Konzertbericht: Alter Bridge w/ Shinedown, The Raven Age

27.11.2019 München, Zenith

Bei einem Tour-Package wie diesem dürfte so manchem Rock-Fan kurz das Herz stehen geblieben sein. Nicht nur das ALTER BRIDGE nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder in München spielen, die Truppe um Myles Kennedy und Mark Tremonti hat als Support auch noch niemand Geringeren als SHINEDOWN im Gepäck. Da verwundert es nicht, dass der Platz vor dem Münchner Zenith schon weit vor Einlass gut gefüllt ist.

Den Abend eröffnen dürfen aber THE RAVEN AGE, die ein paar Minuten zu früh um kurz vor 19 Uhr die Bühne entern. Die Band um George Harris wird wohl immer „Die Band des Sohnes des Bassisten von Iron Maiden“ bleiben, liefert aber leider auch immer noch zu belanglosen modernen Rock/Metalcore ab, um einen eigenständigeren Status zu erlangen. Der ziemlich maue Sound hilft auch nicht gerade, diesen Auftritt besser zu machen. Die Jungs verstehen ihr Handwerk, haben mit Songs wie „Betrayal Of The Mind“ oder „Surrogate“ durchaus druckvolle Nummern am Start, agieren aber einfach zu gleichförmig im Songwriting und in der Live-Performance. So bleibt von der Show nicht viel mehr hängen, als das sie grundsolide war. Schade.

  1. Betrayal Of The Mind
  2. Surrogate
  3. The Day The World Stood Still
  4. Fleur De Lis
  5. The Face That Launched A Thousand Ships
  6. Seventh Heaven
  7. Angel In Disgrace

Mit SHINEDOWN folgt nun eine Support-Band, die für diesen Posten eigentlich viel zu überqualifiziert ist. In ihrer Heimat mindestens genauso groß wie der heutige Headliner, genießen die Rocker auch bei uns einen mehr als guten Ruf. Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb SHINEDOWN nicht mit einer verkleinerten Bühne vorlieb nehmen müssen, sondern die komplette Größe inklusive genialer Lichtshow in Anspruch nehmen dürfen. Sobald die stilvoll in schwarz und gelb gekleideten Jungs mit „Devil“ in ihr Set starten, steigt die Stimmung deutlich an. Betrachtet man die hohe Anzahl an SHINEDOWN-Shirts im Publikum, scheinen viele Besucher gerade wegen den Amerikanern gekommen zu sein. Aber auch wer noch kein Fan war, wird in den nächsten 60 Minuten einer werden, denn genau so muss man fetten Rock spielen.

Der stimmlich bestens agierende Brent Smith zelebriert Nummern wie das fast schon verpflichtende „Sound Of Madness“, das treibende „Get Up“ oder das Lynyrd-Skynyrd-Cover „Simple Man“ mit Hingabe und Charme, sodass ihm bald das ganze Publikum aus der Hand frisst. Smith singt aber nicht bloß, er wagt auch einen Spaziergang durch die Menge, nimmt sich Zeit die Security und Fotografen zu begrüßen und feuert Shirts mit einer Kanone in die Halle. Entertainment pur! Aber auch der Rest der Band hat sichtlich Spaß und Bock auf die Show, was in Verbindung mit der bereits erwähnten furiosen Lichtshow für echtes Headliner-Feeling sorgt. Selbst die knappe Stunde Spielzeit erscheint da noch viel zu kurz.

  1. Devil
  2. Diamond Eyes (Boom-Lay Boom-Lay Boom)
  3. Enemies
  4. Monsters
  5. Get Up
  6. Cut The Cord
  7. Second Chance
  8. Simple Man (Lynyrd-Skynyrd-Cover)
  9. Sound Of Madness
  10. Brilliant

ALTER BRIDGE haben es als Headliner nun tatsächlich schwer, gegen die starke Performance von SHINEDOWN anzukommen. Die Bühne wirkt deutlich reduzierter und ein Teil der Scheinwerfer wird durch LED-Wände ersetzt. Der Einstieg in das Set der All-Star-Band erfolgt mit dem neuen Stück „Wouldn’t You Rather“ und wie schon den ganzen Abend ist auch jetzt der Sound wieder zu leise und dumpf. Viel gravierender ist aber die Art und Weise, wie sich die Band und vor allem Myles Kennedy zu Beginn der Show verhalten. Kennedy wirkt hinter seiner Sonnenbrille und durch seine Körpersprache irgendwie abweisend und kühl, während auch der Rest der Musiker statisch, fast schon gelangweilt agiert. Dies bessert sich im Lauf des Abends zwar, hinterlässt aber doch einen faden Beigeschmack.

Musikalisch wissen ALTER BRIDGE aber wie immer zu glänzen. Das Niveau von Kennedy und Tremonti liegt weit über gewöhnlichem Rock, allein die Soli der beiden am heutigen Abend sind ein ums andere Mal der Wahnsinn. mit „Blackbird“ und „Cry Of Achilles“ haben es auch zwei der komplexeren, überlangen Songs in die Setlist geschafft und so können die Gitarristen zeigen, was sie alles auf dem Kasten haben. Aber auch neue Stücke wie „Native Son“ oder „Take The Crown“ kommen gut an und das Publikum zeigt sich in großen Teilen textsicher. Der Star der Show ist aber weniger das neue Album „Walk The Sky“, als vielmehr der 50. Geburtstag von Myles Kennedy. Natürlich wird dieser mit einem kleinen Ständchen der Fans gefeiert, woraufhin sich das Geburtstagskind tatsächlich gerührt zeigt und merklich auftaut.

Mit den Krachern „Godspeed“ und „Adiccted To Pain“ beschließen ALTER BRIDGE den Abend und bringen die Fans damit noch einmal so richtig zum Kochen. Diese zwei Songs entschädigen durchaus für eine vielleicht etwas zu lange Setlist und zu abgeklärt agierende Band.

  1. Wouldn’t You Rather
  2. Isolation
  3. Come To Life
  4. Pay No Mind
  5. Ghost Of Days Gone By
  6. Broken Wings
  7. Native Son
  8. Rise Today
  9. Dying Light
  10. Cry Of Achilles
  11. Waters Rising
  12. Watch Over You
  13. Blackbird
  14. Open Your Eyes
  15. Metalingus
  16. Godspeed
  17. Addicted To Pain

Auch wenn am heutigen Abend nicht alles perfekt war, haben ALTER BRIDGE und vor allem SHINEDOWN doch gezeigt, was Rock auch im Jahre 2019 noch alles draufhat. SHINEDOWN haben sich mit ihrer grandiosen Performance für die nächste Headliner-Tour und ein paar große Slots bei Festivals empfohlen und ALTER BRIDGE tatsächlich irgendwo die Show gestohlen. Diese waren zwar musikalisch einwandfrei, konnten aber trotzdem nicht vollends überzeugen. Für THE RAVEN AGE bleibt zu hoffen, dass die Jungs vielleicht doch noch eigenständiger und packender werden können.

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