Interview mit Paolo Gregoletto von Trivium

TRIVIUM sind eine der aktuell erfolgreichsten Metal-Bands und dafür bekannt, stilistisch nie still zu stehen. Auch auf ihrem neuesten Album „Silence In The Snow“ hört man einige Unterschiede zu den vorherigen Platten. Wie groß diese wirklich sind, welches Konzept hinter den Artworks und Musikvideos steckt und wie die Band momentan zu gutturalem Gesang steht, erfahrt ihr im folgenden Interview mit Bassist Paolo Gregoletto.

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„Silence In The Snow“ ist bereits euer siebentes Album. Ist es da immer noch etwas Besonderes, eine Platte rauszubringen?
Ich nehme die Releases und das Touren niemals für selbstverständlich. In einer Band zu sein ist etwas Endliches, eines Tages wird es TRIVIUM nicht mehr geben, also versuche ich immer, die damit verbundenen Erfahrungen zu genießen und das Beste herauszuholen.

Euer neuestes Album zeigt euch wieder mal von einer anderen stilistischen Seite, es ist wesentlich melodischer und setzt komplett auf Klargesang. Was sind die Gründe dafür und war das eine bewusste Entscheidung oder eher eine natürliche Entwicklung für euch?
Dem kann ich so nicht zustimmen, es ist keine Stilveränderung. Wir hatten schon immer melodische Vocals, harten Gesang und eingängige Hooks, nur waren wir diesmal noch mehr darauf fokussiert. Eine Stilveränderung wäre es, wenn man Country spielt und als Nächstes dann auf einmal zu rappen anfängt.

trivium3Wie haben denn die Fans und Kritiker darauf reagiert? Gibst du etwas auf deren Meinungen?
Bis jetzt war es großartig. Ich schätze es sehr, wenn sich die Leute hinsetzen und über die Musik nachdenken, die wir spielen. Die Presse ist natürlich wichtig, aber es ist entscheidend, sich nicht nur darauf allein zu konzentrieren. Wir lernten vom ersten Tag an, dass man es nie allen recht machen kann, also sollte man Musik einfach für sich selbst schreiben und glücklich darüber sein, dass man ein Publikum hat, dem es gefällt, was man tut.

Eure Alben unterscheiden sich ziemlich stark voneinander, davon ist auch „Silence In The Snow“ mit seiner melodischeren Herangehensweise keine Ausnahme. Man hört ja oft von Musikern, dass das neue Album härter und besser ist, als das letzte, was einen Zusammenhang suggeriert. Wie stehst du dazu?
Metal und Rock haben ja ihren Ursprung in melodischen Hooks, großen Riffs und einfach den besten Songs. Die meist verkauften Alben in unserem Genre widerlegen dieses Argument bezüglich der Härte mit Leichtigkeit, außerdem sind die Meinungen der Hörer ja immer sehr subjektiv, abhängig vom jeweiligen Geschmack. Heaviness ohne gutes Songwriting ist einfach nicht meins.

Werdet ihr die Screams und die härtere Instrumentalisierung vielleicht auch mal wieder zurückholen oder ist dies auch der Sound, den man sich vom nachfolgenden Album erwarten kann?
Screaming wird immer ein Teil unserer Songwriting-Toolbox sein, also wird dafür vermutlich immer Platz in unserem Sound sein. Wenn es den Songs zuträglich ist, werden wir es wieder einsetzen. Dasselbe gilt für die Riffs und die Musik, je nachdem, wonach der jeweilige Song verlangt und was sich richtig anfühlt.

trivium2Das Intro „Snøfall“ hat Ihsahn (Ex-Emperor) geschrieben. Wie kam es dazu?
Matt ist gut mit Ihsahn befreundet und es war eine Entscheidung in letzter Minute, ein Intro einzubauen. Wir waren gerade beim Mixing und bekamen das Gefühl, das Album bräuchte noch einen ordentlichen Anfang. Matt schlug vor, ihn etwas arrangieren zu lassen und wir mochten die erste Idee, die er hatte. Die beiden arbeiteten ungefähr eine Woche zusammen und das resultierte im filmreifsten Intro, das wir je hatten.

Gibt es noch andere Musiker oder Bands, mit denen ihre gerne zusammenarbeiten würdet?
Darüber haben wir schon mal gesprochen, aber normalerweise schießen wir die Ideen wieder in den Wind. Es ist natürlich immer möglich, aber die Anzahl der Gastauftritte ist bei uns ziemlich gering.

Die Artworks des Albums zeichnen sich durch eine ziemlich kalte, trostlose Herangehensweise aus. Manche Fans zogen sogar Vergleiche zu Agalloch und Black Metal im Allgemeinen. Wie siehst du denn diese Reaktionen?
Unser Ziel für die Musik und die Bilder war es, etwas heraufzubeschwören, das sich sowohl „klassisch“ als auch „modern“ anfühlt. Würde man die Artworks anderer Musik beifügen, würde es ebenso passen, da sie eher Genre-neutral sind, was der entscheidende Punkt war. Ich will, dass die Leute auf dieses weiße Album neugierig werden, sich fragen: „Was bedeutet dieser Totenschädel? Und wer ist diese Band namens TRIVIUM?“ Was die angeht, die uns schon kennen, mag ich es, ihnen zu zeigen, wie Metal-Alben klingen und aussehen können, wenn man ein wenig über den Tellerrand schaut. Es gibt viele tolle Underground-Formationen, die in ihrer Kunst überaus vorausschauend sind, das hat uns wiederum dazu gebracht, ein wenig mehr auf diese Weise zu denken, jedoch auf einem etwas massentauglicheren Level.

Was für ein Konzept steckt hinter den Artworks und Videos?
Wie gesagt, klassisch, aber modern. Die Videos verfolgen eher für sich allein stehende Konzepte, die vielleicht etwas mit den Artworks zu tun haben, vielleicht aber auch nicht. Die drei bisher veröffentlichten Musikvideos haben jedenfalls alle eine unterschiedliche Grundstimmung.trivium1

Kannst du uns etwas über die Texte erzählen?
Bezüglich der Texte wurde dieses Album härter gepusht als alle vorherigen. Ein Riff zu schreiben ist schwer, aber die Lyrics zu schreiben, die richtige Melodie zu finden und an den Song anzupassen sowie das alles auszuführen, ist die größte Herausforderung im gesamten Songwriting. Matt und ich schrieben viele der Texte nochmal um, als wir gerade damit beschäftigt waren, alles aufzunehmen. Die Themen und Geschichten sollten ausdrucksstärker sein, als alles, was wir bisher veröffentlicht hatten. Die härtesten Stellen des Albums findet man eindeutig in den Texten. In der ersten Zeile von „Dead And Gone“ heißt es „I feel I’ll die a forgotten man“, es geht darin nicht nur darum, vergessen zu werden, sondern darum, dass jemandes gesamtes Vermächtnis nicht fortgeführt wird. Dieses Statement bezieht sich jedoch nicht nur auf uns, sondern auf Metal und Rock im Allgemeinen. Dieser Fokus auf das Erzählen einer Geschichte ist für uns eine große Errungenschaft und wir haben gerade erst die Oberfläche von TRIVIUM angekratzt.

„Silence In The Snow“ ist euer erstes Album mit Mat Madiro am Schlagzeug, der ja euer Drum-Tech war, bis er Nick Augusto auf eurer Tour mit Volbeat ersetzte. Gibt es, was das Arbeiten mit den beiden angeht, irgendwelche nennenswerten Unterschiede?
Der größte Unterschied besteht wohl darin, dass Mat einfach ein Teamplayer ist und eine gute Einstellung hat.

Und wird Mat längerfristig ein vollwertiges Bandmitglied oder ist das eher temporär?
Diesbezüglich haben wir noch nichts entschieden. Corey, Matt und ich spielen schon seit über zehn Jahren miteinander, sowas können wir nicht einfach in wenigen Monaten entscheiden.

Letztes Jahr hatte Matt ja Probleme mit seinen Stimmbändern, weshalb einige Shows abgesagt werden mussten. Ist sowas in der Zwischenzeit wieder passiert? Und hat er deswegen seine Gesangstechnik geändert, um so etwas in Zukunft zu vermeiden, oder war das einfach ein einmaliger Unglücksfall?
trivium4Zuerst hat uns das einen Schrecken eingejagt, aber es hat dazu geführt, dass Matt sich zehnfach verbessert hat. Nach der Show hat M. Shadows von Avenged Sevenfold ihm geschrieben und ihn an seinen Gesangs-Coach, Ron Anderson, verwiesen. Nach monatelangem Solo-Training und einigen Gesangsstunden vor dem neuen Album hatte Matt nicht nur seine Stimme gestärkt, er hatte es auch geschafft, Noten zu singen, die er zuvor nicht erreichen konnte, außerdem screamt er jetzt mit einer besseren Technik, die ihn nicht mehr verletzen sollte.

Gibt es eigentlich irgendwelche neueren Bands, die deine Aufmerksamkeit erregt haben? Irgendwelche aktuellen Veröffentlichungen, die dir besonders gefallen?
Ich mag Royal Blood sehr gern. Tolle Rock-Musik und dabei sind das nur ein Bassist und ein Schlagzeuger. Die Truppe, die mit uns auf Tour sind, Wilson, finde ich auch richtig gut.

Nun würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Bitte sage mir deinen ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen:
Emperor: Immer noch der Maßstab für Black Metal.
Donald Trump: Arschloch
Lieblingsmusiker/-band: Iron Maiden und Metallica
Winter: Ich hasse die Kälte.

Also, nochmals danke, dass du uns deine Zeit zur Verfügung gestellt hast. Die letzten Worte sollen dir gehören:
Ein großes Dankeschön an all unsere tollen Fans und vielen Dank für das Interview!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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