Review The Foreshadowing – Oionos

Sehr unvermittelt brachen THE FORESHADOWING 2007 mit ihrem phantastischen Debüt „Days Of Nothing“ in die Düsterszene ein. Die Mischung aus sehr depressiver Grundstimmung, klagenden Instrumenten und ohrwurmartigen Gesangsmelodien sorgte für einen Senkrechtstart der Italiener aus dem „Klimt 1918“-Umfeld. Entsprechend groß war die Freude, als für 2010 endlich ein neues Album angekündigt wurde, ebenso groß wurde aber auch die Erwartungshaltung an „Oionos“.

Was fällt gleich zu Beginn auf? Nun, der Sound hat sich tatsächlich gewandelt. Gingen auf „Days Of Nothing“ noch die Instrumente ziemlich Hand in Hand mit dem Gesang, wirkt nun alles wesentlich ausdifferenzierter. Waren vor drei Jahren die Gitarren noch in erster Linie in rein unterstützender Funktion zugegen, übernehmen sie nun wesentlich stärker die Initiative und bringen somit einen gewissen Teil der zu vermittelnden Gefühle zum Hörer. Auf der anderen Seite leidet darunter leider die Eingängigkeit des Gesangs, des absolut im Vordergrund stehenden Trademarks auf „Days Of Nothing“. Wie man überhaupt sagen muss, dass „Oionos“ verschachtelter und schwerer zugängig ist. Ob dies für den Einzelnen nun positiv im Sinne einer höheren Langzeitwirkung ist oder eher negativ, weil es einfach schwieriger ist, sich in die Songs einzufinden, kann ich selbstverständlich nicht beurteilen.

Mein größter Kritikpunkt ist jedenfalls, dass diesmal kaum ein Song wirklich aus dem Gesamtkonzept heraussticht. Man könnte auch sagen, Hits wie „Departure“ oder „Last Minute Train“ fehlen diesmal. Bedingt durch das akustische Gewand, fallen das Instrumental „Soliloquium“ und der Klavier/Gesang-Song „Survivors Sleep“ natürlich auf, aber auf die Dauer ist das ein bisschen zu mager. Stings 80er-Hit „Russians“ ist recht fein in ein doomig-gotisches Gewand gekleidet und gibt dem Ganzen ein interessantes Flair, wie die „Kalter Krieg“-Thematik in das Gesamtwerk passt, ist natürlich eine andere Frage. Immerhin kann man der Band zu Gute halten, nicht nur nachzuspielen, ist ihre Version des Songs doch alleine schon mal zwei Minuten länger als das Original.

Der Rest ist zwar nicht nur billiger Mittelwert, aber wie schon gesagt: es fehlen die Hits. „The Dawning“ kreiert über fast sieben Minuten eine angenehme Atmosphäre mit einer teilweise recht ergreifenden Gitarrenmelodie, „Hope. She`s In The Water“ kommt auch schön traurig daher, aber das gewisse Quentchen ist diesmal irgendwo auf der Strecke geblieben. Gemessen an den Erwartungen, die „Days Of Nothing“ „verursacht“ hatte, ist es doch eine Enttäuschung, denn wer weiß, was die Italiener drauf haben, möchte sich nicht mit einem nur gutklassigen Album zufrieden geben. Ein Blindkauf muss in meiner Augen nicht unbedingt her, wer Gefallen am Debüt hatte, kann aber auf jeden Fall mal anchecken.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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