Review October Tide – A Thin Shell

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Doom Metal

OCTOBER TIDE entstanden 1995 als Projekt von Jonas Renkse und Fred Norrman, beide vermutlich hinlänglich bekannt von Katatonia. Als die Hauptband dann einige Zeit auf Eis lag, entstand „Rain Without End“ (1997), das an den alten Doom / Death – Stil Katatonias anknüpfte. Nach „Grey Dawn“ 1998, auf dem Renkse schon keinen Gesang mehr beisteuerte, war für die Truppe erstmal wieder Schicht im Schacht, da mit „Discouraged Ones“ die stilistische Neujustierung Katatonias, und damit wieder eine Menge Beschäftigung in der Band, anstand.
Die ersten Lebenszeichen gibt es erst Anfang 2010, der gerade arbeitslos gewordene Fred Norrman will musikalisch back to the roots gehen und dabei auf die klangvollen Wörter OCTOBER TIDE nicht verzichten.

„A Thin Shell“ wurde das daraus daraus resultierende Album benannt, und „A Custodian Of Science“ fängt die Stimmung dieses Titels schonmal sehr gut ein. Dass einem gleich der Mund offen dabei stehen bleibt, damit hätte man allerdings wohl eher nicht gerechnet wenn man bedenkt, dass Fred Norrman bei Katatonia immer nur mitgespielt hat und nicht Teil des kreativen Motors der Band war. Doch der Opener startet mit fulminanten Melodien, die zwischen Melancholie und Trauer und Leichtigkeit und Elegie in einer Weise pendeln, dass man sich neben alten Katatonia gerne auch mal an Amorphis erinnert fühlt. Auch das durchdachte Songwriting und die moderne, klare Produktion lassen auf großes hoffen bezüglich der verbleibenden 35 Minuten. Doch während „Deplorable Request“ mit seinen klagenden Gitarren, die mich ein wenig an Walgesänge erinnern, noch ähnlich fasziniert, kann der Rest des Albums da nicht mehr ganz mithalten. Nicht, dass Tobias Netzell nach dem zweiten Song auf einmal weniger kraftvoll growlen (oder screamen) würde, nicht, dass die Riffs von Fred Norrman und Emil Alstermark weniger doomig und ihre Lead-Melodien weniger melancholisch wären, aber nach dem vorangegangenen Höhenflug wirken die weiteren Songs erstmal ein wenig zu altbekannt. Obwohl der ganze Sound qualitativ immer noch zu hochwertig ist, um ihn irgendwie als einfallslos abzutun, kommt man doch nicht umhin, selbst bei „Scorned“ noch die „A Custodian Of Science“-Intro-Melodie im Ohr zu haben. „The Nighttime Project“ bildet als Instrumental mit Bassriff als Führung und außenherum wabernden, tastenden Gitarren da noch eine überaus positive Ausnahme.

Auch sonst ist „A Thin Shell“, die drei ersten Nummern ausgenommen, ein schönes Doom Metal-Album geworden, das aber relativ wenig zwingendes Material bietet und im Endeffekt erst durch die genialen „A Custodian Of Science“, „A Deplorable Request“, und das erfrischend unkonventionelle „The Nighttime Project“ wirklich kaufenswert wird. Alles in allem kann man als Fan von melodiösem Doom / Death bedenkenlos zugreifen, um ein Album einer Band geboten zu bekommen, die sich auf einer Gratwanderung zwischen dem Versinken in der soliden Masse und dem Erschaffen eines Über-Albums befindet. Die Zeit wird zeigen, wie viele Asse Fred Norrman und seine Mitstreiter noch im Ärmel haben, um der Angelegenheit den Ausschlag in die richtige Richtung zu verpassen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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