Interview mit Carl Delius von Torian

Unser Redakteur Daniel Popp führte anlässlich der Veröffentlichung des TORIAN-Debütalbums „Dreams Under Ice“ ein Interview mit Gitarrist Carl Delius. Was der Mann von einer aufstrebenden Power Metal-Macht aus dem deutschen Underground zu sagen hat, erfahrt im im folgenden Gespräch.

Hallo Carl. Vielen Dank erst einmal, dass Du Dir für uns etwas Zeit genommen hast. Am Besten legen wir gleich los: Torian sind ja nun doch noch eine relativ junge Band. Wie kam es denn eigentlich zur Gründung?
Ich habe ja vorher in einigen Bands gespielt und war eine Zeit lang weg aus Paderborn, u.a. in Spanien. Ich hatte also ein gutes Jahr Pause vom aktiven Musikmachen. Auf dem Wacken 2002, als ich gerade wieder nach Deutschland zurückgekommen war, machte ich mit Manuel (drums) dann eine Session klar. Aus der Clique kam dann Tobias (bass) hinzu, während wir Leadgitarrist Alex von einer losen Sessionband von Manuel kannten. Im Februar 2003 warben wir Sänger Para von einer Hard Rock Band ab. Ich kannte ihn schon länger, da wir zusammen Abi gemacht hatten, sowie seit Jahren uns gemeinsam einen saufen. Er war von Anfang an unser Wunschkandidat…

Selbst ohne nennswerte Veröffentlichungen habt ihr es allerdings bis jetzt schon geschafft eine relativ große Fangemeinde im Untergrund zu erspielen. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass die Szene in dem doch eher beschaulichen Paderborn so groß ist. Wie kam es dazu?
Cool, ist das so? Okay, in Paderborn geht echt die Luzie ab. Die CD-Release Party im Januar diesen Jahres war schon mächtig mit über 200 abgehenden Paderborner Metalheads…
Allgemein ist die Paderborner Szene der Hammer, auch wenn Death Metal nach wie vor hier die Macht ist. Ich bin ja auch im Metal Inferno e.V., welcher etliche Underground-Konzerte veranstaltet. Frag mal die Bands, die hier in PB schon gezockt haben. Die meisten waren begeistert vom Publikum!
Überregional zocken wir allerdings vorwiegend vor Publikum, welches uns noch nicht kennt, was wir aber meistens überzeugen können. Zudem ist das Internet eine geniale Plattform, wo einen etliche Leute kennen lernen können. Daher sind wir mit sämtlichen Bands verlinkt und versuchen, Kontakte zu knüpfen, und so oft es nur geht live zu spielen.

Wie ging es denn dann weiter mit der Band? Ich meine: Wie seit ihr an euren ersten Vertrag beim italienischen Label Underground Symphony gekommen?
Wir haben einfach ganz klassisch das Demo in ganz Europa verschickt, und US haben sich sofort gemeldet. Der Vertrag geht nur über das Album. Es ist in erster Linie sehr praktisch, da wir somit ein ganzes Album aufnehmen konnten. Das war uns erst mal das Wichtigste, auch unter der Prämisse, dass wir nach wie vor absolut Underground sind.

Auf eurem Debüt DREAMS UNDER ICE präsentiert ihr eine weite Bandbeite an Stilen. Der klassische Grundton des Power Metal ist nicht zu überhören. Gleichzeitig finden sich allerdings auch Elemente aus dem Trash- und Hardrock-Bereich. Wie ist es zu dieser interessanten Mischung gekommen?
Ich schreibe alle Songs und mag einfach die verschiedenen Spielarten des traditionellen Metals. Und zwischendurch brauchen wir alle eine Ladung Brutalo- Thrash. Es gibt auch vereinzelt Kritik an der nicht klaren Linie des Songwritings. Das ist uns aber scheißegal. Unser Sänger Para hat es mal auf den Punkt gebracht: Zum Aggressionsabbau sollte man sich einmal im Jahr ein Slayer- Konzert reinziehen. Auch wenn wir gesagt in erster Linie True-/Power Metal machen, funktionieren die harten Stücke live verdammt gut. Wir mögen auch Hard Rock, wobei ich persönlich diese Elemente nicht aus unserem Sound ersehen kann. Aber der Übergang vom traditionellen Heavy Metal und Hard Rock sind ja auch fließend. Meinst Du da „Born to Win“?

Genau! Aber bleiben wir doch einmal bei DREAMS UNDER ICE. Der einzige negative Punkt, der mir an dieser CD aufgefallen ist, war die streckenweise sehr saftlose Produktion vor allem der Drums, was mir gerade bei den trashigeren Stücken sehr Leid getan hat. Woran hats gelegen?
Ich fürchte, die Tatsache, dass wir gezwungen waren, die Drums zu triggern, also digital nachbearbeiten mussten, hat der Scheibe den Wums genommen, die sie eigentlich haben sollte. Ich weiß, dass da viele Puristen jetzt aufschreien, aber es wird gerne vergessen, dass ein Großteil der Bands machen. Ich kann nur sagen, dass das uns und auch gerade den Produzenten ohne Ende angekotzt hat, und das beim nächsten Mal anders sein wird. Das war der Nachteil des Deals, da wir vertraglich die Scheibe zu einem bestimmten Zeitpunkt abliefern mussten. Ansonsten hätten wir die Aufnahmen verschoben, um mit dem neuen Drummer das Album aufzunehmen. Diese Tatsache ist auch u.a. der Grund, weshalb der damalige Drummer Manuel nach den Aufnahmen die Band verlassen musste. Drummer David Hambach (der auch gleichzeitig der Produzent ist) ist erst nach danach zu uns gestoßen…
Ich bitte auch noch zu bedenken, dass das Budget fast gar nicht vorhanden war, daher ein Messen an Major Produktionen etwas realitätsfern ist. Man sollte die Produktion nach den Maßstäben der Umstände werten, und die sind die einer Eigenproduktion. Dass das Album über ein Label rausgekommen ist, macht da keinen Unterschied. Underground Symphony sind nicht Nuclear Blast!

Und wie gedenkt ihr dem Abhilfe zu schaffen?
Unser neuer Schlagwerker David Hambach ist absolut studiotauglich und ein Tier vor dem Herrn., weshalb die Drums das nächste Mal knallen werden. Des weiteren muss der Gesang mehr in den Vordergrund gemischt werden, damit auch der letzte Zweifler an Paras kraftvollen Gesang nicht mehr auf die Idee kommt, er hätte keine Power in der Stimme. Trotz allem denken wir, dass wir es trotz des quasi gar nicht vorhandenen Budgets das recht amtlich hinbekommen haben, dessen Meinung auch einige andere Rezensenten und Fans sind. Alles weitere wurde in der vorigen Antwort gesagt.

Ihr habt auf diesem Album alle drei Titel verwendet, die bereits auf eurer EP INTO THE WINTER zu hören waren. Habt ihr das Material für so gut
gehalten? Oder kam der Vertrag so überraschend, dass ihr nicht genug neues Material zur Verfügung hattet?

Sowohl als auch. Gerade „Into the Winter“ ist für viele einer unserer besten Songs, „Torian“, die Bandhymne durfte nicht fehlen, ebenso wie der Mitgröhler „Born to Win“, welcher stets als Zugabe bei jedem Konzert gespielt wird.

Wo wir nun schon einmal beim Vertrag sind: Euer Kontrakt mit den Italienern Underground Symphony galt ja nur für ein Album. Wie wird es jetzt mit Torian weitergehen? Habt ihr eventuell sogar schon einen neuen Vertrag in der Tasche?
Auch wenn bereits Interesse seitens Labels besteht, konzentrieren wir und erst mal auf das Songwriting für das nächste Album. Entweder wir bewerben uns mit der Vorproduktion für einen neuen Deal oder mit dem fertigen Produkt. Mal schauen. Allerdings wollen wir uns auch nicht zwingend für mehrere Alben bei einem kleinen Label binden.

Da wir nun schon bei der Zukunft sind, darf natürlich auch die obligatorische Frage nach den Live-Aktivitäten nicht fehlen. Bis jetzt sind allerdings erst für Gigs für das ganze Jahr bestätigt. Werden da noch mehr kommen oder habt ihr gar die Chance als Vorband einer größeren Kapelle eine komplette Tour zu absolvieren?
Da liegen derzeit leider keine Angebote vor. Zudem ist dafür unser Label zu klein, und man muss heutzutage sich für unglaublich viel Geld dort einkaufen. Aber es sind noch weitere Gigs in Planung, auch trotz des Examensjahres von mir und Para.

Examen? Was macht ihr denn?
Marc macht gerade sein Examen für Jura (Daher die kurzen Haare, hargh, hargh ;-)…). Ich befinde mich in der Endphase für Lehramt Deutsch und Spanisch (Daher die langen Haare, moa-a-a-a ;-)…)

OK! Danke erst einmal Carl. Ich freue mich schon darauf euren Gig in Osnabrück zu besuchen. Vielleicht haben wir dann ja auch die Chance uns einmal persönlich zu unterhalten.
Auf jeden Fall! Das wird rocken!!!! Bis dahin freuen wir uns über jeden Besuch auf www.torian-legion.de Danke Dir für das Interview!

Geschrieben am von Metal1.info

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