Review October Tide – In Splendor Below

  • Label: Agonia
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Üblicherweise ist es für eine Band wohl nicht allzu erstrebenswert, ständig mit einer anderen Band assoziiert zu werden, wird dabei doch in vielen Fällen impliziert, dass eine der beiden im Schatten der anderen steht. Bei OCTOBER TIDE kommt man an dem Verweis auf die wesentlich bekannteren Katatonia jedoch kaum vorbei. So war Jonas Renkse an den ersten beiden Alben in der einen oder anderen Form beteiligt und mit den Gebrüdern Norrman sind auch heute noch zwei ehemalige Mitglieder von Katatonia Teil der Besetzung. Musikalisch haben sich die beiden Projekte zwar in unterschiedliche Richtungen entwickelt, dennoch hört man OCTOBER TIDE auf ihrem sechsten Album „In Splendor Below“ nach wie vor deutlich an, dass ihre Wurzeln mit denen von Katatonia eng verwachsen sind.

Wenig überraschend spielen OCTOBER TIDE auf der Nachfolgeplatte von „Winged Waltz“ weiterhin melodischen Death/Doom, wie er im Buche steht. Dass hier trotz des genretypisch weitgehend gedrosselten Tempos keine Langweile droht, stellen die Schweden allerdings schon mit den ersten paar Tönen der bereits vorab veröffentlichten Eröffnungsnummer „I, The Polluter“ klar. Stürmende Drums und hoffnungslose Leadgitarren sorgen sogleich für einen rigorosen Auftakt, ehe die Death/Doomer wie gewohnt in ihr getragenes Mid-Tempo finden und Alexander Högbom, der auch bei Demonical für den gutturalen Gesang zuständig ist, seine voluminösen Growls einwirft.

Obwohl sich OCTOBER TIDE von da an überwiegend in vertrautem Terrain bewegen, fällt doch recht schnell auf, dass die Skandinavier ihr Repertoire ein wenig aufgefrischt haben. So klingen einige Nummern betont atmosphärisch, wobei stellenweise auf Distortion-Gitarren verzichtet wird („We Died In October“), wohingegen in anderen Tracks der drängende, verhängnisvolle Aspekt der Musik in den Vordergrund gestellt wird („Ögonblick Av Nåd“). In den meisten Stücken, allen voran „Guide My Pulse“, entwickeln die kräftig voranschreitenden Drums und die melancholischen Leadmelodien im Zusammenspiel eine mitreißende Dynamik, wodurch OCTOBER TIDE ihre langjährige Erfahrung und ihr ausgeprägtes Gespür für handfestes Songwriting unzweifelhaft unter Beweis stellen.

Neben den Norrman-Brüdern, die ihren Gitarren die eine oder andere Ohrwurmmelodie entlocken, gebührt vor allem Högbom für seine ausdrucksstarke Vocal-Performance einiges an Respekt. Anstatt bloß grobschlächtig in einer einzigen Tonlage zu grölen, legt der Sänger stets die zur Instrumentierung passenden Gefühle in seine Growls und Screams. Das einzige Manko von „In Splendor Below“ – abgesehen von dem unansehnlichen Artwork – ist somit dasselbe, das man OCTOBER TIDE auch schon auf ihren bisherigen Releases vorhalten konnte: der allzu auffällige Mangel an Einzigartigkeit.

Auf ihrem sechsten Album haben OCTOBER TIDE zwar weder sich selbst noch ihr Genre neu erfunden, doch bei genauem Hinhören machen sich in den vermeintlich homogenen Tracks einige unterschiedliche Facetten bemerkbar. Dass die Schweden es sich in ihrer eigenen kleinen Nische ein wenig zu gemütlich machen und sich dadurch manchmal auch etwas überflüssiges Füllmaterial in ihr Schaffen einschleicht, stört auf „In Splendor Below“ jedoch nur geringfügig. Mit den zum Teil sogar ziemlich eingängigen, schwermütigen Melodien, den flüssigen Songstrukturen und der kräftigen, klar definierten Produktion gelingt es OCTOBER TIDE immerhin, ihr zuvor etabliertes Niveau zu halten und damit ein Album zu kreieren, das Fans und Death/Doom-Enthusiasten im Allgemeinen problemlos zufriedenstellen sollte.

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Wertung: 7.5 / 10

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