Wie etliche andere gehören auch WITCH CROSS zu den Bands, die nur ursprünglich nur vergleichsweise kurz aktiv waren, in dieser Zeit aber – zumindest im Underground – bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. 1982 erstmals unter ihrem jetzigen Namen in Erscheinung getreten veröffentlichten die Dänen zwei Jahre später mit „Fit For Fight“ ihr lange Zeit einziges Album, das bis heute als Szene-Geheimtipp gilt. Nochmal zwei Jahre später löste sich die Truppe auf und es sollte bis 2011 dauern, dass WITCH CROSS wieder ein Lebenszeichen aussenden. Weil die Band mit „Angel Of Death“ nun ihr zweites Album seit Reunion veröffentlicht, baten wir Gitarrist Mike Koch zum Gespräch.
Hi Mike und vielen Dank für dieses Interview! WITCH CROSS fanden 2011 wieder zusammen – 25 Jahre nach ihrer Auflösung 1986. Was bedeutet es, eine Band nach zweieinhalb Jahrzehnten wieder zu reaktivieren? Sind viele eurer Fans von damals noch dabei?
Als wir wieder angefangen haben, gab es eine Menge Chaos und Durcheinander und wir konnten nicht wirklich absehen, wie die Leute darauf reagieren würden, wenn wir nach so vielen Jahren wieder live auftreten. Inzwischen waren schließlich nur noch drei Gründungsmitglieder dabei und es gab einen neuen Gitarristen und Sänger. Vor unserem Auftritt auf dem „Keep It True“ 2012 gab es genau eine Probe. Das Konzert war aber großartig und die Atmosphäre war unglaublich, weil die Leute sogar bei unseren Songs mitgesungen haben. Nach der Show haben wir uns mit ihnen unterhalten und festgestellt, dass das ein völlig neues Publikum ist, bei dem nur eine Handvoll Leute dabei ist, die uns noch aus den 80ern kennen. Nach diesem Festival war uns klar, dass wir weiter Konzerte spielen würden.
Seit der Veröffentlichung eurer letzten Platte „Axe To Grind“ sind acht Jahre vergangen – was hat sich seither bei euch getan?
Die Fertigstellung des neuen Albums hat ziemlich lange gedauert. Erst hatte Paul (Martin, Gitarre, Anm. d. Red.) einen fiesen Unfall, nach dem er lange Zeit nicht laufen konnte, und dann kamen Familienangelegenheiten dazwischen. Zudem haben wir jetzt einen neuen Schlagzeuger und wir wollten sicher sein, dass er sich gut in die Band eingefunden hat, ehe wir ins Studio gehen. Und dann ist ja diese Covid-Scheiße passiert. Viele Leute wissen nicht, dass die Mitglieder dieser Band aus vier verschiedenen Ländern kommen, was das Proben und Aufnehmen schwierig gestaltet, um es milde auszudrücken. Wir haben aber das Glück, dass uns sehr viele großartige Menschen helfen. Jetzt haben wir auch einen guten Weg gefunden, wie wir in Zukunft weitermachen werden, weshalb das nächste Album lange nicht so schwierig wird wie dieses.
Mit „Angel Of Death“ wird in Kürze euer neues Album erscheinen. Was müssen wir darüber wissen?
Wir sind sehr stolz auf diese Platte und hoffen sehr, dass sie den Leuten gefallen wird, da sie sich doch sehr stark von „Fit For Fight“ unterscheidet. Sie ist deutlich düsterer und härter als unser vorheriges Album, aber als Band haben wir das Gefühl, dass dies die richtige Richtung für uns ist.
Siehst du noch weitere Unterschiede – oder Ähnlichkeiten – zu „Axe To Grind“?
Wie gesagt fällt das Album deutlich düsterer und härter aus. Da wir auch einen neuen Schlagzeuger haben, rockt es auch mehr. Kev‘s (Moore, Gesang, Amn. d. Red.) Gesang funktioniert in dieses Songs wirklich gut und wir setzen diesmal mehr Hintergrundgesang und akustische Gitarren ein. Die Musik fühlt sich jetzt also deutlich anders an, aber vielleicht hören die Leute ja doch noch hier und da etwas vom klassischen WITCH-CROSS-Sound heraus.
Wie liefen das Songwriting und die Aufnahmen zu „Angel Of Death“ ab?
Genauso wie auch beim vorherigen Album. Ich sende den anderen Musikern grundlegende Demoversionen und sie arbeiten dann damit und schicken ihre Ideen sowie neue Songs zurück an mich. Ich arbeite die Songs dann in London in meinem Studio aus, damit wir in Kopenhagen das Schlagzeug aufnehmen können. In London kommen dann Gitarren und Gesang dazu und alles bekommt den letzten Schliff, damit wir es für Mix und Mastering abschicken können. Wir sind also nie alle im gleichen Studio, aber es funktioniert.
“Angel Of Death“ wird über High Roller Records erscheinen. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir lieben es, mit High Roller Records zu arbeiten! Sie haben bereits eine Neuauflage von „Fit For Fight“ sowie eine Demo-Compilation („Fighting Back“) herausgebracht und auch unser letztes Studioalbum „Axe To Grind“ wird bei ihnen neu erscheinen. Wir sind also sehr zufrieden damit, dass wir für dieses Album bei ihnen sind, weil wir wissen, dass es in guten Händen ist.
Mit Jesper Haugaard habt ihr 2016 einen neuen Schlagzeuger rekrutiert. Wie kam es dazu?
Wir brauchten etwas frisches Blut in der Band und unser damaliger Drummer war sehr in seinem Job eingespannt. Wir haben also ein paar Leute zum Vorspielen eingeladen und uns dann für Jesper entschieden. Besonders auf dem neuen Album macht sich der Unterschied stark bemerkbar, weil er da in Topform ist.
WITCH CROSS waren bereits während ihrer ersten Hochphase in den 80ern Teil der Metalszene. Wie seht ihr die Szene heute?
Die heutige Metalszene muss für junge Bands hart sein, weil Gruppen wie wir noch immer so viel Aufmerksamkeit bekommen. Einige neuere Bands sind aber ziemlich erfolgreich, was wirklich großartig ist. Wir haben in deutlich mehr Ländern und generell deutlich mehr Konzerte als die ursprüngliche Band gespielt, also werden wir uns nicht beschweren. Live zu spielen ist das, was uns antreibt.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, aber der Unterhaltungssektor scheint besonders hart getroffen. Wie geht es euch nach einem Jahr damit?
Tja, wir haben einfach die Veröffentlichung des Albums nach hinten verschoben und uns mehr Zeit für das Artwork und das Mixing und Mastering genommen. Zudem schreiben wir bereits neue Songs, um für den nächsten Schritt bereit zu sein. Es gelang uns auch, ein Video für den Song „Phoenix Fire“ zu drehen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Jetzt können wir hoffentlich im nächsten Jahr wieder auf Tour.
Macht ihr bereits Tourpläne für die Zeit nach der Pandemie und werden wir euch in Deutschland sehen können?
Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall nach Deutschland kommen. 2022 wird das Jahr sein, in dem wir wieder auf Tour gehen. Wir werden auch versuchen, im weiteren Verlauf dieses Jahres noch ein paar Konzerte zu spielen, aber weil jetzt so viele Bands wieder auf die Bühne wollen, ist es schwierig, Clubs zu finden, die noch Termine frei haben.
Lass uns zum Abschluss noch etwas Brainstorming betreibe. Was fällt dir spontan zu den folgenden Begriffen ein?
Old School: Besser als New School.
Sommerfestivals: Muskelrock und Metal Magic.
Lockdown: Deprimierend, aber inspirierend.
Fit For Fight: Gute alte Zeit.
Angel Witch: Meine liebste NWOBHM-Band.
WITCH CROSS in zehn Jahren: Drei aufeinander folgende ausverkaufte Konzerte im Madison Square Garden mit Iron Maiden als Support.
Noch einmal vielen Dank für deine Zeit! Möchtest du noch ein paar abschließende Worte sprechen?
Vielen Dank für dieses Interview. Wir lieben den Kontakt zu unseren Fans und wir können es kaum erwarten, 2022 neue Metal-Freunde zu finden!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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