Interview mit Fred Norrman von October Tide

Der Ausstieg von Fred Norrman aus Katatonia Ende 2009 wurde landläufig zwar wahrgenommen, aber schnell wieder vergessen, und die wenigsten dürften sich groß Gedanken gemacht haben, was „North“ in Zukunft wohl so treiben würde. Passend zum Bandnamen kehrt dieser nun aber im Oktober 2010 mit der wiederbelebten Truppe OCTOBER TIDE zurück und zeigt mit „A Thin Shell“, dass musikalisch noch sehr mit dem Gitarristen zu rechnen ist.

Hi Fred! Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir, ein paar Tage nach dem Release von „A Thin Shell“?
Hi, hier ist alles klar. Es fühlt sich großartig an, dass das Album endlich draußen ist, jetzt können wir mit diesem Kapitel abschließen und uns darauf konzentrieren, Konzerte zu spielen und irgendwann später dann an einem neuen Album zu arbeiten.

Die Reaktionen der Presse sollten soweit ja schon bekannt sein. Könntest du uns also darüber aufklären, wie „A Thin Shell“ generell aufgenommen wurde?
Die Reaktionen sind ziemlich gut ausgefallen, viel besser als ich erwartet hatte – sogar die negativen Reviews fallen noch sehr positiv aus.

Du hast Katatonia Ende 2009 verlassen. Möchtest du etwas zu deiner Entscheidung sagen, oder uns zumindest verraten, ob October Tide die Folge des Ausstiegs aus Katatonia war, oder ob der Ausstieg aus Katatonia geschehen musste, weil du wieder mit October Tide Musik machen wolltest?
Ich habe, schon lange bevor ich mich entscheiden musste Katatonia zu verlassen, angefangen, an neuem October Tide-Material zu arbeiten. Es sollte ein Nebenprojekt bleiben, October Tide hatter also nichts damit zu tun, dass ich bei Katatonia ausgestiegen bin. Ausgestiegen bin ich wegen meiner damaligen finanziellen Situation.

In dem Interview, das wir im April mit Anders Nyström führten, meinte er, dass sowohl du als auch dein Bruder beriets bereuen würden, die Band verlassen zu haben. Dass das nicht zur Gänze richtig sein kann wird durch die Stärke von „A Thin Shell“ schonmal klar, aber um mal ehrlich zu sein: Was an deiner Zeit mit Katatonia vermisst du jetzt, und auf der anderen Seite, warum war deine Entscheidung trotzdem die richtige?
Naja, es ist irgendwo falsch, das Wort „Reue“ zu verwenden. Ich hatte eigentlich nie vor zu gehen, ich hatte einfach keine andere Wahl. Das Timing war komplett falsch für mich. Dementsprechend vermisse ich natürlich die Jungs und vor allem die Touren. Man muss aber dazu sagen, dass es mit October Tide auch sehr cool ist ;) Solange wir genug Konzerte haben auf die wir uns freien können, bin ich froh.

Nachdem ich sowieso gerade deinen Bruder erwähnt habe: Wird es früher oder später wieder etwas von ihm zu hören geben?
Ich hoffe es, und habe gehört, dass sie mit seiner anderen Band Subdive etwas neues aufnehmen wollen. Sie waren zuletzt nicht besonders aktiv, deshalb denke ich, dass es da mal wieder Zeit wird.

Dann lass uns mal zum Album selbst kommen – Wann hast du angefangen, das Material zu schreiben, wann seid ihr ins Studio gegangen, und inwiefern waren die anderen Bandmitglieder in der Lage, kreativ zu den Songs beizutragen?
Wie schon gesagt habe ich schon vor ein paar Jahren angefangen, an neuem Material zu arbeiten, aber bis Mitte 2008 habe mich nie hingesetzt und Songs daraus gemacht. Als Jonas Kjellgren dann vorgeschlagen hat, die Songs aufzunehmen, obwohl wir kein Label hatten, musste ich eine Band zusammenstellen. Die Songs waren also bereits alle fertig, als Robin und Tobias dazugestoßen sind, um das Album aufzunehmen. Tobias hat die Texte geschrieben und Rhythmik der Gesangslinien festgelegt, und Robin hatte freie Hand mit dem Schlagzeug.

Bevorzugst du es generell, Songs alleine zu Hause zu schreiben, oder gehst du lieber in den Proberaum, um zu sehen, was herauskommt?
Ich mag es eigentlich ganz gerne, zu Hause zu sitzen und Demos aufzunehmen, es vereinfacht die Sachen doch sehr, wenn man den anderen Jungs einfach Samples schicken und sie direkt antworten können, was sie davon halten und was sie zusätzlich für Ideen haben. Ich denke, wir werden auf diese Weise arbeiten und proben, wenn die Songs dann fast fertig sind.

Das erste, was am neuen Album Aufmerksamkeit erregt, ist natürlich das Cover, welches meiner Meinung nach in seiner Schlichtheit sehr atmosphärisch ausgefallen ist. Könntest du du kurz die Bedeutung des Covers und seine Bezeihnung zum Albumtitel darlegen? Und wer hat das Artwork gemacht?
Robin hatte die Idee mit der Kristallkugel, er und Travis haben das zusammen gemacht. Der Titel und das Cover sind durch einige Texte verbunden, aber es wäre zu einfach, wenn ich einfach sagen würde, worum es geht. Ich mag es lieber, dem Hörer etwas zu geben, worüber er nachdenken kann ;)

Wenn wir schon über Bedeutung reden: Könntest du uns kurz den Inhalt der Texte auf dem Album darlegen und erklären, ob “A Thin Shell” ein Konzeptalbum ist?
Ich bin mir bei manchen Texten ehrlich gesagt selbst nicht ganz sicher, aber ein paar von ihnen handeln von einem bestimmten Thema… Aber wie gesagt überlasse ich das lieber dem Hörer. Ein Konzeptalbum ist es aber nicht.

Könntest du uns deine Bandmitglieder vorstellen? Warum hast du dich genau für sie entschieden, was ihr musikalischer Hintergrund und sind im Moment auch bei anderen Bands aktiv?
Okay, ich fange mal mit den drei Jungs an, die das neue Album aufgenommen haben. Als erstes wäre da Robin Bergh (Ex-Amaran) am Schlagzeug. Ich kenne ihn von früher, als er Drumtech für Daniel (Katatonia) war. Ich wusste, dass er nach einer Band suchte, und ich mag seinen Groove. Dann wäre da Tobias Netzell, der auch in einer großartigen Band namens In Mourning spielt. Jonas Kjellgren hat ihn vorgeschlagen und ich bin ihm sehr dankbar, dass er das getan hat. Tobi macht einen guten Job auf der Scheibe. Zuletzt bin da noch ich, Fred Norrman, der bei den mächtigen Katatonia gespielt hat. Ich arbeite auch an einem anderen Projekt, aber ich weiß nicht so recht, was damit anzufangen ist und ich habe auch noch keinen Namen dafür. Die zweite Gitarre wird von Emil Alstermark bedient, der auch bei Mandylon spielt. Die sind besonders aktiv, aber wenn sie es doch mal sind, spiele ich manchmal Bass bei ihnen. Am Bass haben wir Pierre Stam, der auch bei In Mourning aktiv ist. Anfangs war da Johan Jansson von Interment / Demonical als Session-Bassist, aber er ist so beschäftigt, dass wir uns entschieden, lieber ein festes Mitglied zu haben. Jonas Kjellgren, dem das Black Lounge-Studio gehört, hat auf dem Album Bass gespielt.

Werden sich folglich alle Mitglieder komplett auf October Tide konzentrieren, vor allem, was Live-Auftritte betrifft? Denkst du, die Möglichkeit zu einer Tour durch Europa (oder Deutschland) besteht nächstes Jahr?
Tobias und Pierre spielen mit In Mourning live, aber ich bin mir sicher, dass wir Zeit für Gigs für beide Bands finden. Vollzeit-Touren sind wahrscheinlich nicht drinnen, aber Wochenenden und kurze Tour-Ausflüge, klar. Ich hoffe sehr, dass wir bald nach Deutshcland zurückkommen. Wir haben unsere allererste Show am Hell’s Pleasure diesen Sommer gespielt.

Warum hast du dich entschieden, der Band den Namen eines Projektes zu geben, das dieses Jahr seinen 15. Geburtstag feiert, seit mehr als einer Dekade inaktiv war und außer dir aus komplett anderer Besetzung besteht?
50% des ursprünglichen Line-Ups sind also noch in der Band ;) Ich fand, dass die neuen Songs den October Tide-Touch haben, also warum den Namen ändern?

War Katatonia Mitte der Neunziger deine erste Band? Sogar, wenn man erst ab „Brave Murder Day“ zählt, bist du jetzt 14 Jahre im Business. „A Thin Shell“ klingt zwar eigentlich zu energetisch, um das zu fragen, aber fühlst du dich manchmal ein bisschen ausgebrannt?
Meine erste Band war eine Death Metal-Truppe namens Uncanny. Wir haben in den späten 80ern angefangen, 88/89 oder so. Wir haben ein paar Demos gemacht, eine Split-LP mit Ancient Rites und eine CD bevor wir uns 1994 aufgelöst haben. Im selben Jahr bin ich Katatonia beigetreten, die sich kurz darauf aber auch aufgelöst haben und Jonas und ich haben mit OT angefangen. Ausgebrannt? Oh nein.

Dann sind wir fast fertig, es fehlt unser traditionelles Metal1brainstorming. Woran denkst du bei:
My Dying Bride: Bradford Rios
Gene Simmons: Groß… Lange Zunge
Sven Nordqvist: Wer?
Nynäshamn: Fähre nach Polen
metal1.info: Was?
Fred Feuerstein: Steak
Visby: Schafe und Stockholm-Gören

Fred, danke dir für das Interview! Viel Glück für dich uns October Tide in Zukunft. Wenn du noch was hinzufügen willst, bitte:
Danke für das Interesse, ich hoffe, man sieht sich mal auf einer Show in Deutschland. Wenn irgendjemand OT buchen will, schreibt Martin von Dreamtide Music!

Publiziert am von Marius Mutz

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