Interview mit Willem Verbuyst von Vanderbuyst

Gerade ein Jahr nach dem erfolgreichen Debutalbum veröffentlichen die niederländischen Old-School-Hardrocker VANDERBUYST das zweite Werk „In Dutch“. Wir nahmen dies als Anlass, uns erneut mit Bandkopf Willem Verbuyst zu unterhalten und hinterfragten den kurzen Abstand zwischen den Veröffentlichungen sowie den Zeitaspekt und brachten in Erfahrung, was es sonst noch Wissenswertes über das neue Album gibt

Hey Willem, es ist erst ein Jahr her, als wir uns das letzte Mal unterhalten haben. Wie lief es für dich und die Band in den letzten zwölf Monaten?
Hi Steffen, ich freue mich, erneut mit dir zu sprechen. Das letzte Jahr war wirklich großartig! Seit unserem Debüt im Oktober 2010 sind eine Menge toller Dinge passiert. Wir waren mit Saxon auf Tour und haben viele große Festivals wie das Rock Hard in Deutschland und das Metal Camp in Slowenien gespielt. Es ging von einem Highlight zum nächsten, wir sind richtige Glückspilze.

Ihr bringt überraschend schnell euer zweites Album heraus. Gibt es besondere Gründe für diese Entscheidung? Seht ihr diese „Release-Wut“ als Möglichkeit, um dauerhaft im Blickfeld der Hardrock-Freunde zu bleiben?
Nein, nicht wirklich. Ich glaube, Hard Rock-Fans haben kein Interesse an Hypes. Sie bleiben einfach in Verbindung mit der Musik. Uns gefällt aber die Tradition, häufig Alben zu veröffentlichen, wie in den guten alten Zeiten. Außerdem spielen wir sehr viele Shows und wir bekommen immer mehr Zeit auf der Bühne, da ist es dann auch gut, mehr Material in der Hinterhand zu haben.

Ich nehme an, ihr wart viel mit Gigs und Touren beschäftigt und habt bestimmt auch noch ein Leben neben der Musik. Wann hattet ihr den Zeit, Songs zu komponieren?
Mir wurde gesagt, dass wir in den letzten elf Monaten 110 Gigs gespielt haben. Abgesehen davon haben wir alle noch Halbtagsjobs, man kann also sagen, dass wir wirklich überaus beschäftigt sind. Da bleibt nicht viel Zeit für Anderes, aber die Inspiration für neue Lieder kommt von ganz alleine. Schwierig ist es nur, die Zeit zu finden, diese Ideen auch auszuarbeiten und zu proben. Ich komme gerade frisch aus dem Urlaub zurück, meine Gitarre war auch dabei und so habe ich schon wieder neues Material für das dritte Album im Gepäck.

Wer ist in der Band der Hauptverantwortliche für das Songwriting?
Bei beiden Alben hatte ich den Löwenanteil am Songwriting. Auf „In Dutch“ hat Jochem die Musik zu „Reap The Fields“ und die Texte zu „Leaving The Living“ geschrieben. Barry hat auch einen Songtext verfasst, das Stück hat es dann aber nicht auf das Album geschafft. Die meiste Zeit über produzieren wie zu Hause Demos, im Proberaum entwickeln die sich dann zu den fertigen Nummern.

Gibt es schon ein paar Resonanzen zu „In Dutch“?
Oh ja, und das war wirklich sehr hilfreich! Wir sind sehr zufrieden, dass die Leute unser neues Album mögen und freuen uns, dass das, was wir machen, so angenommen wird. Ich persönlich finde, dass es roher als unser Debüt ist und sich das Songwriting weiterentwickelt hat. Das Album ist außerdem abwechslungsreicher, und wie man sieht, haben die Leute alle unterschiedliche Lieblingslieder. Ich denke, das ist was Gutes.

Warum habt ihr euch für diesen Albumtitel entschieden? Das Album selbst ist jedenfalls nicht „In Dutch“, also auf holländisch, das ist sicher ;)
Haha, das stimmt. Da wir eine niederländische Band sind haben wir nach einem Titel mit Verbindung zu den Niederlanden gesucht, aber ebenso nach etwas, das in Verbindung mit den Songs steht. „In Dutch“ bedeutet, dass man Ärger hat oder in Ungnade gefallen ist und alle Lyrics zielen auf dieses Thema ab. In jedem Song findest du jemanden, der „In Dutch“ ist.

Kannst du uns noch etwas mehr über den Inhalt der Songs erzählen?
Wie gesagt, es geht immer um das “In Dutch”-Thema. In „Black And Blue“ und „KGB“ steckt ein Mädchen in Problemen. In „Anarchistic Storm” ist die Welt im Chaos versunken. “Where’s That Devil“ behandelt die alte Blues-Geschichte, wenn man an einer Kreuzung und vor einer Entscheidung steht. „Leaving The Living“ dreht sich um den Moment, in dem du stirbst.

Meinem Empfinden nach habt ihr die 70er Jahre diesmal nicht so stark in euren Sound einfließen lassen. Es ist eher der Hard Rock der 80er Jahre, der die Hauptrolle bei „In Dutch“ spielt. Sehe ich das richtig und wie könnte das in Zukunft aussehen?
Vielleicht hast du recht. Wenn du als Beispiel “The Fire” nimmst, dann ist das definitive mehr 80er als 70er Hard Rock. Darüber philosophieren wir aber nicht wirklich, wir spielen die Lieder einfach so, wie wir denken, dass sie klingen sollten. Als wir als Band angefangen haben, wollten wir 80er Hard Rock spielen, haben dann aber schnell gemerkt, dass man diese Musik nicht ohne einige 70er Jahre-Einflüsse machen kann. Das UFO-Cover war unser Tribut an diese Zeit. Es kann sein, dass wir auf dem neuen Album mehr die Band sind, die wir sein wollten, als wir anfangen haben. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird? Carpe diem!

“Vanderbuyst” hat viele positive Kritiken bekommen. Glaubst du, „In Dutch“ wird genauso gut oder sogar noch besser abschneiden?
Ich persönlich denke, dass das Album besser ist. Zum einen ist unser Songwriting besser geworden, außerdem sind wir alle bessere Musiker geworden. Dieses Jahr haben wir schon viele Shows gespielt und ich denke, das kann man auch hören. Wir haben den Bass, die Gitarren und das Schlagzeug live im Studio aufgenommen und das ist wirklich keine einfache Arbeit. Aber auf diesem Weg klingt das Album sehr dynamisch und hat dasselbe Livefeeling, das wir auch auf der Bühne vermitteln wollen. Wir glauben, dass das ein cooles Statement ist. Außerdem ist das Album ziemlich roh, durch die Songstrukturen ist es aber auch einfach zu hören.

Mein Lieblingslied auf “In Dutch” ist “Leaving The Living”. Welche Songs mögt ihr selbst am liebsten?
“Leaving The Living” ist auf jeden Fall auch einer unserer Favoriten, wir mögen den Metal in diesem Song. Es ist einer der Tracks, die wir bisher noch nicht im Repertoire hatten und eine schöne Ergänzung zu unserem Liveset ist. Ich mag auch „Into The Fire“ sehr gerne, es ist sehr melodisch, aber trotzdem noch Hard Rock. Das haben wir auch live schon ein paar Mal gespielt und die Leute haben gut darauf reagiert.

Ich kann mich noch gut an das RATT-artige Retro-Coverartwork vom Debütalbum erinnern. Das neue Artwork ist recht schwer zu interpretieren, irgendwie erinnert es mich an eine Szene aus „Der Exorzist“ oder einem ähnlichen okkulten Film. Was soll es bedeuten und warum habt ihr euch gerade für dieses entschieden?
Für mich ist das Artwork auch eine Art Rätsel, aber auf keinen Fall ist es auf eine Art und Weise okkult gemeint. Offensichtlich wollten wir wieder etwas mit einem Mädl drauf. Wir Wir mögen das, weil da eine schöne Abwechslung zu all den bösen, finsteren Albumcovern ist. Uns gefällt auch die Idee, die Geschichte herauszufinden, die in dem Bild erzählt wird, aber irgendwie kann man es nicht. Wir lieben das „Animal Magnetism“-Cover von den Scorpions, hier sieht man auch Dinge, die schwer zu interpretieren sind. Thomas und Milena haben das Artwork gemacht und ich denke, sie haben einen großartigen Job geleistet. Sie haben eine Menge Elemente im Cover versteckt. Einige beziehen sich auf die Lyrics, einige auf die Band und einige auf ganz andere Dinge. Wie auch immer, jedes Mal, wenn ich mir das Cover ansehe, entdecke ich wieder etwas Neues, was ich bisher nicht gesehen habe. Genau das, was wir wollten!

Wie beim letzten Album haben wir auch hier wieder eine sehr kurze Laufzeit, „In Dutch“ geht nur 36 Minuten lang. Werdet ihr das so beibehalten?
Ich weiß nicht, aber wir mögen kurze und dafür kraftvolle Alben. Und wenn du jedes Jahr ein Album veröffentlichst, sehe ich nichts Falsches daran.

“In Dutch” wird ebenfalls als Vinyl-LP erscheinen. Das ist zwar mächtig retro, aber macht es im heutigen digitalen Zeitalter noch Sinn?
Weißt du, es gibt viele Menschen, die immer noch auf Vinyl stehen. Und ich weiß, dass sich viele Leute unser erstes Album als Vinyl gekauft haben. Ich selbst bevorzuge auch Vinyl, es hat einfach was, das eine CD nicht hat. Der Sound ist mächtiger, und ich habe lieber eine Gatefold in meiner Hand als eines dieser kleinen CD-Booklets, wenn ich die Musik höre. Unsere Alben gibt es nicht nur auf Vinyl, weil es Retro ist. Ich wage nicht zu behaupten, Vinyl wäre zeitlos, aber Hard Rock und alle andere gute Musik geht Hand in Hand mit Vinyl.

Welchen musikalischen Hintergrund haben die Vanderbuyst-Mitglieder? Habt ihr schon in anderen Bands gespielt?
Wir haben verschiedene musikalische Hintergründe, aber im Grunde mag jeder von uns verschiedene Stile, solange die Musik von Herzen kommt. Unsere Liebe und Begeisterung zum Hard Rock ist jedenfalls das, was uns vereint. Und nein, wir haben nicht die Zeit, in anderen Bands zu spielen. Und um ehrlich zu sein, vermisse ich da auch gar nicht, VANDERBUYST hat nämlich alles, was ich von einer Band erwarte. Ich habe außerdem auch festgestellt, dass es sich weitaus mehr lohnt, sich auf eine Band zu fokussieren anstatt an mehreren Projekten mitzuwirken.

Werdet ihr mit eurer aktuellen Tour auch nach Deutschland kommen?
Ja, ich freue mich schon darauf, dass wir in den kommenden Monaten viel in Deutschland sein werden. Am 4. November spielen wir in Hamburg und am 5. sind wir in Berlin, das sind unsere beiden Release-Shows in Deutschland. Im Januar werden wir zusammen mit Grand Magus, Bullet und Skullfist auf Tour gehen und dabei sechs Konzerte in Deutschland spielen. Die Leute haben also definitiv die Möglichkeit, uns live zu sehen und im Sommer werden wir natürlich auch bei einigen eurer großartigen Festivals sein.

Am Ende des Interviews möchte ich gerne unser Metal1-Brainstorming mit dir machen. Was fällt dir ein zu…

Ronnie James Dio: The Last In Line
Treibhauseffekt: Tierwelt
Eurokrise: Geld, Geld, Geld, es ist die Welt des reichen Mannes
Facebook: Nichts für mich
Metal1.info: A ball of fire
Kebap: Falafel
Vanderbuyst 2020: Aufnahmen auf den Bahamas

Falls ihr unseren Lesern noch abschließende Gedanken auf den Weg geben wollt, dann raus damit!
Ich hoffe, euere Leser werden sich unser neues Album anhören. Es wäre schön, sie auf einem unserer deutschen Release-Konzerte sehen zu können. Kommt zu uns zu dieser großartigen Party!

Vielen Dank für das Interview, Willem. Mal sehen, ob wir uns nicht in einem Jahr schon wieder sprechen ;)
Haha, ja, wer weiß. Das würde mir gefallen, wir werdens versuchen. Steffen, ich danke dir vielmals. Keep it heavy at Metal1!

Geschrieben am von Metal1.info

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