Interview mit Francesco Sosto von The Foreshadowing

Mit ihrem dritten Album „Second World“ haben die italienischen Düstermetaller THE FORESHADOWING wieder da angeknüpft, wo sie mit ihrem furiosen Debüt „Days Of Nothing“ aufgehört hatten. Ehrliche Antworten zum Business und Musikerkollegen bekamen wir von Keyboarder Francesco Sosto, der auch gleich mal klarstellt, dass die Apokalypse nicht länger als drei Alben dauern kann.


Hy Francesco, vielen Dank für das Interview, hast du zur Zeit viel zu tun? „Second World“ ist ja gerade erschienen.
Ja, Mann, hier ist alles klar, wir bekämpfen nach wie vor jeden Tag das Leben.

Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht mit einem neuen Album von euch gerechnet. Kann man mit Cyclone Empire so gut zusammenarbeiten?
Ja, das läuft wirklich ganz gut, wir haben ein hohe Meinung von Martin, er ist offen für Diskussionen und dies auf eine ehrliche Art und Weise, echt klasse. Sicherlich könnten wir das eine oder andere besser hinbekommen, besonders was Touren und Konzerte angeht, aber genau daran arbeiten wir zur Zeit, also hoffen wir, für beide Seiten den optimalen Weg zu finden.

Hat sich in den letzten Jahren etwas geändert, erwarten die Fans mehr, fühltet ihr euch in irgendeiner Art und Weise unter Druck, als ihr das neue Material geschrieben habt?
Schon, einige Fans haben uns auf Facebook angeschrieben, sie wollten Neuigkeiten und Updates zum Album. Leider muss ich sagen, dass sich, was die Bekanntheit der Band angeht, wenig geändert hat, wir hatten eine kleine Europatour und ein paar nette Festivals, aber das stellt uns nicht zufrieden. Leider haben wir auch wenig Unterstützung für „Oionios“ bekommen, in Amerika ist es nicht mal auf den Markt gekommen. Sicherlich haben wir Hörer hinzugewonnen, aber da geht auf jeden Fall noch mehr.


Wie sind denn die Reaktionen bislang auf das neue Album?
Die Rückmeldungen waren wirklich überzeugend bisher. Viele Leute haben uns geschrieben, dass sie das neue Album sehr gut finden, wir bekommen Mails von alten und neuen Fans, die unsere Musik erst jetzt für sich entdecken. Das ist ein tolles Gefühl und bestätigt uns darin, was wir bis jetzt alles auf die Beine gestellt haben. Bezüglich der Medien sieht es ähnlich aus, wir haben einige sehr gute Kritiken bekommen. Für uns ist das ein Zeichen unserer Weiterentwicklung, was im Prinzip das wichtigste Ziel für dieses Album war.

Ich finde den Sound, besonders den Gitarrensound, diesmal sehr auffällig; er ist sehr warm und harmonisch, wie wichtig war dieser Sound für das Album?
Ich denke, hier merkt man Dan Swanös Beitrag auf stärksten. Ein kraftvoller Gitarrensound war nicht leicht zu finden und hier zeigt sich, welch ein fähiger Techniker Dan ist. Er zeigte wieder einmal seine Fähigkeiten, was das Technische angeht, aber ebenso seine Fähigkeit, einer Band genau den Sound zu verpassen, den sie will. Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden, nicht nur, was den Gitarrensound angeht, sondern auch in allen anderen Bereichen.

Liege ich richtig, dass alle Instrumente ausschließlich auf den Song als solchen ausgelegt sind? Es gibt keine unnützen Soli und keine unnötige Melodie.
Das hast du vollkommen recht, wir stehen nicht so auf Guitar Hero und sind auch keine Saitenwichser, solche Musiker sollten besser im Zirkus auftreten oder sich für das Guinness Buch der Rekorde empfehlen. Wir sind nicht so, vielleicht auch, weil wir unsere eigenen Grenzen kennen und sowieso nicht alles in High-Speed spielen können, aber das ist auch nicht unser Ziel. Klar haben wir ein paar Soli auf dem Album, aber nicht 2000 Töne in einer Millisekunde, wir spielen lieber drei oder vier Töne, aber sehr direkt mit dem Ziel, Emotionen zu vermitteln. Das macht mehr Sinn für uns.

Viele von THE FORESHADOWING spielen in anderen Bands oder Projekten. Ist es da nicht schwierig, Songs zu schreiben, sie aufzunehmen oder live zu spielen?
Das Problem besteht nicht mehr. Die meisten Mitglieder von THE FORESHADOWING haben in ihren früheren Bands aufgehört. Alex ist bei Klimt 1918 und Dope Stars Inc. schon vor ein paar Jahren ausgestiegen und dem sind Andrea und Jonah bei Grimness, ihrer Black-Metal-Band, gefolgt. Klar gibt es nach wie vor zeitliche Probleme, alles unter einen Hut zu bekommen, aber nicht aufgrund anderer Projekte.


Wovon handeln die Texte diesmal? Ich nehme an, mal wieder nicht von besonders erfreulichen Dingen…
Natürlich beziehen sich die Texte auf die Apokalypse. Grundsätzlich geht es darum, dass sich der Mensch als Herrscher und Herr der Natur aufspielt und diese seinem Nutzen unterwirft. So wird das Land ausgebeutet. Aber die Natur lässt das nicht zu und schlägt in Form von Naturkatastrophen zurück, die die Menschheit auslöschen werden, mit Ausnahme derer, die den Weg der Reinigung gehen, was wir mit „Second World“ meinen. Weitere Unterthemen sind: Religion, Kolonialismus, Vergänglichkeit und persönliche Geschichten.

Vielen Leute denken, das dritte Album entscheidet über Wohl oder Wehe bei einer Band („make it or break it“). Was denkst du darüber und wie groß kann THE FORESHADWING noch werden?
Wir haben unser Bestes getan, damit das dritte Album einen Fortschritt darstellt. Wir waren uns vor Release sicher, dies geschafft zu haben und jetzt werden wir durch Fans und Medien in dieser Meinung bestätigt. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen und jetzt, falls die Welt gerecht sein sollte, hängt alles vom Business ab, dass wir den Raum bekommen, den wir in der Metalszene brauchen, um ein größerer Act zu werden. Wir müssen uns nichts vorwerfen, wir können nur versprechen, immer alles zu geben und so lang wie möglich live zu spielen.

Wie stark nutzt ihr soziale Netzwerke? Stellen diese immer noch eine gute Möglichkeit für kleinere Bands dar?
Wir nutzen diese Möglichkeiten schon (Facebook, Twitter, MySpace), um Neuigkeiten und Events zu verbreiten. Ein paar Fans haben eine Last.fm-Seite für uns erstellt. Für kleine Bands ist das schon eine gute Sache, aber nicht mehr und nicht weniger. Wenn man wirklich groß rauskommen will, braucht man ein starkes Label im Rücken, da man sich nur über regelmäßiges Touren und größere Konzerte wirklich vergrößern kann. Natürlich gibt es hier und da mal kleinere Acts, die ein einfaches Video bei Youtube einstellen und dann plötzlich berühmt werden, aber das ist die absolute Ausnahme.

Wie sieht es denn bei euch mit Live-Aktivitäten aus? Plant ihr was für die Festivalsaison oder eine Tour?
Zur Zeit proben wir für unsere Releaseparty am 8. Juni in Rom. Da wollen wir uns von unserer besten Seite zeigen, das ist schließlich eine Art Heimspiel für uns. Festivals und eine Tour sind auch geplant, aber konkret ist da noch nichts. Wir haben riesig Bock, live zu spielen und freuen uns absolut darauf, wieder auf der Bühne zu stehen. Das Publikum kann einiges erwarten.

Wagen wir einen kurzen Blick in die Zukunft, denkt ihr schon wieder an neue Songs oder sogar ein Album?
Wir haben keine Ahnung, wie ein neues Album klingen könnte. Wir müssen so viele Dinge in diesem Jahr noch regeln, bevor wir an neues Material denken können. Fast sicher ist, dass wir diesmal nicht über die Apokalypse sprechen werden, drei Alben zu einem Thema sind wirklich genug (Saviour Machine sind da wohl anderer Meinung – Anm. d. Red.)

Ok, kommen wir zum Schluss noch zum Metal1.info-Wortspiel. Deine ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen:
Die Wahl in den USA: keine Politik, danke.
Das iranische Atomprogramm: keine Atombombe, danke.
Geschichte: es ist keine „Second World“, die die Menschheit davor bewahren kann, wieder die gleichen Fehler zu machen.
Zukunft: ein Ende der Welt?
Metal1.Info: Rules!

So, noch einmal vielen Dank für das Interview, dir und der Band viel Glück, die letzten Worte gehören dir.
Ich danke dir, Mann, es war mir ein Vergnügen. Doomige Grüße!

Publiziert am von Jan Müller

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