Interview mit Metti von Perzonal War

PERZONAL WAR sind aus der deutschen Metalszene mittlerweile nicht mehr wegzudenken, gehen die Rheinländer doch seit 1996 konsequent ihren Weg und überzeugen durch jede neue Platte mit höherer Qualität. Zur jüngsten Veröffentlichung „Captive Breeding“ nahmen wir uns Sänger und Gitarrist Matthias „Metti“ Zimmer vor, der uns nicht nur einen informativen Rundumschlag zum neuen Longplayer lieferte, sondern auch Zeit für einen Rückblick auf 16 Jahre Bandgeschichte fand.

Hi! Danke erst mal, dass du dir Zeit für das Interview nimmst! Zum Anfang: Mit wem haben wir gerade das Vergnügen und wie läuft’s bei dir?
Hi, hier spricht der Metti! Mir geht’s gut, auch wenn wir keinen Sommer hatten und wohl auch nicht mehr haben werden.

Vor einigen Wochen kam euer neues Album raus – was kannst du uns schon zum Feedback von Presse und Fans sagen?
Bisher ist das Feedback eigentlich durchweg positiv. So wirklich um die Ohren gehauen hat uns die neue Platte bisher eigentlich noch keiner. Und die Pressestimmen sind sehr gut bisher.

Vier Jahre hat es gedauert, bis ihr den Nachfolger zu „Bloodline“ nun herausgebracht habt. Was ist in der Zwischenzeit im PERZONAL-WAR-Lager so abgelaufen?
Eigentlich hatten wir geplant die Scheibe wesentlich früher zu veröffentlichen. Die Aufnahmen haben wir schon vor ca. zwei Jahren im Kasten gehabt, durch die lange Pause allerdings dann noch ein bisschen optimiert. Da wir die letzten vier Scheiben ja über AFM veröffentlicht haben und unser Vertrag auslief, mussten wir erst mal schauen, wo wir unterkommen. Da haben wir natürlich erst mal Vorabsongs an alle möglichen Label geschickt und das kann sich ja auch in die Länge ziehen, bis du dann Feedback bekommst etc.Wir haben uns dann für Metalville entschieden und hoffen, dass wir damit die richtige Entscheidung getroffen haben!

Wie seid ihr denn bei Metalville gelandet und wie lief die Zusammenarbeit bisher?
Das erste Gespräch mit Metalville liegt schon recht lange zurück. Wir haben uns dann allerdings soviel Zeit gelassen, dass wir Holger von Metalville letztendlich dann schon fast wieder überreden mussten unsere Scheibe zu veröffentlichen. ;-) Bisher sind wir zufrieden und hoffen natürlich, dass das auch so bleibt.

Was war euer wichtigstes Ziel, als ihr die Arbeit an „Captive Breeding“ begonnen habt?
Eigentlich haben wir einfach gesagt, wir machen zu 100% das, worauf wir Bock haben. Basta! Und das war dann unser Masterplan. Wir haben an PERZONAL WAR großen Spaß und sind ja auch nicht direkt davon abhängig, ob wir viel oder wenig Platten verkaufen. Wenn wir uns hohe Verkaufszahlen als Ziel gesetzt hätten, würden wir wahrscheinlich nicht die Musik machen, die wir spielen. Wir können behaupten, dass wir zu jeder Zeit zu 100% hinter dem stehen, was wir da machen und das ist uns sehr wichtig. Wenn dann der positive Nebeneffekt ist, dass auch anderen unsere Mucke gefällt und die Leute sogar unser Album kaufen, freuen wir uns natürlich sehr darüber!

Was sind die größten Unterschiede zwischen dem neuen Album und seinen Vorgängern?
Wir hatten mit Daniel (Gitarrist Daniel Düring, mittlerweile nicht mehr in der Band – Anm. d. Red.) einen extrem guten Mann an der Gitarre mit an Bord. Und das haben wir natürlich auch schamlos ausgenutzt, was man den Soli auch stark anhört, hahahaha! Ich glaube, diesmal sind wir allgemein ein bisschen progressiver zu Werke gegangen. Auf den ersten Höreindruck erschließen sich einige Nummern vielleicht nicht direkt; in Sachen Langzeitwirkung hat das Album aber eine Menge zu bieten, denn die vielen Melodien, auf die wir ja auch in der Vergangenheit schon immer sehr großen Wert gelegt haben, sind immer noch vorhanden, werden teilweise aber erst nach mehreren Durchläufen ersichtlich. Ansonsten zeichnet sich ein bisschen die Tendenz ab, dass wir musikalisch in eine härtere Richtung tendieren, die Gesangslinien das Ganze aber zusammenhalten und den Songs dadurch den nötigen Wiedererkennungswert geben.

Glaubst du, dass musikalisch auf „Captive Breeding“ irgendetwas anders ist als auf „Bloodline“, was erklären könnte, dass es noch besser aufgenommen wird?
Wirklich anders würde ich nicht sagen – aber natürlich versuchen wir uns auch weiterzuentwickeln und schauen über den musikalischen Tellerrand. Ich habe mir diesmal sehr viel Mühe mit den Gesangsphrasierungen und der Rhythmik gemacht. Da habe ich ziemlich lange dran rumgeschraubt. Ob das aber jetzt dem Hörer auffällt, kann ich nicht wirklich sagen…
Auf jeden Fall hat Daniel mit seinen exzellenten Soli der Scheibe ein absolutes Sahnehäubchen aufgesetzt!

Kannst du uns etwas über die Bedeutung des Albumtitels verraten?
Die Idee zu dem Titel stammt von Björn (Bassist Björn Kluth, Anm. d. Red). Da meine Texte eher reale Themen als Fantasy-Stoff behandeln, fanden wir das recht passend. Die Medien nehmen eine immer stärkere Rolle ein und vieles wird einem vorgegaukelt bzw. durch Panikmache versucht, madig zu machen. Wahrscheinlich muss man heutzutage mehr denn je separieren, welche Info von Bedeutung ist und welche nicht. Diese „Zucht in Gefangenschaft“-Thematik fanden wir durch das Insektenmotiv sehr passend umgesetzt, ein bisschen nach dem Motto „Der Andersartige wird vom Rest gefressen“.

Über welchen Zeitraum habt ihr die Songs auf der aktuellen Scheibe geschrieben?
Die Platte ist in ca. einem halben Jahr geschrieben worden. Durch die schon erwähnte längere Pause haben sich noch einige Änderungen im Nachhinein ergeben und „Tongues of Cleavage“ ist als neueste Nummer erst nach der ersten Aufnahmesessions entstanden.

Schreibt ihr die Songs und die Texte gemeinsam oder sind nur bestimmte Bandmitglieder dafür verantwortlich? Wie funktioniert denn der Schaffensprozess bei PERZONAL WAR?
In erster Linie kümmere ich mich um die Musik und die Texte. Musikalisch bringen das Martin und ich dann in hörbare Form und arbeiten das dann zusammen mit dem Rest der Band aus. Beim nächsten Album wollen wir versuchen von Anfang an mehr als Band zu komponieren. Mal schauen, ob uns das gelingt…

Wovon habt ihr euch inspirieren lassen?
Unsere Einflüsse sind recht unterschiedlich. Womit wir natürlich alles was anfangen können, sind die Bay-Area-Bands und auch in Deutschland gibt es ja exzellente Thrash-Acts. Besonders angetan bin ich momentan von Devildriver und auch Megadeth sind wieder voll im Rennen. Wir hören allerdings auch alle Musik aus verschiedenen Bereichen, sodass auch diese Einflüsse, und seien sie auch nur indirekt, sich irgendwo im PERZONAL-WAR-Sound wiederfinden.

Euch gibt es mittlerweile 16 Jahre. Wie seit ihr im Lauf der Zeit als Band gereift, was ist anders, was ist noch genauso?
Natürlich sammelt man in diesem langen Zeitraum einiges an Erfahrungen, sei es im Studio, aber natürlich auch bei Konzerten. Wichtig ist uns nach wie vor, dass wir menschlich bestens miteinander auskommen. Für den Außenstehenden sieht es ja oftmals so aus, dass du als Band Auftritte hast, Platten rausbringst und Spaß hast. Dass da aber ja auch harte Arbeit drin steckt, die auch nicht immer Spaß macht, wissen ja viele nicht, und du hängst ja auch oft aufeinander und wartest. Wenn du das mit Leuten machst, auf die du eigentlich keinen Bock hast, hebt das nicht unbedingt die Stimmung. Es ist also schon mehr als notwendig auch neben der Musik zusammen Spaß zu haben, nicht nur auf der Bühne oder im Studio.
Natürlich hat sich auch für uns eine Menge verändert. Ich glaube, die gesamte Musikszene hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Als wir anfingen, haben die Leute tatsächlich noch CDs gekauft und das Internet kam gerade erst ins Rollen. Grundsätzlich müssen wir heute auch viel mehr organisieren als früher. Anfangs gingen wir zur Schule und hatten sonst nicht allzu viel zu tun… heute sieht das natürlich anders aus und vier Leute unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer unproblematisch…
Was uns aber immer noch antreibt, und das hat sich seit Bandgründung nicht geändert, ist der Spaß an der Musik. Es ist immer wieder eine Herausforderung, eine neue, bessere Platte zu machen und natürlich auch live ordentlich Gas zu geben!

Wie hat PERZONAL WAR dein Leben verändert?
Besonders in meiner Jugendzeit hat mich die Band natürlich stark geprägt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich von Anfang an die Möglichkeit hatte, mich kreativ ausleben zu können. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Wir haben als Band viele Freundschaften geschlossen, sei es mit anderen Bands, Fans, etc., die sonst wahrscheinlich nie zustande gekommen wären. Auch im Ausland haben wir viele, nette Kontakte geschlossen, die wir natürlich auch nicht mehr missen möchten.

Mit Andreas Ballnus habt ihr ein neues Mitglied in euren Reihen. Wie hat er sich soweit in die Band eingefügt?
Wir kennen Andreas ja auch schon recht lange, da wir in der Vergangenheit schon öfter mit Paul Di’Anno, in dessen Band Andreas auch spielt, aufgetreten sind. Deshalb hat das von Anfang an eigentlich sehr gut funktioniert, und je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto besser wird das natürlich!

Zu guter Letzt der Blick nach vorne: Was sind eure Pläne für den Rest dieses Jahres?
Wir sind gerade dabei einige Shows für dieses Jahr zu planen und sammeln schon fleißig Ideen für das neue Album, das, wenn alles gut läuft, schon im kommenden Frühjahr aufgenommen wird. Wir haben uns fest vorgenommen, nicht wieder vier Jahre ins Land ziehen zu lassen. Mal sehen, ob wir das einhalten können!

Okay, wir sind fast durch! An dieser Stelle recht herzlichen Dank für deine Antworten! Abschließen würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming – ich nenne dir einfach ein paar Begriffe und du sagst, was dir zuerst dazu einfällt:
Fußball-EM: War ja leider diesmal nicht so dolle. Im Allgemeinen gucke ich gerne die EM und die WM, interessiere mich ansonsten aber nicht für Fußball.
Lou Reed & Metallica: Dabei ist wohl die zweite St. Anger rausgekommen, nur dass diesmal noch ein Opa singt. Ich hab‘ die Platte zwar zu Hause, bin aber noch nicht bis zum Ende durchgekommen.
Sommer: Dieses Jahr leider nicht vorhanden – ansonsten aber super.
Piratenpartei: Steht überhaupt nicht zur Debatte – ein Protestsache, die aber politisch null relevant ist.
Metal1.info: Seit vielen Jahren unsere treuen Supporter! Dafür 1000 Dank und weiter so!

Nochmals danke für deine Zeit und alles Gute für die Zukunft! Wenn du noch was an unsere Leser loswerden willst, das letzte Wort gehört dir:
Vielen Dank an Dich für Deinen Support und vielen Dank an Eure Leser; dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben, bis hierhin zu kommen!

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