Interview mit Willem Verbuyst von Vanderbuyst

VANDERBUYST lassen mit ihrem selbstbetitelten Debut den Old-School-Hardrock gekonnt wiederaufleben. Wir fragten Bandgründer Willem Verbuyst, warum sie gerade diese Musik spielen, wie sie zu ihrem Label kamen und was man sonst noch über den Bandhintergrund und das Album wissen sollte.

Hallo Willem! Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst.
VANDERBUYST sind eine relativ junge Band im Rock-Business. Kannst du uns ein paar Dinge über euch und euren bisherigen Werdegang erzählen?

Wir sind ein niederländisches Power-Trio, das 70s/80s-Hard Rock und frühen NWOBHM spielt. Old School ist hier das Stichwort. Wir begannen 2008 mit einer Drei-Track-EP, die bei den Leuten ziemlich gut angekommen ist. 2009 haben wir angefangen, live zu spielen. Im Frühling 2010 nahmen wir unser erstes Full-Length-Album im Void Studio in Eindhoven, Holland, auf. Das Album wird gerade von Ván Records veröffentlicht und in der Zwischenzeit versuchen wir so viele Shows wie möglich zu spielen.

Ich war anfangs ein wenig vom Bandnamen irritiert und fragte mich, warum die Band nicht einfach „Verbuyst“ genannt wurde. Liege ich richtig damit, dass es eine kleine Huldigung in Richtung Van Halen ist?
Der Name VANDERBUYST wurde von Richard von Powervice ins Spiel gebracht. Und tatsächlich ist es auf Vandenberg und Van Halen bezogen. Was ist an VANDERBUYST so mag ist, dass man genau weiß, welche Musik einen erwartet: Hard Rock. Ich glaube, „Verbuyst“ würde die Sache nicht so eindeutig machen, zumal es das im Grunde nur auf „Ich und eine Band“ reduzieren würde. Zudem ist der Name unseres Schlagzeugers Van Esbroek – in diesem Sinne ist VANDERBUYST also eher eine Kombination unserer Namen.

Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der sie noch nie zuvor gehört hat?
Rock ‚N‘ Roll auf Steroiden. Oder Modern Heavy Rock ohne Heulsusen, dafür aber mit richtigen Instrumenten und Verstärkern!

Die meisten Stimmen zum Album „Vanderbuyst“ sind bislang positiv. Seid ihr von dieser erfreulichen Resonanz überrascht?
Nun, ich habe die Band wachsen sehen. Die Reaktionen auf unsere 2008er-EP waren gut, weswegen ich wusste, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ein paar Monate später, als wir anfingen live aufzutreten, waren die Reaktionen ebenfalls sehr gut. Wir merkten, dass da etwas in der Luft ist und die Leute immer noch auf Old-School-Hard-Rock und -Heavy-Metal stehen. Von meinen Auftritten mit Powervice wusste ich außerdem, dass es da draußen noch einige Old-School-Freaks gibt. Seitdem wir bei Ván Records unter Vertrag sind, geht alles ziemlich schnell. Ein gutes Label ist dazu in der Lage, die richtige Zielgruppe anzusprechen. Es fühlt sich großartig an, auf diese Art und Weise von der Hard Rock- und Metalmenge willkommen geheißen zu werden. Wir hatten einfach Glück, wie ich feststellte, aber das motiviert uns, noch härter zu arbeiten.

Wie kommt es, dass ihr musikalisch gerade die Einflüsse vieler Bands aus den 70ern hochhaltet? Mögt ihr persönlich alle den Old-School-Hardrock?
Ja, das ist, was ich die meiste Zeit des Tages höre. Ich mag Heavy-Musik, die noch nah an ihren Wurzeln ist – die Musik der 70er und 80er hat immer noch etwas authentisches. Das wurde mit späteren Spielarten des Metals immer weniger und existiert bei diesem Emo- und Gothic-Müll gar nicht mehr. Für mich klingen diese Genres gefaked und künstlich. Ich fühle keine Wut, keine Traurigkeit, Angst, Kraft oder etwas derartiges, wenn ich mir dieses Zeug anhöre. Und meiner Meinung nach muss die Musik Emotionen hervorrufen, ansonsten langweilt sie mich nur.

Ihr habt eine sehr interessant arrangierte Coverversion von „Rock Bottom“ von UFO mit auf euer Album genommen. Wieso habt ihr euch gerade für diesen Song entschieden?
Danke! Jochem, Barry und ich mögen diesen Song einfach sehr. UFO ist nicht nur eine tolle Band mit einem der besten Gitarristen überhaupt, der Song „Rock Bottom“ hat außerdem alles, was man sich nur wünschen kann. Er startet mit einem mörderischen Riff. Dramatische Texte ergreifen dich und dann ist da dieses geniale Solo-Spiel. Diese Dinge fassen zusammen, worum es beim Hard Rock geht. Wir spielen diesen Song seit einiger Zeit live und er erschafft jedes Mal dieses Gefühl einer Einheit, als würde der Hard Rock uns alle vereinigen. Außerdem wollten wir damit einer großartigen Band und musikalischen Ära unseren Tribut zollen.

Auf „Vanderbuyst“ finden sich nur sechs eigene Songs. Ohne das UFO-Cover würde die Spielzeit nicht einmal 30 Minuten betragen. Wieso habt ihr so wenig eigenes Material am Start? Veröffentlichungsdruck?
Nein, nicht wirklich – wir haben mehr als genug eigene Songs und haben sogar zwei aufgenommen, die nicht auf der Scheibe sind. Ich persönlich finde aber, dass 40 Minuten für ein Album – speziell ein Debüt – genug sind. Seit es die CD als Medium gibt, kommt es mir vor, als fühlen sich die Bands verpflichtet, 80-minütige Aufnahmen zu machen. Und was haben sie davon? Samples, halbherzige Tracks als Bonus, Hidden-Songs – einen Haufen Zeug, der nichts besser macht. Ich mache lieber ein kurzes, kraftvolles Album als ein ausführliches langweiliges.

Ihr seid nun beim aufstrebenden Label Van unter Vertrag. Wie kam die Zusammenarbeit zu Stande? Ihr habt euch das Label aber nicht etwas wegen des Namens ausgesucht ;-) ?
Haha, nein. Ich kenne Ván Records über The Devil\’s Blood. Ich habe Sveneinige Male getroffen und wusste, dass er ein großartiger Kerl mit einerLeidenschaft für aufrichtige Musik ist. Zuerst dachte ich, dass unsere Musikmöglicherweise nicht obskur genug für dieses Label ist, aber wir haben ihm dennoch eine Kopie unserer Aufnahmen gegeben. Er war gleich davon angetan und meinte, dass er es veröffentlichen wollte.

Seid ihr mit der Arbeit des Labels bislang zufrieden?
Ich glaube, dass Ván Records ein Segen ist – nicht nur für uns, sondern für die abgefuckte Musik-Industrie allgemein. Dieses Label kümmert sich in erster Linie um die Musik und interessiert sich nicht für Trends. Das ist heutzutage einmalig. Es hat uns zu diesem tollen Artwork gebracht und entschied sich, die Vinyl-Version in drei verschiedenen Farben zu veröffentlichen. Solche Sachen machen sie zu einem tollen Partner und außerdem machen sie auch in Sachen Promotion einen exzellenten Job.

Von wem habt ihr euch denn beim Album-Artwork inspirieren lassen? Lizzy Borden? Ratt?
Yeah, es herrscht wirklich ein Hauch von RATT. Wir mögen die Coverartworks der 80er, bei denen Frauen eine wichtige Rolle spielen – wie auf frühen Accept-Scheiben. Ich muss zugeben: Ich fühle mich mehr zu Frauen hingezogen als zu Satan, haha. Wir wollten etwas, das sexy aber nicht zu offensichtlich ist. Beine in Strümpfen sind immer gut. Ich bin wirklich glücklich mit dem Artwork, denn es hat dieses 80er-Feeling, nach dem wir gesucht haben.

Und welchen Song des Albums mögen die Bandmitglieder von VANDERBUYST am liebsten?
Verdammt, das ist eine schwere Frage. Wir mögen natürlich alle Tracks,ansonsten hätten wir sie logischerweise nicht aufgenommen. Es kommt wirklich auf die aktuelle Stimmung an, würde ich sagen. Zur Zeit mag ich „From Pillar To Post“ am meisten, weil das Ende viele Improvisationen beinhaltet und vor allem live ist es immer eine Überraschung zu sehen, wohin uns das Ende führt. Jochem steht auf „To Last Forever“ und Barry auf „Rock Bottom“, weil er sich dort mit einem Drum-Solo austoben kann.

Ich habe gelesen, dass ihre eine sehr umtriebige Live-Band seid und teilweise zwei Gigs an einem Tag spielt. Ihr fühlt euch wohl auf der Bühne ziemlich wohl?
Auf der Bühne fühle ich mich Zuhause. Das ist der einzige Ort, an dem ichmeinen Verstand ausschalten und mich ganz von der Musik aufsaugen lassen kann. Dieser Moment dort ist eine Konzentration von Energie, die mit dem Publikum interagiert – das ist etwas Besonderes. Ich bin froh, dass Jochem und Barry auch so darauf stehen, live zu spielen. Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag auftreten und wir spielen überall gerne. Egal ob auf Feiern von Biker-Clubs, in Schwulenbars, dunklen Metal-Kneipen – überall!

Wann kann man euch denn in Deutschland in nächster Zeit live erleben?
Für die aktuellsten Infos schaut ihr am besten auf www.vanderbuyst.com. Es kommt mir so vor, als würde jeden Tag eine neue Show in die Liste aufgenommen werden. Ich glaube, wir spielen im März in Köln. Zur Zeit konzentrieren wir uns auf Holland, aber im Frühling 2011 werden wir noch mehr in Deutschland spielen. Wir spielen außerdem auf ein paar deutschen Festivals und ich weiß, dass das immer etwas Besonderes ist – unglaublich, wir ihr Leute feiert! Es macht keinen Unterschied, ob es dabei 11:00 Uhr morgens oder in der Nacht ist: Ihr habt immer Bier und seid immer wild!

Und im Vorprogramm welcher Band würdet ihr gerne einmal auftreten?
Es ist offensichtlich, dass ich hier Bands wie Judas Priest, UFO oder Y&Tnennen muss. Aber ich würde lieber im Vorprogramm einer Modern Metal-Band spielen und diese Emo- und Gothic-Pfeifen von der Bühne blasen und das Publikum erkennen lassen, dass Old School das Wahre ist!

Wie wichtig ist das Medium Internet für die Band? Seht ihr es eher als Segen, weil man durch Plattformen wie Myspace den Bekanntheitsgrad einer Band schnell und ohne großen finanziellen Aufwand steigern kann, oder mehr als Fluch wegen des illegalen Filesharing?
Das Internet ist gut dafür, um in Kontakt mit deinen Fans zu kommen, aber ansonsten interessiert es mich nicht sehr. Ich verbreite unseren Namen lieber live von Bühne zu Bühne und bringe die Leute dadurch dazu, über uns zu reden. Möglicherweise kann man unser Album auch schon runterladen, aber die Menge vor der Bühne steht auf echte CDs und Vinyl. Internet-Downloads können dir keine nette Gatefold mit schwarzen, lila oder transparenten Vinyl bieten, wie Ván Records das tun.

Die Abschlussfrage: arbeitet ihr vielleicht schon an Songmaterial für euer zweites Album?
Ja, wir haben schon ein paar neue Tracks. Wir proben zwei Tage die Woche mit VANDERBUYST, wenn wir Shows spielen. Am einen Tag proben wir die Songs, die wir schon haben, am anderen arbeiten wir an neuem Material. Es wäre cool, eine neue Scheibe nach dem Sommer des kommenden Jahres aufzunehmen. Oder eine Split-EP mit einer anderen jungen Old School-Band, das wäre auch stark. Aber zuerst wollen wir dieses Album promoten, in dem wir so viel wie möglich live spielen!

Zuguterletzt möchte ich mit dir noch unser traditionellesMetal1.info-Wortspiel machen. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffenein:
HipHop: Ein schlaffer Schwanz!
Death Metal: Polluted Inheritance. Ich erinnere mich daran, dass ich diese lokale Band als kleines Kind gesehen habe und sehr von ihrem brutalen Sound beeindruckt war.
Accept: Brennende Flying Vs – wir alle mögen Accept sehr, das ist eine großartige Band.
Dimmu Borgir: Alice Cooper
Fußball-Weltmeisterschaft: Falsches Finale, es hätte Deutschland-Holland (0:3) sein sollen, haha.
Monarchie: So 19. Jahrhundert
Metal1.info: Metal1.Brainstorming, da steh ich drauf!

Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Zuerst möchte ich mich bei Metal1.info für dieses Interview bedanken.Außerdem hoffe ich, all die Metalheads da draußen bei einer unserer Shows zu sehen, damit wir zu guter, authentischer Musik zusammen Headbangen und danach ein paar Biere trinken können.

Keep it bangin‘!

Geschrieben am von Metal1.info

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