop: Madonna
Lieblingsalbum: Nick Cave And The Bad Seeds – „Skeleton Tree“
Gothic: Chelsea Wolfe
Winter: Schnee
Politik: Zu wenig Gleichstellung der Geschlechter
Menschheit: Frauen

Sehr gut, danke nochmal für dieses Interview.

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