Interview mit Joshua Ward von Rapheumets Well

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Nur ein Jahr nach ihrem letzten Album haben die amerikanischen Symphonic-Black-/Death-Metaller RAPHEUMETS WELL mit „Enders Door“ eine überwältigende Platte herausgebracht, die lediglich in puncto Produktion ein wenig zu wünschen übrig ließ. Warum der Sound ihrer Platten die Band immer noch vor Herausforderungen stellt, was es mit dem eigens erdachten Sci-Fi-Kosmos der Amerikaner auf sich hat und was wohl mit Stephen Hawking passiert, wenn Außerirdische auf der Erde landen, erfahrt ihr im Interview mit Drummer Joshua.

Ihr habt für eure Musik eine eigene Sci-Fi-Welt kreiert, also gehe ich davon aus, dass euer Bandname RAPHEUMETS WELL daher rührt. Was genau ist die Bedeutung dahinter?
Der Name ist eine Personifikation von Gravitationsströmungen im Multiversum, in dieser speziellen Dimension. Rapheumets bezeichnet das bewusste Streben des Wächters der interdimensionalen Reisen. Die Dimension in welcher die Handlung spielt, ist ein biozentrisches Universum und Leben ist der Katalysator für die Evolution organischer Materie. „Leben“ im Sinne von „Selbstwahrnehmung“ kann also verschiedenen Dingen innewohnen, auch schwarzen Löchern und sogar Planetoiden.

Ihr spielt Symphonic Death und Black Metal. Wer sind diesbezüglich eure Vorbilder?
Wir haben eine große Bandbreite an Einflüssen, die da wären: Dimmu Borgir, Emperor, Morbid Angel, Nile, Acid Bath, Hypocrisy, Fleshgod Apocalypse, Septicflesh, The Faceless, Fallujah, Testament, Black Crown Initiate, Enfold Darkness und Devin Townsend.

Was unterscheidet euch deiner Meinung nach von anderen Bands dieses Genres?
Nun, eigentlich klammern wir uns nie so richtig an ein Genre. Wir setzen uns nie einfach so hin und denken „jetzt schreiben wir Black oder Death Metal“. Wir schreiben einfach und das kommt dann dabei raus. Wir schreiben voll und ganz im Hinblick auf die Geschichte. Zuerst schreiben wir die Story, dann komponieren wir quasi als Zuhörer mit Bezug auf die Emotionen und die Handlung. Das ist ein ordentlicher Aufwand, wesentlich schwieriger als einfach nur ein cooles Riff schreiben. Schließlich müssen wir die passende Emotion finden und die Musik damit verknüpfen.

„Enders Door“ ist bereits euer drittes Album, es erschien nur ein Jahr nach „The Exile“. Wie habt ihr es hingekriegt, ein solches Monstrum von einem Album in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen?
Wir lieben es, zu schreiben, und mit der neuen Bandbesetzung hielten wir es für notwendig, ein neues Album zu kreieren, um die Fähigkeiten unserer neuen Mitglieder zu präsentieren. Aber ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie wir das geschafft haben! (lacht) Wir waren echt beschäftigt, non-stop haben wir versucht, unsere Vision der Metal-Szene zu präsentieren.

Wie bereits erwähnt, erzählt ihr im Kontext eurer Band eine eigens erdachte Sci-Fi-Geschichte. Kannst du sie uns kurz im Überblick schildern?
Das ist ziemlich kompliziert. Gerade durch diese Komplexität versuchen wir, Leute anzulocken, denen auch epische Videospiele wie die „Elder Scrolls Reihe“ oder „Mass Effect“ gefallen, die ja auch reich an Sagen sind. Wir haben eine Dimension geschaffen, die physikalisch ähnlich funktioniert wie die unsere, auch in Bezug auf die Entwicklung des Lebens (nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft). Allerdings haben wir die Variable eingebaut, dass Leben eine Art Kraft ist, wie Elektromagnetismus, die starken und schwachen nuklearen Kräfte sowie die Schwerkraft. Leben als Fluss, als kosmischer Strom. Davon ausgehend entwickelten sich die ersten Lebewesen und wurden die ersten Meister des Universums, denen es das kollektive Bewusstsein namens Aea verliehen hatte. Sie halfen dann dabei, das Leben in der Dimension auszuweiten. Aus diesen Veränderungen erwächst jedoch ein Aufruhr, der dann die Geschichte unseres Albums auslöst. Es ist schwer, das zusammenzufassen. Das erste Album ist die größte dieser ersten Entitäten (die Atai genannt werden), die zweite Platte ist eine komplexe Geschichte, die sich im ersten Krieg zuträgt, in der ein Charakter namens „Darmak Ilnda“ herausfindet, dass ein rebellierender Ältester der Atai die Hierarchie seines Planeten indoktriniert hat. Bei seinem guten Vorhaben wird er von bösartigen Dienern des Ältesten entdeckt, die ihn ins Exil werfen und foltern (wiederum auf eine recht komplexe Art). Durch Zufall kehrt er in seine Heimatwelt zurück und zerstört buchstäblich den gesamten Planeten.

Welchen Teil der Geschichte erzählt ihr auf „Enders Door“?
Unsere neueste Geschichte beleuchtet das Schicksal einer wichtigen Figur des ersten Albums namens „Eishar“, die die Tochter des Ältesten Atai „Sainath“ ist. Andere kennen sie als die große Verräterin und die linke Hand des Todes. Ein Reisender, der aufgrund schwieriger Umstände auf der Suche nach dem beschädigten Sternengefäß seines Bruders ist, entdeckt ihren Gefängnisplaneten und wird von ihr verführt. Als er die Wahrheit über sie erfährt, flüchtet er und sucht nach dem Notleuchtfeuer seines Bruders, findet jedoch stattdessen ein Tor, das ein Gesicht trägt. Dieses Tor ist ein Portal, das zum Antagonisten des ersten Albums namens „Urgael“ führt, einem Wesen, das sich von organischen Dimensionen ernährt (oder auch jeder Dimension, die mit dem Lebensstrom Aeas verbunden ist). Kurz gesagt, es ist eine komplizierte Liebesgeschichte, in der die Hauptfigur an einem bösen Ort eingekerkert wird und schließlich ihre Reise beginnt (in der Geschichte fügt sich dann alles zu einem Ganzen zusammen). Es geht also um den Reisenden, seine Suche nach seinem Bruder und seine Liebschaft mit einer Planeten zerstörenden Halbgöttin.

Zieht ihr auch in Betracht, eure Sci-Fi-Story auch über ein anderes Medium als Musik zu erzählen?
Ja, wir haben sogar bereits ein Buch geschrieben! Wuhu! Die Bücher wurden bereits gedruckt und können in unserem Geschäft oder direkt bei uns gekauft werden. Wir werden auch daran arbeiten, unser Buch einem größeren Publikum über verschiedene Kanäle zugänglich zu machen.

Ist das, was man auf dem Artwork sieht, die „Enders Door“? Was kannst du uns noch über das Cover erzählen?
Das ist das Tor selbst, die physische Erscheinungsform seiner Präsenz in unserem Universum. Das Tor ist ein Leuchtfeuer für Urgael, ein ursprüngliches Wesen, das sogar für uns schwer zu charakterisieren ist. (lacht) Urgael hat einen Weg gefunden, sich langsam an die physischen Verhältnisse dieser speziellen Dimension anzupassen, und zwar durch die Bestrebungen von „Eishar“, die einen Kanal für Urgael bildet, durch den er sich manifestieren kann. Man sieht auch eine Kreatur mit einem dreieckigen Kopf namens „Dreth“, die eine wichtige Rolle in der Story spielen (das wird in der Geschichte enthüllt). Ich kann zumindest verraten, dass die Dreth die weit entwickelten Nachfahren des ersten sterblichen Imperiums sind, das durch das Weltall reiste. Dazu gibt es auch eine komplexe Story, die beleuchtet, wer sie sind und warum sie sich derartig entwickelt haben.

Welchen Track auf „Enders Door“ findest du am beeindruckendsten und warum?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, der vielfältigste ist „The Diminished Strategist“, aber der wildeste ist „Unveiling The Spaient“.

Wie ist das Feedback zu eurem aktuellen Album ausgefallen? Falls es Kritik gab, kannst du diese nachvollziehen und wie gehst du damit um?
(Lacht) Ja, die gab es! Wir versuchen nicht, herkömmlichen Black oder Symphonic Metal zu veröffentlichen. Immerhin haben wir buchstäblich eine ganze Welt kreiert und sie musikalisch umgesetzt. Das war schwer, denn wir sind aus den Bergen von North Carolina, sodass wir alles selbst produzieren mussten. Alles, was du siehst, sind wir. Leider ist die Musikindustrie erbarmungslos und einige unserer Veränderungen wurden von manchen Musikkritikern nicht gut aufgenommen. Aber das ist absolut ok für uns, das schreckt uns nicht ab. Eigentlich ermutigt es uns sogar dahingehend, dass das, was wir tun, anders ist und dass unsere Zuhörer und Fans dazu neigen, sehr überlegt und introspektiv zu sein, zumal unsere Mission eine sehr komplexe ist. Aber alles in allem war das Feedback sehr gut!

Die Produktion der Platte ist extrem wuchtig, aber leider auch etwas chaotisch und verwaschen. Bist du mit der Produktion, so wie sie ist, zufrieden? Inwiefern findest du sie gelungen oder nicht?
Nun, wir produzieren ja alles selbst, mit sehr begrenztem Equipment. Wir haben einfach nicht das Budget und die Ressourcen, die die Veteranenbands haben. Doch das hält uns nicht auf und wird es auch in Zukunft nicht. „The Exile“ wurde dafür kritisiert, dass es zu schnittig und digitalisiert klang, diesmal versuchten wir uns an einem natürlicheren, weniger digitalen Sound mit vielen Mikrophonen. Dafür wurden wir auch kritisiert, aber wir versuchen, mit diesen Informationen zu arbeiten, um unseren Sound beim nächsten Album wieder zu verbessern. Es passiert sehr viel, die Orchestrierung wird von uns Schicht für Schicht arrangiert und kann schon mal 30 Tracks umfassen. Das ist eine Menge Sound! Aber wir sind immer noch dabei, bescheiden zu lernen und unsere Produktion zu verbessern, zumindest, bis wir die Ressourcen für einen tollen Produzenten lukrieren können. (blickt auffordernd auf hypothetischen Produzenten)

Für „Enders Door“ habt ihr Gastmusiker für Gitarre und Bass verwendet. Aus welchem Grund und wie werdet ihr das in Zukunft handhaben?
Jonathan Finney war ein Gründungsmitglied, musste aber wegen Problemen mit der Familie aufhören. Wir wollten ihn mit diesem Album ehren. Brian Kingsland (unser Gastgitarrist) ist einer der besten Gitarristen, die ich kenne. Ich habe das Vergnügen, in seiner Band Enthean ebenfalls Drummer zu sein, und kürzlich fing er bei Nile an. Ihn auf dem Album zu haben, ist für uns also ein großes Glück!

Wie wichtig ist es euch, eure Musik live umzusetzen im Vergleich dazu, neue Musik zu schreiben und die Story fortzuführen?
Das ist alles in Arbeit. Wir versuchen, unsere Story zu vermitteln, aber auch „Metal-zentriert“ zu agieren. Unsere Auftritte werden zunehmend visueller, bei den kommenden Shows werden auch Schauspieler mit uns auf der Bühne stehen. Das sind zwei verschiedene Welten, schreiben und aufführen, aber wir arbeiten hart.

Was sind eure nächsten Pläne für RAPHEUMETS WELL?
International touren! Wir arbeiten viel daran, das Buch und das Album zu promoten, mehr zu reisen und vielleicht sogar bald neues Extra-Material zu veröffentlichen, da wir unsere neuen Mitglieder noch mehr vorstellen wollen (vielleicht ja eine EP?) und da wir ein Story-Highlight zu einem bestimmten Teil der Geschichte haben, das wir mit der Welt teilen wollen. Außerdem ist noch ein weiteres Musikvideo auf dem Weg!

Machen wir nun mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming weiter:
Star Wars – Star Trek: Beides auf einmal, also quasi wie bei einem Dreier.
Vesania: Haben wir erst jetzt entdeckt, danke, die sind echt toll, werden wir auf jeden Fall noch mehr hören!
Außerirdische: Die werden allen in den Arsch treten und Stephen Hawking zu einer riesigen Metalspinne machen, ausschließlich für ihr eigenes Amüsement.
Technik – Atmosphäre: Atmosphäre malt die Welt und Technik gibt ihr Kontraste.
Präsident Trump: Wir haben gehört, er pinkelt gern auf die Zeugnisse von Fünftklässlern, falls euch das interessiert.
RAPHEUMETS WELL in fünf Jahren: Wir werden sexier, größer (manche von uns) und wir hoffen, dass unsere Marke bekannter wird, damit wir unsere Story und Musik mit einer vollen Produktion umsetzen können (als Metal-Oper!)

Gut, dann nochmals herzlichen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte gehören dir:
Danke sehr für eure Zeit und ihr alle denkt an eure lokale Musikszene. Einige der besten Musiker und Bands stehen direkt neben euch.

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