Review Alter Bridge – The Last Hero

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Hard Rock

12 Jahre – 5 Alben – 63 Songs – 322 Minuten Spielzeit. Dies sind die Eckdaten des musikalischen Schaffens ALTER BRIDGEs, die damit in puncto Produktivität zu den fleißigsten ihrer Zunft gehören.

In ihrem fünften Studioalbum „The Last Hero“ vereinigt das Quartett aus Orlando die altbewährten Eigenschaften seiner bisherigen Scheiben. Der melodische, satte und perfekt abgestimmte Sound rahmt den glasklaren Gesang ebenso harmonisch ein wie die gekonnten Gitarrenriffs und Soli. Alle Elemente ihrer Musik sind wie immer hochwertig und professionell. Myles Kennedy trifft wirklich jeden noch so hohen Ton haargenau. Mark Tremonti spielt sowohl schnellere als auch langsamere Passagen an der Gitarre so federleicht und tanzend, dass man denken könnte, es sei ein Kinderspiel. In Songs wie „My Champion“ zeigt sich der typisch runde und sehr melodische Einschlag von ALTER BRIDGE. Diese Harmonie wird nicht zuletzt durch die Backing-Vocals Tremontis erzeugt, die um eine Terz gegenüber dem Hauptgesang erhöht sind, was auch bei den stimmungsvollen Balladen wie „Cradle To The Grave“ und „You Will Be Remembered“ schwerpunktmäßig zum Einsatz kommt. Wie auch schon in den früheren Alben beginnt der Opener „Show Me A Leader“ recht fetzig und gibt seine positive Energie an den Hörer weiter. Zwar zeigen sich „The Wring On The Wall“, „The Other Side“, „Losing Patience“ und „Crows In A Wire“ teilweise metallischer, als die übrigen Songs und reihen sich hiermit in den Stil des Albums „AB III“ ein. Letztendlich münden aber auch diese Tracks in einen eingängigen und melodischen Refrain.

Auch wenn die Musik ALTER BRIDES handwerklich hochwertig ist, ähneln sich die Scheiben der US-Hard-Rocker insgesamt betrachtet jedoch sehr. Und so wirkt auch in „The Last Hero“ so mancher Song an Harmonie und Melodie überfrachtet. Die musikalischen Ursprünge sind ihnen als Creed-Nachfolge-Band eben doch auf die Stirn geschrieben. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn dies erzeugt immerhin auch einen gewissen Erkennungswert. Allerdings erinnert der Sound doch zu sehr an den Hardrock der 80er Jahre. Assoziationen mit Bands wie Europe und den virtuosen Gitarrensoli Kee Marcellos drängen sich ebenso auf wie mit den energiegeladenen und mehrstimmig gesungenen Vocals der frühen Bon Jovi oder Aerosmith. Dies alles macht ALTER BRIDGE vorsehbar und letztendlich auch austauschbar, was wiederum ab und an zu Langeweile führt. Dies gilt umso mehr, wenn man sich das enorme Volumen an Musik vor Augen hält, das die Band in nur fünf Alben produziert hat.

ALTER BRIDGE machen mit „The Last Hero“ über weite Strecken hinweg auf eine unbekümmerte Art und Weise Spaß, ohne sonderlich anspruchsvoll zu sein. Der jahrelange Erfolg der US-Amerikaner ist kein Zufall, das Gesamtpaket stimmt einfach. Folgerichtig belegten die Hard-Rocker auch mit „The Last Hero“ immerhin Platz 8 der US-Album-Charts und Platz 5 der Deutschen-Album-Charts. Und wer auf den Hard-Rock-Sound der 80er steht, für den ist das Album sicherlich sehr geeignet. Der Rest der Hörer wird sich jedoch zu Recht die Frage stellen: Wozu braucht man nach vier Alben einen weiteren gleich klingenden Tonträger?

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Vincenzo Spitale

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