Interview mit Helge und Mexx von Wolves Den

Auf ihrem Debütalbum „Deus Vult“ zelebrieren WOLVES DEN um den ehemaligen Equilibrium-Vokalisten Helge Stang atmosphärischen und epischen Black Metal, der auch deutlich macht, was die Band vom Thema Religionen hält – über dieses Thema, aber auch das Album an sich und einen kommenden Nachfolger haben wir uns mit Helge sowie Gitarrist Mexx unterhalten.

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Warum WOLVES DEN? Wo kommt der Name her, was sagt er aus?
M.: Gar nicht so einfach, im 21. Jahrhundert noch einen Namen zu finden, der noch nicht da war und der trotzdem geil ist. Wir hatten zu unserer Gründung ganz klassisch eine Liste mit Namensvorschlägen gemacht. Am Ende hatten wir das auf drei Vorschläge eingedampft – leider sagte uns Google, dass es Slayer und Mayhem schon gab, darum haben wir uns dann für WOLVES DEN entschieden. Mir gefallen die Bilder, die in den Kopf kommen, wenn ich den Begriff höre, es passt sehr gut zum Metal-Lifestyle und zu der rohen Mucke.

Einige von euch waren vor WOLVES DEN ja bei anderen Bands tätig, Helge etwa bei Equilibrium. Inwiefern hat das Einfluss auf euer jetziges Schaffen?
H.: Tja, was soll ich sagen? Wir haben alle unser Handwerk in diversen Bands gelernt, so freilich auch ich. Und wir haben alle genug Erfahrung gesammelt, um jetzt sagen zu können: „Da soll die Reise hingehen, nicht dort hin. Und so, so, oder so machen wir das jetzt.“ Ergo sind wir in manchen Punkten sehr diszipliniert: wenn um Acht Abfahrt ist, dann sitzen alle um Viertel vor im vollgeladenen Bus.

Man braucht nicht lange, um euer blasphemisches, religionsablehnendes Konzept zu erkennen. Gab es dafür konkrete Auslöser, oder ist das einfach eine Grundhaltung, die ihr musikalisch zum Ausdruck bringen wollt?

M.:Es ist eine Grundhaltung. Antireligiöses Denken ist im Kopf fest verankert, es ist zwar nicht das erste an das ich denke wenn ich aufstehe, aber ein fester Bestandteil meines Wesens und spiegelt sich daher auch in der Kunst wider. Aber mal ehrlich: Man trägt als Metalband, die sich gegen Religionen positioniert, natürlich Eulen nach Athen und erfüllt ja auch eher die Erwartungshaltung der Leute, als dass man damit jemandem auf die Füße tritt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ein gepfählter Jesus einfach geil ist, so. Ich bin da vielleicht bischen altmodisch, aber Feuer, antireligiöse beziehungsweise okkulte Symbolik, Blut, all das gehört für mich in gewissem Grad zum Metal.

Mit „Deus Vult“ habt ihr euer Debütalbum veröffentlicht – in Eigenregie. Worin seht ihr die Vor- und Nachteile, ohne ein Label zu veröffentlichen?

M.: Wir hatten bisher noch kein Angebot, das uns gepasst hätte, daher war das bisher noch kein Thema für uns. Aktuell genießen wir einfach die Freiheit, das Ding komplett so zu formen, wie es uns paßt.

Welche Kriterien müsste ein Label denn erfüllen, damit ihr einen Vertrag unterschreiben würdet?
H.: Das müsste auch in dem dir vorliegenden Infoschreiben stehen: „Ne Schubkarre voll Geld“. Falls das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein sollte, dann wären wir auch mit einem fairen Vertrag zufrieden.

Gehen wir genauer auf „Deus Vult“ ein. Seid ihr vollauf zufrieden mit dem Endergebnis, oder würdet ihr rückblickend betrachtet noch Änderungen vornehmen wollen?
H.: Ich find’s geil. Wenn man so ne CD aus dem Boden gestampft hat, dann darf man sich Wolves Denauch daran erfreuen.
M.: Ich denke man findet rückblickend immer Details, die man anders hätte machen können. Aber soweit sind wir denke ich alle zufrieden. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass wir die Scheibe wirklich in Rekordzeit eingespielt hatten, da wir einen selbst auferlegten Releasetermin halten wollten. Gerade wenn du als neue Band ankommst hast du natürlich freie Wahl darüber, wie lange du dir für den ersten Release Zeit lässt. Du kannst dir theoretisch Zehn Jahre Zeit lassen und ein absolut perfektes Ding abliefern, da du ja keinen Druck hast. Wir hatten uns aber dafür entschieden, das Ganze straff durchzuziehen – immerhin sind wir ja auch schon alte Säcke und haben keine Zeit mehr zu verlieren (außer unser Manu…).

Wenn ihr das Thema Menschheit und ihre Religionen betrachtet, meint ihr dann, dass sich immer mehr Menschen von religiösen Dogmen lösen, oder klammert sich die Allgemeinheit immer stärker daran? Und in Bezug auf das Album: Ist „Deus Vult“ dann eher ein Sprachrohr für die, die Religionen ablehnen, oder ein Holzhammer für jene, die aufwachen sollten?
M.:Ich denke, das sollte man eher einen Religionswissenschaftler fragen, nicht unbedingt eine Metalband, wir sind da keine Experten. Aber das kommt wohl auf den Kulturkreis an, das kann man pauschal nicht sagen. Hängt von der Region ab und davon, um welchen der großen Alten es geht. Ich glaube in den Köpfen der jeweiligen hiesigen Kultisten ist Allah wieder stramm auf dem Vormarsch. Jehova ist hierzulande eher ausgelutscht, Odin völlig im Hintertreffen, denke ich. Was uns betrifft persönlich – Unser Meister wird bald erwachen und dann seid ihr alle verloren. Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn!! Was das Album Deus Vult angeht: Weder noch. Dinge wie religiöser Wahn, Krieg und Grausamkeit sind ein – zugegebenermaßen bedauerlicher – Teil des Menschen und wir nehmen uns das halt zum Thema. Aber es ist nur insoweit „Kritik“ daran wie beispielsweise „Angel Of Death“ Kritik am Holocaust ist.

Einer meiner absoluten Favoriten des Albums ist „Dysterborn“. Zunächst einmal, was genau meint der Begriff und warum habt ihr ihn als Titel gewählt?

H.: „Born“ steht freilich für Brunnen. „Dyster“ kannst du für „Düster“ nehmen – damit wäre die Grundbedeutung klar. Das Ypsilon ist noch dem Arbeitstitel des Songs geschuldet, welcher hier keine Rolle spielen soll. Außerdem macht es das Schreiben auf einer QUERTY-Tastatur leichter. Der Name und die Idee zu dem Text kam mir eigentlich schon 2007, als ich beruflich an der Ostsee unterwegs war. Ein Winter am Meer kann sehr inspirierend sein. Dann lag es ein paar Jahre in der Schublade, da es bei Equilibrium aus offensichtlichen Gründen keine Verwendung finden sollte. Naja, und dann schrieben wir diesen Song und mir war klar: Arsch auf Eimer.

Ich finde das textliche Konzept des Songs, bei dem eine Sache durch etwas ihr zugrunde Liegendes oder ihm Folgendes ergänzt wird, sehr interessant. Was ist die Botschaft dieses Textes, vielleicht auch im Albumkontext gesehen?
H.: Ich mag es nicht, meine Texte selber zu interpretieren. Sonst würde ich ja gleich eine Synopsis zum Song vorlesen. Sagen wir einfach, der Song handelt von ohnmächtiger Wut und später Rache. Oder einfach ausgedrückt: wer in den Wind pisst, bekommt nasse Schuhe. Formal ist Dysterborn halt schon eine Herausforderung gewesen. Ich hatte diese Idee und wollte unbedingt eine Story beziehungsweise eine Situation damit beschreiben. War sehr mühsam zu lernen.

Generell wirken die Lyrics des Albums sehr durchdacht. Woher nehmt ihr eure Inspritation für die Texte?

H.: Danke. Meistens hab ich mir sogar was dabei gedacht! (lacht) Spezielle Quellen der Inspiration gibt es eigentlich nicht. Ich lese sehr viel (nicht auf dem Handy) und denke über Dies und Das nach. Der Rest kommt dann meist von ganz alleine. Man muss nur zuhören.

Wolves Den

Was macht „Deus Vult“ als Album in erster Linie aus? Was kann sich der Hörer davon versprechen, wenn er sich das Album zulegt?
H.: Mei, ist halt ’n geiles Album. Und was kann man sich von sowas versprechen? „Good fucking music“ würde ich sagen. Das klappt ja nicht bei jeder CD…

Gibt es denn schon Ideen für einen Nachfolger? Wenn ja, mögt ihr uns vielleicht etwas neugierig darauf machen, was wir davon erwarten können?
H.: Ja, der Nachfolger ist in Arbeit. Es geht in die gleiche Richtung, keine spontane Verwirrung. Wir mögen, was wir tun, also machen wir damit weiter.

Damit wären wir am Ende. Ich bedanke mich nochmal vielmals für die Antworten und möchte das Interview gerne mit unserem Metal1-Brainstorming ausklingen lassen. Was fällt euch zu diesen Begriffen ein?
Nordische Mythologie: …ist auch nur eine von vielen.
Skandinavien: 23 Euro für 0,5 Liter Bier in ’nem Pub während dem Inferno.
Nightwish: Gibt’s die noch?
Kommendes Equilibrium-Album: seufz…
Moshpits: Sehen gut von oben aus.

Die letzten Worte gehören euch. Gibt es etwas, das ihr euren Hörern und unseren Lesern noch mitteilen möchtet?
M.: Satan.

Publiziert am von Pascal Weber

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