Review Rapheumets Well – Enders Door

Selbst Kennern des Genres werden die amerikanischen Symphonic-Black/Death-Metaller RAPHEUMETS WELL nicht zwangsläufig ein Begriff sein. Ein bedauerlicher Umstand, denn den Selbstvergleich mit großen Namen wie Fleshgod Apocalypse, Septicflesh, Dimmu Borgir und Cattle Decapitation wagt das Quintett nicht ohne Grund. Nur ein Jahr nach ihrer letzten Platte veröffentlichen RAPHEUMETS WELL mit ihrem dritten Album „Enders Door“ ein einstündiges Space-Opus, das einen weiteren Teil einer eigens erdachten, komplexen Sci-Fi-Saga erzählt – mit einer Intensität, die selbst in dieser Stilrichtung nicht alltäglich ist.

Auf den spacigen Auftakt mit Keyboards, Chören, Bläsern und hektischen Streichern lassen RAPHEUMETS WELL auf dem Opener „The Traveller“ ein episches Extreme-Metal-Feuerwerk folgen, das den Hörer noch so manches Mal in Staunen versetzen wird. Es mag schwer zu glauben sein, aber die eingangs angeführten Referenzen sind nicht allzu weit hergeholt: Mit ihren mächtigen Growls, überraschend technischen, brachialen Gitarrenriffs und entsprechend brutalen, blitzschnellen Double-Bass- und Blast-Attacken räumen RAPHEUMETS WELL jegliche Zweifel aus dem Weg, die das Wörtchen „Symphonic“ bei manchen Neugierigen ausgelöst haben mag.
Ob nun in atemberaubendem Highspeed-Geknüppel oder in schleppendem Todeswalzen-Tempo, RAPHEUMETS WELL schlagen ein mit der Wucht einer Naturgewalt und erinnern dabei nicht selten an ihre polnischen Kollegen Vesania. Doch nicht nur Freunden des Brutal und Technical Death Metal bereiten die Amerikaner ein Fest, der eigentliche Zauber von „Enders Door“ liegt nämlich doch in den melodischen und symphonischen Elementen. Verspielte, spacige Leadmelodien und Soli („Unveiling The Sapient“) sowie elektronische Keyboards („Enders Door“) sorgen für eine geheimnisvolle Weltraumatmosphäre, während die überwältigenden Streicher („Ghost Walkers Exodus“), Bläser und vor allem die mystischen, vielseitigen Chöre und Clean-Vocals die Gehörgänge mit kitschfreier Epik zupflastern.
Doch selbst die ruhigeren Passagen wie das triste Piano-instrumental „Eishar’s Lament“ oder die atmosphärischen Clean- und Akustikgitarren, mit denen RAPHEUMETS WELL immer wieder eine fast schon verträumte Stimmung kreieren und insbesondere „Lechery Brought The Darkness“ zu einem absoluten Höhepunkt machen, passen perfekt ins Gesamtbild. Etwas störend ist hingegen der allzu undefinierte Sound, der zwar – passend zur machtvollen Natur der Kompositionen – extrem wuchtig daherkommt, aber einfach zu grobschlächtig geraten ist, was die rasanten Abschnitte wiederum zu chaotisch wirken lässt.

„Enders Door“ ist alles andere als perfekt: An der rohen Produktion gibt es vieles zu bemängeln und ein paar der Tracks gehen trotz allen Bombasts etwas unter, was zum Teil an den immerzu erbarmungslos hämmernden Gitarren und Drums liegt. Dennoch ist es geradezu unglaublich, dass RAPHEUMETS WELL gerade mal ein Jahr nach „The Exile“ ein solches Monster von einem Album auf die Beine stellen konnten. Selbst wenn man die beschriebenen Makel im Hinterkopf behält, lässt sich nämlich kaum leugnen, wie facettenreich und atemberaubend die außerweltlichen Tracks der Space-Metaller sind. Wer der Atmosphäre einen höheren Wert einräumt als dem Klang an sich, sollte sich das hier mal anhören, denn „Enders Door“ ist eindeutig etwas Besonderes.

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Wertung: 7.5 / 10

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